Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Kindheit zog vor Roberts geistigem Auge vorbei – Turnberry Castle, hoch oben auf den Klippen der Küstenlinie von Carrick gelegen, über dem tosenden Meer. Erinnerungen an seinen Großvater und Vater, seine Mutter, seine Schwestern und Brüder folgten auf dem Fuß, und durch Ulsters schroffe Worte heraufbeschworene Zweifel begannen an ihm zu nagen. Doch dann zeichnete sich ein Bild klarer und deutlicher ab als alle anderen: ein grüner Reif in einem Netz aus Zweigen, der im Geäst einer Eiche baumelte. Er entsann sich nur allzu gut der Nacht, in der Affraigs runzlige Hände ihn angefertigt hatten – dieselben Hände, die ihn auf die Welt geholt hatten. Dort, in ihrem Haus voller Kräuter und Knochen, war sein Ziel, König zu werden, manifestiert und sein Schicksal in eine Krone aus Heidekraut und Geißklee eingeflochten worden.
Er hatte nicht alles für nichts gegeben. Er hatte alles, was er einst gehabt hatte, für alles, was er eines Tages sein könnte, aufgegeben: seine Ländereien für ein Königreich, seine Familie für ein Volk. Seine Reichtümer für eine Krone. »Ja, das war es, Sir Richard. All diese Dinge bedeuten nichts, wenn Schottland nicht frei ist.«
Ulster lachte grimmig. »Wallace ist scheinbar doch nicht so weit weg. Ihr seid zum Sprachrohr dieses Schurken geworden!«
»Da bin ich nicht der Einzige. James Stewart, Euer eigener Schwager, führt jetzt die Rebellion an. Und es erheben sich auch weit mehr Stimmen als die von Wallace und mir, um gegen König Edwards Versuche zu protestieren, die Herrschaft über unser Reich an sich zu reißen.«
Bei der Erwähnung von James Stewart, des Großhofmeisters von Schottland und Mann seiner Schwester Egidia de Burgh, wurden Ulsters Augen schmal. Er wandte sich an seinen Hauptmann. »Esgar, ich brauche etwas, das mir den bitteren Geschmack im Mund versüßt. Ich nehme an, Ihr habt den Stab?«
Esgar warf Robert einen Blick zu. Sein Gesicht verfinsterte sich. »Nein, Mylord.«
Als der Ritter berichtete, was sich am Ufer des Sees zugetragen hatte, verhärteten sich Ulsters Züge vor Zorn.
»Ich wollte die Gefangenen selbst zu Euch bringen«, schloss Esgar. »Aber zwanzig meiner Männer verfolgen Sir Roberts Gefährten, und sie werden sie finden. Wir unterhalten auf dem ganzen Weg von hier bis Antrim, wo sie höchstwahrscheinlich hinwollen, Garnisonen. Meine Männer haben Anweisung, mich sofort zu benachrichtigen, wenn sie die Reliquie an sich gebracht oder irgendetwas über ihren Verbleib erfahren haben.«
»Wo werden Eure Männer den Stab hinbringen?«, wollte Ulster von Robert wissen. »Zu Lord Donough?« Als Robert keine Antwort gab, fügte der Earl hinzu: »Ich kann seine Halle noch einmal niederbrennen, wenn es sein muss. Diesmal bis auf die Grundmauern.«
»Dann wird mein Vater sie erneut wiederaufbauen!«, spie Cormac. Seine Stimme zitterte vor Hass.
Ulster achtete nicht auf den Wutausbruch des jungen Iren, seine Aufmerksamkeit galt allein Robert. »Ihr werdet reichlich Zeit haben, Eure Haltung zu überdenken, bevor ich Euch König Edward übergebe.« Als Robert auch weiterhin beharrlich schwieg, zog Ulster die Brauen zusammen. Ein fast väterlicher Ausdruck – eine Mischung aus Bestürzung und Sorge – huschte über sein Gesicht. »Sagt mir, wo Eure Männer den Stab des Malachias hinbringen, dann werde ich in Anbetracht meiner langen Freundschaft mit Eurer Familie erwägen, Euch König Edward nicht auszuliefern. Auf den Stab kann ich nicht verzichten, aber in Bezug auf Eure Person ist es mir vielleicht möglich, Nachsicht zu üben.« Als er erneut keine Antwort erhielt, verschanzte Ulster sich wieder hinter seiner üblichen grimmigen Fassade. »Esgar, Ihr werdet mit Euren Leuten beim ersten Tageslicht nach Antrim aufbrechen. Ich denke, seine Männer werden entweder versuchen, den Stab zu verstecken oder ihn nach Schottland zu schaffen. Wenn Letzteres der Fall ist, müssen sie sich ein Boot beschaffen. Spürt sie auf. Befragt alle Mitglieder von Donoughs Familie und jeden Mönch der Abtei von Bangor – so lange, bis Ihr herausfindet, wo sich der Stab befindet.«
Esgar verneigte sich. »Ich werde Euch nicht noch einmal enttäuschen, Mylord.«
»Und schafft mir diesen Verräter aus den Augen!«
Robert spürte, wie er bei den Armen gepackt wurde. »Ich habe gesehen, wie sehr Irland unter Edwards Joch leidet«, rief er, als Ulster sich abwandte und davonging. »Er blutet Euer Land aus!«
Ulster verlangsamte kurz seine Schritte, drehte sich
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