Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
zu fliegen, wie Faith erwartet hatte, drehte er seine Runden durch die Halle, folgte erst dem Lauf der gegenüberliegenden Treppe, um dann die Stufen hochzufliegen, auf denen sie stand – erstarrt, wie gebannt.
Sie wich an die Wand zurück, weil sie nicht wusste, wie groß seine Spannweite war. Doch er flog nicht an ihr vorbei, sondern landete einen guten Meter von ihr entfernt auf dem Geländer. Faith musste schlucken, als der große Greifvogel sie mit durchdringendem Blick anschaute.
»Hawke?«, fragte sie unsicher. »Bist du da drin?« In Maxims Augen hatte sie den Mann gesehen, doch in den Augen des Vogels sah sie keinerlei Regung … oder zumindest kein menschliches Empfinden.
Der große Vogel stieß einen lauten Schrei aus und hob ab, um nach unten in die Eingangshalle zu fliegen und mit elegantem Schwung durch die Haustür nach draußen zu entschwinden.
Langsam schloss Kara die Tür hinter ihm.
Faith musste schlucken. »Wie lange wird er weg sein?«
»Ich weiß es nicht. Jedes Mal ist er länger fort.«
Mehrere Krieger kamen in die Halle gestürmt – Lyon, Tighe … und Maxim.
»Ist er weg?«, fragte Lyon Kara.
Die Strahlende nickte und zwei der Männer seufzten. Maxim bewies ein Mindestmaß an Zurückhaltung und sagte nichts. Ausnahmsweise einmal. Er schaute zu ihr auf und sie begegnete seinem Blick. »Ich gehe nach Warschau zurück.« Sie wollte, dass alle es hörten, falls Maxim versuchen sollte, sich ihr in den Weg zu stellen.
Seine Kiefermuskulatur spannte sich an und seine Hände ballten sich zu Fäusten, um sich dann wieder zu lösen, als ein bekümmerter Ausdruck über sein Gesicht huschte. »Mein Verhalten ist unverzeihlich.« Das ehrliche Bedauern, das in seinen Worten mitschwang, überraschte sie.
»Es ist zu häufig passiert, Maxim. Ich hatte dir gesagt, dass ich mich nicht so behandeln lassen würde, und das meinte ich ernst. Ich gehe wieder nach Hause.« Die anderen – Lyon, Kara und Tighe – taten noch nicht einmal so, als würden sie sich aus der Unterhaltung heraushalten.
»Sie braucht eine Mitfahrgelegenheit zum Flughafen«, sagte Kara zu ihrem Mann. »Und Geld für den Flug.«
Lyon erwiderte Faith’ Blick mit einem kurzen Nicken. »Natürlich.«
»Ich werde dich fahren, Faith«, sagte Tighe.
Sie dankte Tighe mit einem kleinen Lächeln.
Maxim strich sich das lange, glatte Haar aus der Stirn und sah sie fast schon flehend an. »Geh nicht, Faith. Ich bin nicht so … normalerweise bin ich nicht so. Hawke … es macht mich wütend, wie er dich anschaut.«
»Ich weiß.«
»Ich kenne mich selbst nicht, wenn er in meiner Nähe ist.« Er hob die Hand und ließ sie gleich wieder sinken. »Bitte, Faith. Lass uns das zumindest unter vier Augen besprechen.«
Darüber zu reden, würde es nur noch schwieriger machen. Und doch wollte sie irgendwie überzeugt werden, dass das Haus des Lichts der Ort war, an den sie gehörte, und dass sie nie wieder zu diesem kalten und einsamen Leben zurückkehren müsste. Denn trotz allem, was sie gesehen hatte, trotz allem, was Maxim getan hatte, spürte sie immer noch diesen Sog, diese Gewissheit, dass sie zu ihm gehörte. Da konnte sie sich wenigstens anhören, was er zu sagen hatte.
»Na gut.«
»Lass es mich wissen, was du entscheidest«, sagte Tighe.
»Das werde ich. Danke.« Sie drehte sich um und ging die Treppe weiter hoch, während Maxim ihr folgte. Er holte sie auf der zweiten Treppe ein. Als sie vor seinem Zimmer standen, öffnete er die Tür und ließ ihr den Vortritt – plötzlich ganz Gentleman. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sahen sie einander an.
»Verlass mich nicht, Faith.« Er ging langsam auf sie zu und instinktiv wich sie einen Schritt zurück. »Es ist uns vom Schicksal vorherbestimmt, zusammen zu sein. Du weißt es. Ich weiß es.« Er hob eine Hand und strich über ihre Wange.
»Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, Maxim. Du hast mich keineswegs mit Respekt behandelt, geschweige denn in irgendeiner Weise freundlich. Es ist mir egal, welche Gründe du dafür hattest. Das ist nicht zu entschuldigen. Ich bleibe nicht bei einem Mann, der mich schlecht behandelt.«
Seine Hand legte sich um ihren Kiefer und drückte zu fest zu. Sein Mund war nur noch ein schmaler Strich. »Du wirst mich nicht verlassen. Ich verbiete es.«
Ihr Herz begann zu rasen, als sie diese Angst überkam, die sie hasste, gemeinsam mit der Gewissheit, dass er einer dieser Männer war. Einer dieser Männer, die eine Frau eher umbrachten
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