Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
blauen Augen leuchtete eine wache Intelligenz.
»Ein Kurs bleibt uns noch, Eure Heiligkeit.« Wallace’ Stimme klang rau, aber gemessen.
Bonifaz’ Augen verengten sich wissend. »Ein gefährlicher Kurs, Sir William.« Er schüttelte den Kopf. »So rasch, nachdem ich einen Waffenstillstand zwischen England und Frankreich herbeigeführt habe? Ich kann es nicht riskieren, diesen Frieden aufs Spiel zu setzen. Wenn Edward den Vertrag bricht und er und Philipp einen neuerlichen Krieg beginnen, werden sie sich beide nicht dazu bewegen lassen, das Kreuz zu nehmen und ihre Schwerter gen Osten zu richten. Jerusalem wird nie zurückerobert werden, solange die christlichen Herrscher sich gegenseitig bekämpfen.«
»Hält Edwards Krieg gegen die Schotten ihn nicht auch von einem Kreuzzug ab? In Schottland sterben Christen, Eure Heiligkeit, während die Ungläubigen in der Heiligen Stadt Moscheen bauen.«
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über das Gesicht des Papstes. »Durch den Vertrag habe ich für König Johns Entlassung aus dem Tower gesorgt, wie König Philipp es verlangt hat. Reicht es nicht, dass er sich nicht mehr in Edwards Gewalt befindet? Ich kann Euch versichern, dass es ihm in meiner Obhut an nichts fehlt.«
»Nicht, wenn mein Königreich auch weiterhin in Edwards Fesseln liegt und von seiner Armee verwüstet wird.« Wallace trat näher an den Papst heran. Das letzte Sonnenlicht fing sich in seinen Augen und färbte sein vernarbtes Gesicht rot. »Ich glaube, das ist der einzige Weg, um zu erreichen, dass er aufhört, mein Land anzugreifen. Mit König Philipps Hilfe kann Edward ohne einen Krieg aufgehalten werden. Er kann in dieser späten Phase nicht vertragsbrüchig werden, dazu hat er zu viel zu verlieren – die Heirat seines Sohnes, die Gascogne – und durch einen Kampf zu wenig zu gewinnen. Wegen seines Krieges in Frankreich hat er die Unterstützung seiner Barone verloren und seine Schatztruhen plündern müssen, und er weiß nicht, wie er sich neue Mittel beschaffen soll, um seine Armee zu unterhalten. Noch einen langwierigen Konflikt kann er sich nicht leisten.« Wallace’ Stimme klang unverändert ruhig und bestimmt. »Entlasst König John aus dem päpstlichen Gewahrsam, Eure Heiligkeit, dann erreichen wir alle unser Ziel. Im Christentum wird Frieden herrschen, und in meinem Königreich wird der rechtmäßige König auf dem Thron sitzen.«
ZWEITER TEIL
A. D. 1301
»Und so wird sich die Rache des Donnerers zeigen, denn jedes Feld wird den Bauern eine Enttäuschung bereiten. Ihre Sterblichkeit wird die Menschen dahinraffen und alle Länder entvölkern.«
Geoffrey of Monmouth,
»Die Geschichte der Könige Britanniens«
8
Ballymote, Irland, A.D. 1301
DIE ERSTEN TAGE IM GEFÄNGNISTURM vergingen für Robert rasch, die Gefahr, in der er schwebte, schien jede Minute zu beschleunigen, denn Schritte auf den Stufen oder das Klicken eines Riegels stellte stets eine potenzielle Gefahr dar. Doch am Ende der ersten Woche, während der Cormac und er von ihren Häschern weitgehend in Ruhe gelassen worden waren, begann sich die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang in die Länge zu ziehen. Als die Tage zu Wochen wurden und die Wände der Kammer immer enger zusammenzurücken schienen, kroch sie nur noch unendlich langsam dahin, und hätte er nicht sehen können, wie sich die Knospen der Eichen rund um Ballymote öffneten und wie die Gerste auf den Feldern in der Ferne immer höher wurde, hätte Robert gesagt, die Zeit wäre ganz stehen geblieben.
In diesen schier endlosen Momenten, wo ihm jeder Tag wie eine Woche und jede Woche wie eine Ewigkeit vorkam, wuchs sein Frust über seine Kerkerhaft und den Mangel an Informationen bezüglich des Schicksals seiner Brüder in ihm wie ein Geschwür, bis er alles andere überschattete. Der Umstand, dass seine Zelle eher einem Palast als einem Verlies glich, war ihm ein kalter Trost. Die mit zwei Federbetten, seidenen Läufern auf dem Boden und Gobelins an den Wänden, einem Tisch mit zwei Stühlen, an dem er und Cormac ihre Mahlzeiten einnahmen, einer Waschschüssel und sogar ein paar Büchern ausgestattete Kammer entsprach nur dem, woran Robert gewöhnt war. Aber trotz allem Luxus war und blieb sie ein Gefängnis, und während der Frühling in den Sommer überging und alle seine Pläne in seinem Kopf stagnierten, erinnerte ihn die üppige Einrichtung immer stärker daran, wo er eigentlich sein sollte. Und wo er stattdessen war.
In dieser Zeit kreisten
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