Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
des Earls eine willkommene Gelegenheit, die Anspannung abzuschütteln, die sich während der letzten Monate aufgebaut hatte, und das Ale schien in Strömen zu fließen. Irgendwo in der Burg, hinter den langen Gängen und Wendeltreppen, erklang Musik.
»Er hat sich verspätet«, stellte Cormac fest, dabei blickte er stirnrunzelnd zum tiefblau schimmernden Abendhimmel auf. Dann sah er Robert an. Sein jungenhaftes Gesicht verzog sich besorgt. »Vielleicht hat man uns in all der Aufregung vergessen.«
»Er wird schon noch kommen«, versicherte ihm Robert, obwohl sich sein Magen angesichts der gegenteiligen Möglichkeit zusammenkrampfte.
Vor der Tür brandete Gelächter auf.
Die Zeit verstrich, die Musikfetzen wurden von den Rufen der Stallburschen im Hof begleitet, während immer noch weitere Gäste eintrafen.
Endlich vernahm Robert, worauf er gewartet hatte – Schritte draußen auf der Treppe. Er nickte Cormac warnend zu und huschte geräuschlos durch den Raum. Die beiden Männer nahmen am Tisch Platz und hörten zu, wie der Riegel zurückgeschoben wurde. Die Tür ging auf, zwei Diener erschienen im Rahmen. Der ältere und stämmigere trug eine große Platte mit Essen, der andere, ein pickelgesichtiger Junge, einen Zinnkrug und zwei Kelche. Nachdem sie die Kammer betreten hatten, schlossen die Wachposten die Tür hinter ihnen.
»Guten Abend, Sir Robert«, grüßte der ältere Mann. Sein Gesicht war erhitzt, seine Wangen gerötet. »Entschuldigt bitte die Verspätung. Die Köche wissen nicht, wo ihnen der Kopf steht.«
»Das ist verständlich, Stephen.«
»Aber Eure Geduld wird belohnt, Sir«, fuhr Stephen fort, als er die Platte auf den Tisch stellte. »Es gibt Lachs und Wildschwein. Und Ned hat einen Krug Gascognerwein, der eines Königs würdig ist.«
Als Stephen sich vorbeugte, konnte Robert Ale in seinem Atem riechen. »Sind Earl Richards Gäste schon alle eingetroffen?«, fragte er, dabei griff er nach einem der silbernen Messer, die zum Zerschneiden des Fleisches neben der Platte lagen. Auch Leinentücher, mit denen sie sich das Fett von den Fingern wischen konnten, fehlten nicht.
Ned war um den Tisch herumgegangen, stand jetzt ganz in Cormacs Nähe und schenkte den Wein ein.
»Allerdings. In der großen Halle wird schon ausgelassen gefeiert.« Stephen kicherte. »Ich schätze, das wird eine lange Nacht werden.« Er neigte den Kopf. »Genießt Eure Mahlzeit, Sir Robert.«
»Schür das Feuer, bevor du gehst, Stephen.« Robert schnitt eine Fleischscheibe ab und ließ sie auf seinen Teller gleiten.
»Natürlich, Sir.«
Als Stephen zum Kamin trat und sich über den Korb mit Holzscheiten beugte, wechselte Robert einen Blick mit Cormac.
Sein Ziehbruder bewegte sich blitzschnell, während Ned noch immer mit Krug und Wein beschäftigt war. Er schlang einen Arm um den Hals des pickeligen Jungen und hielt ihm das Messer, das er vom Tisch gerissen hatte, vor das Gesicht. »Wenn du schreist, steche ich dir die Augen aus«, zischte er Ned ins Ohr.
Robert schnellte mit dem Messer in der einen und dem Leinentuch in der anderen Hand mit zwei Sätzen durch die Kammer, kauerte sich neben Stephen, der noch immer unaufhörlich schwatzend Scheite in den Kamin schob, und bohrte ihm die Messerspitze in die fleischige Seite. »Tu genau das, was ich dir sage.«
Stephen erstarrte mit dem Scheit in der Hand. Sein Blick wanderte von Roberts Gesicht zu dem bedrohlich blitzenden Messer.
»Bind dir das vor den Mund.« Robert reichte ihm das Leinentuch. »Aber fest!«
Stephen ließ das Scheit sinken und griff mit zitternden Händen nach dem gefalteten Tuch. Er zog sich den Stoff über den Mund und knotete ihn hinter dem Kopf zu. Am Tisch wies Cormac Ned an, dasselbe zu tun.
»Und jetzt beweg dich!« Robert hielt das Messer unverwandt auf Stephen gerichtet, als er den geknebelten Diener zum Tisch drängte. »Setzt euch. Alle beide.« Als die beiden Männer gehorchten, nickte Robert Cormac zu, woraufhin dieser zu seinem Bett lief und die Decke zurückschlug. Ein provisorischer Strick kam zum Vorschein. Es war sein Laken, das er an diesem Nachmittag eigens zu diesem Zweck zerrissen und zusammengeknotet hatte. Robert hockte sich vor den Dienern auf den Boden und ließ das Messer über ihnen schweben, aber ihm war klar, dass keiner der Männer sich zur Wehr setzen würde, dazu waren sie viel zu verängstigt. Ein dünnes Rotzrinnsal rann aus Neds Nase.
Cormac schlang die verknoteten Stoffstränge um die Handgelenke beider Diener
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