Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Roberts Gedanken oft um John Balliol. Der Mann, den Edward dazu bestimmt hatte, an Stelle Roberts Großvater auf Schottlands Thron zu sitzen, vegetierte nun in seiner eigenen prunkvollen Zelle dahin, auch er ein Opfer des Ehrgeizes des Königs, über Britannien zu herrschen; ein Ehrgeiz, der noch von den Worten der Prophezeiung und dem starken Willen der loyalen jungen Männer bestärkt wurde, mit denen Edward sich umgab. Allmählich begann es Robert, weggeschlossen, vergessen und über hundert Meilen von seinem Königreich und seinen Verbündeten entfernt, unmöglich – ja, lächerlich vorzukommen, eine solche Entschlossenheit brechen zu können. Viele der Männer des Königs waren von der festen Überzeugung beseelt, Britannien durch ihr Handeln zu retten. Dieser Glaube ließ den Kampf um die Herrschaft über Schottland weniger wie einen Krieg als vielmehr wie einen Kreuzzug erscheinen. Wie konnte ein einzelner Mann hoffen, dagegen anzukommen?
Es gab nur zwei Dinge, an denen er sich in solchen Momenten des Zweifels festklammerte. Das eine war das Vertrauen darauf, dass seine Brüder den Stab sicher nach Schottland schaffen würden, wo James Stewart ihn einsetzen konnte, um mit dem englischen König zu verhandeln. Das andere war die Hoffnung, Affraig würde tatsächlich über besondere Gaben und Macht verfügen. Aber die ganze Zeit lang hing Ulsters Drohung, ihn als Verräter an Edward auszuliefern, wie ein Schwert an einem dünnen Faden über ihm.
Am Anfang seiner Haftzeit hatte der Earl Robert mehrfach besucht, ihm die Freiheit in Aussicht gestellt, wenn er ihm verriet, wohin seine Brüder den Stab brachten, und ihn dann vor den Folgen für ihn gewarnt, wenn er dies nicht tat. Diese Besuche waren seltener geworden und in größeren Abständen erfolgt, als der Sommer ins Land zog. Ihm wurde bald klar, dass Ulster mit dringenderen Angelegenheiten beschäftigt war; eine Tatsache, die Robert dadurch herausbekommen hatte, dass er stundenlang am Fenster saß, das Kommen und Gehen der Männer des Earls beobachtete und registrierte, dass die bewaffneten Truppen, die zur Burg kamen oder sie verließen, immer größer wurden. Manchmal kehrten diese Truppen in reduzierter Stärke zurück oder brachten Verwundete mit.
Da Robert alle Informationen brauchte, die er bekommen konnte, knüpfte er eine freundschaftliche Beziehung zu einem der Diener an, die ihnen ihre Mahlzeiten brachten, einem geschwätzigen Mann namens Stephen. Dank Stephens loser Zunge erfuhr er, dass entlang der Grenzen von Connacht die Bedrohung durch irische Häuptlinge ständig wuchs, die ihre alten Feindschaften begruben, um sich gegen die englischen Siedler zu verbünden. Auf diese Gerüchte folgte bald darauf aufgeregtes Getuschel über eine von Ulsters Grenzfestungen, die überfallen und deren Garnison niedergemetzelt worden sein sollte. In Ballymote herrschte Alarmbereitschaft, die gesamte Aufmerksamkeit war auf das Umland konzentriert.
Während dieser turbulenten Zeit entschlüpfte es Stephen, dass zu Ehren der bevorstehenden Hochzeit von Earl Richards jüngster Tochter mit einem mächtigen hiesigen Lord in der Burg ein großes Fest stattfinden sollte. Kurz darauf summte ganz Ballymote wie ein Bienenkorb, als mit den Vorbereitungen für die Festlichkeiten begonnen wurde – die Dienerschaft des Earls war sichtlich froh, sich mit etwas Erfreulicherem von der unsicheren Lage im Land ablenken zu können. Robert, der Stephens Berichten von all den erlesenen Speisen, die zubereitet wurden, und den ranghohen Gästen, die erwartet wurden, interessiert lauschte, begann einen Plan auszuarbeiten.
»Da kommen noch welche.« Cormac wandte sich vom Fenster ab, von dem aus er das Eintreffen der Gäste beobachtet hatte. Fackelschein fiel durch die Bleiglasscheiben und setzte sein rotes Haar in Flammen. Einige Zeit zuvor hatten sie gehört, wie das Fallgitter hochgezogen worden war, gefolgt vom Hufschlag einer Reitergruppe, der ersten von vielen – einige der zu der Verlobungsfeier geladenen Leute reisten sogar in Kutschen an. »Ich habe insgesamt zwanzig kleine Gesellschaften gezählt. Sieht aus, als würde die Halle des Earls heute Abend aus allen Nähten platzen.«
Robert, der sich an der Tür postiert hatte, nickte, konzentrierte sich aber auf die Unterhaltung der Wächter, die er gedämpft durch das Holz mit anhören konnte. Während der letzten Stunden waren ihre Stimmen etwas lauter und ihr Lachen weniger gepresst geworden. Das Fest bot den Männern
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