Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
wegzunehmen. Er atmete schwer, als würde er um seine Selbstbeherrschung ringen. Faith bemerkte, dass Vhyper keine Anstalten machte, ihm das Messer abzunehmen.
Hawke sah der Katze in die Augen und knurrte: »Verwandle dich oder du stirbst.«
Faith’ Herz raste und sie war so wütend, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Verdammt, Maxim! Sie stieß sich von der Wand ab, durchquerte das Esszimmer und floh in Richtung Treppe.
»Faith, warte!«, rief Karas sanfte Stimme hinter ihr.
Faith blieb stehen und drehte sich um.
»Es tut mir leid«, sagte Kara, als sie sie eingeholt hatte. Die echte Anteilnahme, die ihre Miene ausstrahlte, berührte Faith. »Er ist kein netter Mann.«
»Nein, das ist er nicht. Kara …« Tränen rannen über ihre Wangen und sie wischte sie ungeduldig weg. »Ich gehe. Das wird hier nicht funktionieren.«
Kara machte ein langes Gesicht. »Ich hatte Angst, dass du das sagen würdest. So ungern ich dich auch gehen lasse, ich würde an deiner Stelle doch das Gleiche tun. Genau das Gleiche.«
»Das Problem ist …«
»Du brauchst Geld für den Rückflug und eine Möglichkeit, zum Flughafen zu kommen.«
Faith nickte. Karas Freundlichkeit und Verständnis ließen ihr die Brust ganz eng werden. »Ich werde es dir zurückgeben. Das verspreche ich.«
Kara breitete die Arme aus und Faith nahm die Umarmung dankbar an. Sie brauchte sie, während die Tränen in einem steten Strom weiter flossen. In vielerlei Hinsicht wünschte sie sich, Maxim niemals begegnet zu sein und ihn nicht zum Haus des Lichts begleitet zu haben. Sie hätte nicht gewusst, was ihr fehlte. Doch jetzt wusste sie es. Hier hatte sie für kurze Zeit Freundschaft und eine wertvolle Schwesternschaft erlebt und die Hoffnung auf Glück und zärtliche Leidenschaft mit einem starken, fürsorglichen Mann verspürt. Nur dass es nicht derjenige war, den sie hierher begleitet hatte. Sie hatte einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es wohl sein würde, wieder eine Familie zu haben, nachdem sie so viele Jahre lang allein gewesen war.
Und jetzt musste sie all das hinter sich lassen.
»Mach dir wegen des Geldes keine Gedanken. Glaub mir, das ist kein Problem.« Kara löste sich von ihr. »Geh deine Tasche packen. Ich werde jemanden finden, der dich zum Flughafen fährt. Wir treffen uns dann in der Eingangshalle.«
Faith nickte. »Danke.« Als sie sich zur Treppe umdrehte, wurde ihr eiskalt – ein Vorbote der Einsamkeit in seiner trostlosesten Form. Ja, sie wollte unbedingt zu Paulina und Maria zurückkehren und ihnen helfen, ein besseres Leben zu finden. Doch in sechs Monaten würde sie wieder umziehen. In eine andere Stadt, eine andere dreckige Straße, die eine halbe Welt entfernt lag von der Wärme und Geborgenheit, die sie im Haus des Lichts gefunden hatte.
Die Zukunft, die vor ihr lag, erschien ihr wie eine öde Tundra im Winter – kalt, farblos, leer.
Wut erfüllte Hawke. Der Kampf, der in seinem Innern tobte, ließ seine Hand zittern. Das Verlangen, die Spitze seines Messers tief ins Hirn des Säbelzahntigers zu bohren, rang mit dem Bewusstsein, dass er das nicht durfte. Seine wilde, primitive Seite forderte den Tod dieser Kreatur, doch der Mann würde niemals einen Bruder töten, egal wie sehr er ihn auch hassen mochte. Und auch Faith wollte er nicht wehtun, indem er ihr den Mann raubte, von dem sie glaubte, dass er für sie bestimmt wäre.
Der rote Nebel schränkte seine Sicht immer mehr ein, wollte ihn überwältigen, ihn kontrollieren. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Faith den Raum verließ und Kara ihr nach draußen folgte.
»Catt, verwandle dich!«, befahl Lyon.
Die Wut des Bussards schwappte wie eine Welle über ihn und der rote Nebel hüllte ihn völlig ein.
Wie aus weiter Ferne spürte er, dass er das Messer hob und das Heft mit beiden Händen umklammerte. Doch dann stieß ihn jemand zurück. Geschrei, Kampfgetümmel. Die Wut eines Berserkers. Das Lachen desjenigen, den er hasste.
Dann wusste er nichts mehr.
»Hawke! Beruhige dich!«
» Shit .«
»Wo will er hin?«
»Einer soll die Haustür aufmachen!«
Als die Stimmen der Männer durch das ganze Haus schallten, blieb Faith mitten auf der Treppe stehen und schaute zurück.
»Er hat sich verwandelt«, sagte Kara unglücklich. Dann lief sie die paar Meter zu der riesigen Haustür und riss sie weit auf.
Einen Augenblick später flog ein Vogel in die Eingangshalle – ein riesiger wunderschöner Bussard mit rotem Schwanz. Doch statt durch die Tür nach draußen
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