Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
flankierte Tische standen sich in der Halle gegenüber. Auf den Bänken drängten sich Lords und Ladys in samtenen Tuniken, federgeschmückten Kappen, Satingewändern und Schleiern. Die Flammen zahlreicher Bienenwachskerzen spiegelten sich in den gewölbten Oberflächen von silbernen Schalen und Kelchen wider. Als die letzten Gäste, darunter auch Robert und seine Männer, die Halle betraten, trugen die Diener bereits in Soße schwimmende Neunaugen, Platten mit Fisch und Fleisch sowie mit Vögeln gefüllte Pasteten auf.
Einen Moment lang fühlte sich Robert in die Halle seines Großvaters in Lochmaben zurückversetzt, umgeben von Wärme, Gelächter und Gesang; er roch das geröstete Fleisch des Hirsches, den er mit dem alten Lord gejagt hatte, lauschte den Dudelsackklängen und sah die Augen seines Großvaters zufrieden funkeln, während sein Blick über seine in seiner Gastfreundschaft schwelgenden Männer hinwegschweifte. Die Illusion zerbarst, als er König Edward in einem prunkvollen weißen, mit Hermelinpelz gesäumten Gewand an der erhöhten Tafel der Halle sitzen sah. Seine junge Königin saß zu seiner Linken, Richard de Burgh zu seiner Rechten.
Als er in die Halle geführt wurde, spürte Robert, wie sich die Augen einiger hundert Männer und Frauen auf ihn richteten. Am Rande seines Blickfeldes nahm er ein Meer geröteter Gesichter wahr. Rote Münder öffneten sich, als die Lords ihren Nachbarn etwas zuraunten, fettige Finger hielten im Griff nach einem Kelch oder einem Knochen inne. Neben neugierigen und geringschätzigen fing er auch viele hasserfüllte Blicke auf. Die Mitglieder der Tafelrunde, die einst als Drachenritter, die darauf warteten, in Edwards inneren Zirkel aufgenommen zu werden, seine Brüder gewesen waren, waren vollzählig anwesend und machten aus ihrer Verachtung für ihn kein Hehl.
Robert legte eine Hand an seinen Gürtel; dorthin, wo für gewöhnlich sein Breitschwert hing. Die Klinge seines Großvaters, die Ulster ihm zurückgegeben hatte, befand sich in seiner Unterkunft. Keinem Mann war es gestattet, bewaffnet die Halle des Königs zu betreten, geschweige denn einem, der noch vor ein paar Tagen als Verräter gegolten hatte. Zwischen den Lords und Earls saßen Edelfrauen, darunter auch Joan de Valence, Aymers Schwester und die Frau von John Comyn. Sie hatte Comyn zwei Kinder geboren, während zwischen ihm und Edward Frieden geherrscht hatte, aber nach seiner Rebellion waren Joan und ihre Sprösslinge vom König nach England zurückbeordert worden. In dem Wandbehang hinter ihr erblickte Robert die Gesichter von Wölfen in gewebten Wäldern.
Sein Bruder und die Knappen wurden zu einem Tisch in der Nähe geleitet, er selbst zur Tafel des Königs. Als er allein die Stufen des Podests emporstieg, hörte er seinen Bruder scharf den Atem einziehen, drehte sich aber nicht um, um festzustellen, was der Auslöser dafür gewesen war. Er blieb vor dem König stehen und verneigte sich, dabei kam ihm der Gedanke, dass alle hier Anwesenden vielleicht auf die große vergoldete Lüge dieses Mannes hereingefallen waren. Am liebsten hätte er ihnen laut zugerufen, dass ihr geliebter König sie möglicherweise alle übel getäuscht hatte. »Mylord.«
Edwards Blick heftete sich so eindringlich auf ihn, als forsche er in seinem Gesicht nach irgendetwas. Nach einer kurzen Pause ergriff er das Wort. »Ihr dürft Platz nehmen.«
Robert richtete sich auf und schritt am Tisch entlang bis zum Ende der Tafel. Dabei kam er an Humphrey de Bohun vorbei, der ihn nicht ansah, sondern sich umdrehte, um sich mit der jungen Frau neben ihm zu unterhalten. Sie war groß und schlank und trug ein fließendes perlweißes Gewand. Das einzig Farbige an ihr war die Röte, die ihr der Wein in die Wangen getrieben hatte. Sie nickte zu etwas, das Humphrey gesagt hatte, musterte Robert dabei aber mit kühlen, abschätzenden Augen. Es war Bess, die jüngste Tochter des Königs. Mit der koboldhaften jungen Prinzessin, die vor Jahren auf dem Turnierfeld ein Unterpfand in Helena de Beauchamps Hand gedrückt und sie in seine Richtung geschoben hatte, hatte sie nichts mehr gemein. Robert bemerkte, dass eine ihrer Hände über der von Humphrey lag. An Bess’ anderer Seite saß Elizabeth de Burgh.
Ulsters Tochter war nicht mehr als das verwahrloste Mädchen zu erkennen, das erst vor wenigen Monaten mit ihm durch Irland geflüchtet war. Zart gebaut, in einem elfenbeinfarbenen Kleid und mit hochgestecktem, von einem silbernen Netz
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