Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Wangen.
Comyn brachte sein Pferd zum Stehen und nahm schwer atmend Helm und Haube ab. Sein strähniges dunkles, vor Kurzem kurz geschorenes Haar klebte ihm am Kopf und ließ sein schmales Gesicht noch hagerer erscheinen. Das Wappen auf seinem Überwurf – drei weiße Weizengarben auf einem roten Schild, das Emblem der Roten Comyns – fand sich auch auf der Schabracke seines Pferdes wieder. Schweiß kribbelte auf seiner Haut, der salzige Geschmack mischte sich mit dem metallischen des Visiers, das er jetzt loshakte und wegzog. Er winkte seinen Knappen zu sich und warf ihm den Helm zu, bevor er mit schmerzenden Muskeln aus dem Sattel glitt. »Dungal!«, rief er scharf, als er ein bekanntes Gesicht in dem Gewühl entdeckte.
Dungal MacDouall, ehemaliger Hauptmann der Armee von Galloway, bahnte sich einen Weg durch die Menge. Sein hartes, humorloses Gesicht schimmerte im Sternenlicht so weiß wie der Löwe auf seinem Überwurf.
»Haben sie euch verfolgt?«, fragte Comyn, als Dungal bei ihm angelangt war.
»Nicht lange. Ihre Pferde waren zu klobig, um tief in den Wald vorzudringen. Ich habe das Horn des Königs gehört, der sie zurückgerufen hat.«
Comyn nickte grimmig. »Ich nehme an, sie hatten Dringlicheres zu tun. Die Feuer haben sich schneller ausgebreitet, als ich zu hoffen gewagt hatte.«
»Ihre Festung wird bei Tagesanbruch nur noch Asche sein«, stimmte Dungal sichtlich zufrieden zu.
Als Comyn die hochgewachsene Gestalt seines Vaters erblickte, ging er zu ihm hinüber. Kiefernzapfen knirschten unter seinen Stiefeln.
Der Lord of Badenoch sprach mit seinem Vetter, dem Earl of Buchan und Oberhaupt der Schwarzen Comyns. Buchan, ein imposanter, gut gebauter Mann, hatte dasselbe längliche Gesicht und die dunklen Augen wie Comyns Vater. Er hatte sich seinen Helm unter den Arm geklemmt, und sein Überwurf bauschte sich im Wind. Drei Weizengarben, diesmal auf einem schwarzen Schild, zierten das Kleidungsstück. Die beiden Vettern beherrschten die tonangebenden Zweige der Familie Comyn, deren Macht und Einfluss von den Tälern des Grenzlandes bis hin zu den Bergen und Ebenen des Nordostens des Königreichs reichten. Bei ihnen standen Ingram de Umfraville, ein Verwandter John Balliols, und Robert Wishart, der Bischof von Glasgow.
»Wir haben höchstens zwanzig Männer verloren, Exzellenz. Alles in allem war es ein Erfolg.«
»Erfolg oder nicht, jedes verlorene Leben ist zu betrauern, Sir John.« Wisharts Stimme klang barsch. Seine gedrungene, massige Gestalt verlieh ihm das Aussehen eines Bullen.
»Und Eure Gebete werden unseren Toten ebenso zugutekommen, wie unsere Pfeile den Lebenden zugutegekommen sind. Nach einem verlustreichen Sommer brauchten unsere Leute einen Sieg. Wir haben ihnen zu einem verholfen.«
»Aber wir müssen noch mehr tun.« Comyn trat zu ihnen. Als die Männer sich umdrehten, bemerkte er, wie erschöpft sein Vater aussah. Eine Krankheit, die ihn seit einigen Wochen plagte, hatte seine Haut fahl werden lassen. Der Angriff auf Lochmaben schien seine letzte Kraft gekostet zu haben, obwohl seine Stimme scheinbar nicht davon betroffen war, denn sie klang so schroff und gebieterisch wie immer.
»Dein Plan ist besser aufgegangen, als ich erwartet habe, mein Sohn. Ich muss dich loben.«
»Danke, Vater«, erwiderte Comyn steif. »Trotzdem hätte ich ihr Lager lieber vollständig zerstört gesehen. König Edward wird wieder aufbauen, was wir heute Abend niedergebrannt haben.«
»Aber der Wiederaufbau wird seine Pläne für einen neuen Feldzug beeinträchtigen. Lochmaben war die Basis, von der aus er weitere Angriffe geführt hätte. Jetzt wird er seine beschränkten Mittel dazu verwenden müssen, alles wieder instand zu setzen.«
Ingram de Umfraville warf eifrig ein: »In der Tat. Es wird uns die Zeit verschaffen, um weitere Männer zusammenzuziehen und auszubilden und …«
»Wir haben genug Soldaten.« Comyn entging nicht, dass Umfravilles Gesicht sich ob der Unterbrechung verfinsterte, aber das kümmerte ihn wenig. Der Mann war vor Kurzem zum dritten Hüter Schottlands gewählt worden und bildete mit ihm selbst und William Lamberton jetzt ein Triumvirat. Comyn verdross es zutiefst, dass die Edelleute es für nötig befunden hatten, noch einen Mann in dieses hohe Amt einzusetzen, und wachte eifersüchtig darüber, dass Umfraville nicht die Autorität untergrub, die er im Lauf der letzten zwei Jahre erworben hatte. »Wir müssen unsere Stärke jetzt gezielt einsetzen.«
»Was schlagt Ihr
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