Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Titel: Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Young
Vom Netzwerk:
sie an seinen Großvater erinnert. Das Bild veränderte sich, verwandelte sich in das höhnische, hasserfüllte Gesicht von Roberts Vater. Auch er war wie sein Vater vor und sein Sohn nach ihm einmal zu ihr gekommen, um sich ihrer Künste zu bedienen. Er war wütend und betrunken gewesen, aber sie hatte seine Münzen genommen und ihm zu dem gewünschten Zauber verholfen.
    Als sie später von einem seiner Männer angegriffen worden war, war sie mit noch an Hals und Schenkeln sichtbaren Würgemalen und Prellungen zum Earl gegangen und hatte Gerechtigkeit gefordert. Doch der Bastard hatte ihr nur ins Gesicht gelacht und gesagt, sein Gefolgsmann sei mehr wert als tausend Hexen, und das, nachdem sie sein Schicksal gewoben und seinen Sohn und Erben bei seiner Geburt gerettet hatte. Am nächsten Tag hatte sie sein Schicksal in Stücke gerissen und die Fetzen vor den Mauern von Turnberry Castle verstreut. Für diese Tat hatte er sie aus dem Dorf verbannt.
    Sowohl der Vater als auch der Sohn hatten dasselbe Ziel angestrebt: König von Schottland zu werden. Die Geschichte wiederholte sich. Vielleicht hatte sie, indem sie das erste Schicksal zerstörte, unbewusst auch den Sohn verflucht; den Sohn, den sie als schreiendes, blutverschmiertes Bündel auf die Welt geholt hatte, als Mars rot am Himmel stand. Den Sohn, der bislang tief in die Fußstapfen seines Vaters getreten war.
    Brigids Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
    »Du willst nur aufgrund der Worte eines verängstigten Bauern das zerstören, was du im Angesicht der Göttin angefertigt hast?«
    »Die Götter verspotten mich, Mädchen. Ich kann einen Mann nicht zum König machen. Oder Elenas Narben heilen oder dir deinen Mann und deinen Sohn zurückbringen.«
    Die schmerzliche Erinnerung bewirkte, dass sich tiefer Kummer auf Brigids Gesicht ausbreitete wie ein nasser Fleck auf einem Tuch. Ihr Mann war bei dem Angriff der Engländer auf Ayr getötet worden – von den Schlachtrössern der Ritter unter den Hufen zermalmt –, ihr Sohn von englischen Klingen in Stücke gehackt, als er ihm zu Hilfe kommen wollte. Brigid hatte alles vom Fenster ihres Hauses mit angesehen. Als sie ins Freie gestürzt war, um ihren sterbenden Sohn in die Arme zu schließen, waren die Ritter an ihr vorbeigaloppiert, um ihre brennenden Fackeln auf die Strohdächer zu schleudern. Und als sie mit dem Blut ihrer Liebsten verschmiert zu ihrem Haus zurückgetaumelt war, hatte bereits alles lichterloh in Flammen gestanden. Es gelang ihr, ihre Tochter zu retten, aber das Kind trug furchtbare Narben davon. Auf einer Seite war Elenas Gesicht glatt und weich, die andere bildete eine Fratze aus Narbengewebe, wulstig und aufgeworfen wie über einem heißen Feuer geröstetes Schweinefleisch.
    Affraig hatte jede Arznei, jeden Zauber angewandt, den sie kannte, um die Entstellung des Kindes zu mindern, doch nichts hatte geholfen.
    Elena barg das Gesicht am Hals ihrer Mutter, als Affraig sie anstarrte. »Meine Macht schwindet«, murmelte sie. »Zusammen mit diesem Land. Ich fürchte, wir werden unser Königreich verlieren. Es wird von der großen Schlange England geschluckt werden.«
    »Ich kenne niemanden, der mehr von Kräuterheilkunde versteht als du«, erwiderte Brigid. »Aber du verstehst nichts von Männern und ihrer Politik. Was sagt dir dein Herz über Robert Bruce?«
    Affraig blickte zum Himmel empor. »Ich weiß es nicht«, versetzte sie müde. »Vor meinen Augen liegt ein Schleier.« Während sie in Gedanken versunken dastand, flog ein Schwarm Wildgänse in geschlossener Phalanx über sie hinweg Richtung Turnberry. Dem Flug der Tiere haftete etwas Entschlossenes an, etwas Geradliniges und Aufrichtiges. Affraig schleuderte den Stock in den Schlamm.

21
    Writtle, England, A.D. 1302
    » SIE SIND DA. «
    Robert, der auf der Bettkante saß und seine Stiefel anzog, blickte auf. Elizabeth stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster. Die Läden standen offen, der Himmel leuchtete scharlachrot, rosa und bernsteinfarben. Der Frühlingsabend war still und frisch. Von den umliegenden Weiden wehte das Blöken der Lämmer herüber, und auf den Feldern, wo Weizen und Roggen wuchsen, krächzten Krähen. Und in der Ferne erklangen Hufschläge.
    Als er sich erhob und hinter sie trat, stieg Robert der Duft von Mandelöl und Lilien in die Nase. Er erkannte das Parfüm seiner Frau nicht. Seiner Frau. Die Worte nagten noch immer an ihm, obwohl er mittlerweile genug Zeit gehabt hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Elizabeth

Weitere Kostenlose Bücher