Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Elizabeth die Stirn runzeln. »Ihr werdet doch Euer Versprechen halten, Sir Robert? Ihr nehmt mich mit nach Schottland?«
Er zögerte einen Moment mit der Antwort. »Ja, aber wir müssen schneller vorankommen.«
Als sie knapp nickte, stieg Robert etwas beschwichtigt die knarrenden Stufen hinunter. Elizabeth schien die Lüge zu glauben. Hoffentlich würde sie sich dann morgen zu größerer Eile antreiben. Und dann würde er sie, wenn sie Antrim erreicht hatten, in die Obhut seines Ziehvaters geben, damit sie gegen Cormac ausgetauscht werden konnte. Danach konnte Ulster mit ihr machen, was er wollte, und das wäre das Ende der Geschichte.
Robert verließ das Haus und trat in den Regen hinaus; dabei rückte er das an seiner Hüfte festgeschnallte Schwert zurecht. Vielleicht fanden sich in einigen der Gebäude noch genießbare Essensvorräte, Salzfleisch oder Hafer zum Beispiel. Während er zielsicher die Straße hinunterschritt, wo sich der sich verdunkelnde Himmel in den Pfützen widerspiegelte und Regen auf die Dächer trommelte, hallten die Worte, die er dann doch nicht zu Elizabeth gesagt hatte, in seinem Kopf wider: Ich muss zu meinem Königreich zurück.
Bis jetzt hatte er die Absicht, den Thron von Schottland für sich zu beanspruchen, fast ausschließlich als eine Art persönliches Vermächtnis aufgefasst. Es war sein Großvater, der durch Blut und ein Versprechen nach dem Tod von König Alexander zum rechtmäßigen Thronanwärter hätte ernannt werden sollen. Nach der Absetzung John Balliols war es an niemand anderem als an ihm, Robert, dem der alte Bruce seinen Anspruch übertragen hatte, auf sein Recht auf die Krone zu pochen. Die Flamme dieser Überzeugung, vom Ehrgeiz seines Großvaters und Vaters in ihm entzündet, war in den folgenden Jahren von seinen Anhängern angefacht worden; von mächtigen, einflussreichen Männern wie James Stewart. Doch irgendwo auf dieser Reise gen Norden, in der erdrückenden Stille des verarmten Landes, war etwas in ihm erwacht, das jetzt in dieser verlassenen Ortschaft Gestalt in ihm annahm.
Das von einem abwesenden Herrscher zur Finanzierung von Kriegen im Ausland ausgeblutete Land war eine ernüchternde Vision. Konnte das Los dieser verlassenen Stadt unter Edward auch die Zukunft von Turnberry oder Ayr sein? Der englische König hegte keine Liebe für Schottland und seine Bewohner, daran hatte er nie einen Zweifel gelassen. Was hatte er doch gleich gesagt, als er nach der ersten Invasion die Grenze zu England überquert und es Bürokraten überlassen hatte, das Reich zu regieren? Ein Mann leistet gute Arbeit, wenn er sich von Unrat befreit. Wenn es Edward gelang, die Rebellion niederzuschlagen und die Herrschaft an sich zu reißen, würden sie dann eines Tages dasselbe Schicksal erleiden wie Irland? Würde er Schottland mit Forderungen nach Abgaben und Getreidelieferungen auspressen, um einen weiteren Krieg in der Gascogne zu finanzieren, wenn die Friedensverhandlungen mit König Philipp erfolglos abgebrochen wurden oder es zu einem neuerlichen Aufruhr in Wales kam?
Robert war so in seine Gedanken versunken, als er durch die schmalen Hintergassen auf eine Reihe von Scheunen zuschlenderte, dass er das Pferd erst bemerkte, als er es fast erreicht hatte. Er blieb wie angewurzelt stehen und starrte das direkt vor ihm angebundene Tier an. Es war ein großes weißes Schlachtross, das Pferd eines Ritters oder wohlhabenden Mannes. Statt eines Sattels trug es eine Decke auf dem Rücken, war aber aufgezäumt. Die Zügel waren um einen Pfosten vor einer Scheune geschlungen, deren Türen ein Stück offen standen. Das Pferd schnaubte, als es ihn sah, und stampfte mit den Hufen. Eisen traf hallend auf den harten Boden.
Hastig verbarg Robert sich in einem Hauseingang. Seine Finger schlossen sich um das Heft seines Schwertes, sein Herz hämmerte angesichts des unerwarteten Beweises für die Anwesenheit eines anderen menschlichen Wesens nach all der Zeit allein in der Wildnis. Das Pferd schnaubte erneut, und ein paar Sekunden später tauchte eine Gestalt aus der Scheune auf, ein hoch gewachsener, muskulöser Mann in einem dunklen Umhang. Das Haar fiel ihm bis auf die Schultern, und er trug einen Vollbart. Doch es war die Waffe in seiner Hand, die Roberts Aufmerksamkeit fesselte. Der Mann hatte eine Armbrust bei sich. Als sein Blick über die dunkle Straße hinwegwanderte und sich auf die Türschwelle heftete, zog sich Roberts Brust zusammen. Nach einem Moment verschwand der Fremde
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