Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
ausnahmsweise einmal und strahlte selbstgefällig vor sich hin. Er hatte genau das erreicht, was er wollte.
»Niall wird mit Hawke ein Team bilden«, fuhr Olivia fort und sah wieder Tighe an.
Der Tiger-Gestaltwandler nickte und in seinem Blick lag eine Mischung aus Sorge und Respekt. Und auch kein geringes Maß an Mutmaßungen. Dachte er womöglich, sie hätte Interesse an dem Jaguar? Gab es eine Frau mit so geringem Selbstwertgefühl, dass sie sich bereitwillig einem derartig dominanten männlichen Wesen unterwarf? Es gefiel ihr nicht, dass er sie unter Umständen für eine solche Frau hielt.
Aber was spielte es für eine Rolle, was die anderen über sie dachten, solange sie nur ihre Gründe hatte? Und die hatte sie.
Tighe nickte. »Na, dann ist ja alles klar. Sobald wir gegessen haben, brechen wir auf.«
Jag zeigte ein durch und durch selbstzufriedenes Lächeln, als sie sich wieder hinsetzte. »Ich sorge dafür, dass alle deine Träume wahr werden, Süße.«
Der neben ihr sitzende Niall stieß ein leises, bedrohliches Knurren aus.
»Da wirst du wohl recht haben, Jag«, erwiderte Olivia gelassen. »Da in all meinen Träumen Messer vorkommen. Und Blut.«
Mehrere Krieger schnaubten, während einige kicherten.
»Sie spricht deine Sprache, Katze«, meinte Wulfe und zog die Worte genüsslich auseinander.
Olivia hätte erwartet, zumindest ein wütendes Funkeln in Jags Augen aufblitzen zu sehen, als sie ihn daran erinnerte, was heute Morgen wirklich passiert war , aber er enttäuschte sie. Es war zwar ein hartes Lächeln, das auf seinem Gesicht lag, doch es war echt.
»Versuch’s doch mal.«
Ein bisschen später saß Jag am Steuer seines Hummers und lenkte ihn Richtung Harpers Ferry, als er der neben ihm sitzenden Olivia einen Blick zuwarf. Sie trug ihre schwarze Hose und hatte eine Lederjacke über ihr Tank Top gezogen – kein braves, tailliertes Jäckchen, sondern ein Kleidungsstück, das deutlich erkennbar schon einiges mitgemacht hatte. Sie mochte zwar immer noch eine hochnäsige Eisprinzessin sein, aber sie sah jetzt auch eindeutig nach einer Kriegerin aus.
Heilige Göttin … sie machte ihn richtig an.
Sie hatten die Vororte schnell hinter sich gelassen und fuhren nun schmale Straßen entlang, die sich durch kleine Städte, an Gehöften und Weinbergen vorbeizogen.
»Warum will sich so ein hübsches, kleines Mädchen wie du die Hände dreckig machen, indem es mit Dradern kämpft? Das will mir einfach nicht in den Kopf.«
Sie zuckte zwar mit keinem einzigen Muskel, doch er spürte ihre Verärgerung darüber, dass er sie kleines Mädchen genannt hatte. Er genoss es, sie zu ärgern, genoss es, wenn ihre Augen vor Wut aufblitzten.
Leider sprang sie auf seine Bemerkung nicht an.
»Woher kommt der schottische Akzent? In Wortwahl und Satzstellung ist nichts zu bemerken.«
Wieder antwortete sie nicht, und er nahm an, dass sie einfach beschlossen hatte, ihn wegzuekeln. Er wusste nicht recht, warum er wollte, dass sie mit ihm sprach, aber so war es nun einmal.
»Ich bin ein Arschloch, Olivia. Das wissen wir beide. Aber ich würde trotzdem gern ein bisschen mehr über dich wissen.«
Sie musterte ihn mit einem abschätzenden Blick. Nachdenklich. Dann drehte sie den Kopf langsam wieder nach vorn. »Ich bin in Schottland geboren und habe dort mehrere hundert Jahre gelebt. Aber die Hälfte des neunzehnten und das ganze zwanzigste Jahrhundert habe ich in englischen Enklaven, vornehmlich Boston und New York, verbracht. Vor sechs Jahren wurde ich zur Gruppenleiterin befördert und wieder der britischen Wache zugewiesen.«
Ihre Stimme besaß eine Klangtiefe, ein weibliches Timbre, das wie weichster Satin über seine Haut glitt. Und der Akzent verlieh ihr noch das nötige Maß an Wärme und Charakter.
»Und jetzt bist du wieder da.«
»Das bin ich.«
»Warum hast du dich der Wache angeschlossen?« Er stellte fest, dass sie ihn ehrlich interessierte. Nicht nur ihr Körper – auch wenn dieses Interesse immer wieder wie Feuerwerk in seinem Blut explodierte – , sondern auch sie als Mensch. Olivia. Sie faszinierte ihn mehr als jede andere Frau seit sehr langer Zeit.
Aber jetzt schwieg sie wieder so lange, dass er nicht mehr annahm, sie würde noch antworten. Als sie es schließlich doch tat, überraschten ihn ihre Worte.
»Meine Mutter wurde von Dradern getötet, als ich sieben war. Man könnte also sagen, ich habe noch eine Rechnung zu begleichen.«
»Wenn du das schon seit Jahrhunderten machst, würde ich
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