Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
und lud zum Vergleich mit legendären Kriegern früherer Zeiten ein – Brutus, Roland, Karl der Große. Artus.
Als die Katapulte erneut abgefeuert wurden, folgte Edwards Blick den Geschossen. Die Belagerung dauerte erst zwei Tage, und schon wiesen die Mauern beträchtliche Schäden auf. Es würde jedoch weitaus größere Anstrengungen kosten, das Bauwerk zu zerstören. Caerlaverock Castle, wie ein Schild mit Türmen an jeder Ecke des Dreiecks geformt, stand mit hochgezogener Zugbrücke isoliert im Wasser des die Burg umgebenden Grabens. Sie war vor dreißig Jahren erbaut worden und galt als eine der wehrhaftesten Festungen Schottlands. Dahinter erstreckten sich die Salzmarschen und Sumpfebenen des Solway Firth, hinter dem England lag. Nach dem Fall des Bollwerks der Familie Bruce in Lochmaben war Caerlaverock das neue Tor zum Westen Schottlands geworden. Es war das erste Hindernis, das es auf diesem Feldzug zu überwinden galt.
»Majestät?«
Humphrey de Bohun trat neben ihn. Er trug einen blauen Überwurf mit einem breiten weißen Streifen und sechs goldenen Löwen. Sein braunes Haar wurde von einer Haube aus Kettengeflecht bedeckt, die sein breites Gesicht umrahmte, und er hatte sich seinen großen Helm unter den Arm geklemmt. »Die Arbeiten an dem Belagerungsturm gehen gut voran, Mylord. Die Baumeister meinen, er wird noch vor Ende der Woche fertig. Wenn er in den Graben herabgelassen worden ist, sollte die Plattform so hoch reichen, dass die Männer die Mauer überwinden können. Wenn wir die Burg nicht schon vorher eingenommen haben, versteht sich.«
Als Humphreys Blick zu der Burg schweifte, bemerkte Edward den Hunger darin. Vor drei Jahren hatte der junge Mann die Nachfolge seines Vaters als Konnetabel von England und Earl of Hereford und Essex angetreten, und zusammen mit diesen illustren Titeln schien er auch denselben intensiven Gesichtsausdruck geerbt zu haben – so als würde hinter seinen grünen Augen ständig irgendein Gedanke brennen oder eine Leidenschaft lodern. Edward hatte einst ein ähnliches Feuer in den anderen Mitgliedern seiner Tafelrunde gesehen, die wie König Artus’ Ritter durch Eide an ihn gebunden waren, Eide, die schwerer wogen als Lehnstreue und Loyalität. Der Krieg war für sie alle zu einer persönlichen Angelegenheit geworden. Einige hatten, wie Humphrey, Familienangehörige durch eine schottische Klinge verloren. Andere kämpften um der Aussicht auf Belohnungen oder um des Ruhmes willen. Aber alle waren hier, um Vergeltung an einem Mann zu üben, dessen Verrat ihre Reihen wie ein vergifteter Dolch durchschnitten hatte.
Robert Bruce.
Der Name war ein Dorn in Edwards Fleisch. Den letzten Berichten zufolge war Bruce von seinem Amt als Hüter Schottlands zurückgetreten und danach spurlos verschwunden. Zurückgeblieben war eine zermürbende, beunruhigende Stille. Die größte Hoffnung des Königs lag in der Überzeugung, dass, wenn jemand Bruce aufzuspüren vermochte, es Adam war, aber er hatte seit Monaten nichts mehr aus der Gascogne gehört. »Sind die Divisionen bereit?«, fragte er Humphrey.
»Wenn wir die Burg mit dem Turm stürmen und es unseren Männern gelingt, die Zugbrücke herunterzulassen, wird Euer Sohn den Hauptangriff befehligen. Wie Ihr es befohlen habt.«
Der Anflug von Zweifel in der Stimme des jüngeren Mannes entging dem König nicht. »Meint Ihr, er ist dieser Aufgabe nicht gewachsen?«
Humphrey zögerte mit der Antwort. »Ich denke, für ein erstes Kommando ist es eine große Herausforderung, Mylord.«
Der Blick des Königs schweifte über die rund um das königliche Zelt versammelten Männer und blieb an seinem Sohn hängen. Edward, der wenige Wochen vor seinem siebzehnten Geburtstag stand, war ein Spiegelbild seiner selbst in seiner Jugend; dasselbe blonde Haar und die länglichen, kantigen Züge. Im letzten Jahr war sein Sohn gewachsen und muskulöser geworden, was darauf schließen ließ, dass er auch die Statur seines Vaters erben würde. Er stand bei seinen Gefährten, allesamt Söhne von Lords oder Earls, mit Ausnahme von Piers Gaveston, der seine Position der Nachsicht des Königs verdankte. Piers, der Sohn eines Edward treu ergebenen gascognischen Ritters, war ihm als idealer Kamerad für den jungen Edward erschienen. Seither waren die beiden unzertrennlich, aber während sein Sohn damit zufrieden zu sein schien, seine Tage mit Fischen und dem Aufenthalt im Freien zu verbringen, hatte sich Piers schon einen beeindruckenden Ruf als Krieger
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