Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Bruce gelangt. Er selbst hatte die berühmte Isobel de Clare nie kennengelernt, da sie vor seiner Geburt gestorben war, aber sein Großvater hatte sie ihm als englische Adlige beschrieben, der er viel Freude im Leben und viele reiche Landsitze verdankte. Writtle war eines von zahlreichen Rittergütern, die Robert nun, da er sich Edward unterworfen hatte, erben würde.
Sein Vater saß am Kopf der erhöhten Tafel, drehte einen Weinkelch in den Händen und nahm die Grüße seiner Gäste entgegen. Trotz der Wärme in der von Kerzen erleuchteten Halle hatte er seine massige Gestalt in einen schweren Mantel gehüllt. Der alte Bruce lebte in Writtle, seit der König ihn nach Roberts Überlaufen zu Wallace und seiner Rebellion als Statthalter von Carlisle entlassen hatte. Zu jeder Seite des Lords saß ein Mann. Einer war Edward Bruce, lässig in ein Leinenhemd und eine Hose gekleidet, dessen Blick müßig den Dienern folgte, die an den Tischen entlangeilten und Weinkelche vor die Gäste hinstellten. Der andere trug ein schlichtes braunes Gewand, sein schwarzes Haar umrahmte ein ernstes Gesicht. Alexander, der Bruder, den Robert seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, war vor vier Tagen aus Cambridge eingetroffen, wo er Theologie studierte.
Zuerst hatte Robert sich gefreut, ihn wiederzusehen, denn ihm war klar geworden, wie sehr er seine Familie, die erst durch den Tod seiner Mutter in alle Winde zerstreut worden war, vermisst hatte. Ihr Vater hatte vor Kurzem eine Nachricht aus Kildrummy Castle erhalten, wo Roberts Schwester Christina, die Frau von Earl Gartnait of Mar, einen Sohn zur Welt gebracht hatte. Robert hatte erleichtert vernommen, dass seine jüngeren Schwestern Mary und Matilda bei ihr und in Sicherheit waren, aber seine Freude über das Wiedersehen mit seinem Bruder hatte nicht lange angehalten, denn Alexander hatte kaum ein Wort mit ihm gewechselt.
Als er sich zu ihnen gesellte, registrierte Robert mit einem mulmigen Gefühl im Magen, dass der zinnerne Weinkrug vor seinem Vater bereits fast leer war.
Alexander warf ihm einen Blick zu, als er Platz nahm. »Lady Elizabeth scheint sich gut eingelebt zu haben«, bemerkte er nach einer gestelzten Pause.
»In der Tat«, knurrte ihr Vater, bevor Robert antworten konnte. »Mein Sohn sollte seinem Schöpfer auf Knien für sein Glück danken.« Sein Blick heftete sich auf Robert. »Angesichts deines Verhaltens während der letzten Jahre durftest du schwerlich auf eine so vorteilhafte Verbindung hoffen. Und trotzdem siehst du aus, als würdest du deiner eigenen Beerdigung beiwohnen!« Der alte Bruce rief mit einem Fingerschnippen einen Pagen herbei, deutete auf seinen Kelch und verfolgte aufmerksam, wie der Junge das Gefäß bis zum Rand füllte. »Du musst heute Abend alles in deiner Macht Stehende tun, um dich dieser Ehre würdig zu erweisen, du bist schließlich nur dank der Gnade des Königs ein freier Mann. Bei Gott, du solltest dich voller Demut vor ihm verneigen, weil er dir deine Verbrechen verziehen hat.«
»Ich bin sicher, Vater, dass du dich in den letzten Jahren tief genug für uns beide gebückt hast.«
Noch während Robert sprach, öffnete der Türhüter die Türen und verkündete laut, dass die Ehrengäste des Abends eingetroffen waren. Die Unterbrechung verhinderte, dass Roberts Vater die Bemerkung hörte, doch Alexander entging sie nicht; er funkelte seinen Bruder finster an. Edwin begrüßte die große Gruppe, die jetzt in die Halle strömte.
Robert leerte seinen Kelch, der einen starken Wein aus Bordeaux enthielt, und bedeutete einem Pagen, ihm nachzuschenken, dabei wandte er den Blick nicht von Humphrey, der als Erster die Halle betrat. An seiner Seite, fast ebenso groß wie er, schritt Lady Bess. Die beiden gaben ein schönes Paar ab, er breit in Schultern und Brust, mit gesunder rötlicher Gesichtsfarbe, sie schlank, langgliedrig und mit milchweißer Haut. Sie trugen aufeinander abgestimmte, mit dem de-Bohun-Wappen bestickte Überwürfe und Mäntel. Seiner wurde in der Taille von einem Schwertgurt zusammengehalten, ihrer von einer schmalen Silberkette.
Elizabeth begrüßte das frisch getraute Paar und knickste, um ihnen die Hände zu küssen, bevor Bess sie lächelnd bei den Armen fasste und auf die Füße zog. In der kurzen Zeit, die Robert und Elizabeth in Westminster verbracht hatten, bevor Richard de Burgh nach Irland zurückkehrte, hatten sie und Bess sich sofort angefreundet. Auf ihr Betreiben hin wurde das heutige Treffen wie ein Fest
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