Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
haben.
Als der ältere Herr immer langsamer redete und seine Lider sich allmählich senkten, tätschelte Ariana ihm die Hand. »Ruhen Sie sich etwas aus, Mr McCloud. Sie haben einen anstrengenden Tag vor sich.«
Sein Blick entspannte sich. »Ich werde Sie nicht wiedersehen, hübsche Lady. Vielen Dank, dass Sie einem alten Mann seine letzten Tage schöner gemacht haben.«
Ariana beugte sich vor und berührte seine Wange sanft mit den Lippen. »Bald werden Sie für alle Spiele die besten Plätze haben.«
Die Fältchen in seinen Augenwinkeln vertieften sich. »Von ganz oben. Ich halte Ihnen einen Platz frei, auch wenn das noch viele Jahre Zeit hat.«
Er hatte ja keine Ahnung. Sie lebte nun seit fast dreizehnhundert Jahren und hatte vielleicht noch weitere tausend vor sich, auch wenn sie momentan nicht fähig war, sich in Nebel zu verwandeln. Um eine Ilina-Königin zu töten, musste man ihr das Herz herausschneiden, wozu es einer Gewandtheit und Geschicklichkeit bedurfte, die nur wenige besaßen.
Ariana lächelte ihn sanft und traurig an. »Halten Sie ihn mir frei.«
Nachdem sie noch einmal seine Hand gedrückt hatte, nahm sie die Handtasche, die sie auf dem Stuhl neben der Tür abgestellt hatte, und machte sich mit schwerem Herzen, aber doch entspannt auf den Heimweg, weil das Gift erst einmal wieder unter Kontrolle gebracht war. Für eine Weile zumindest.
Die Nacht war kühl, und leichter Nebel umhüllte die Laternen auf dem Parkplatz. Auf dem Weg zum Auto ließ sie die Schultern kreisen, um so die Verspannung in ihrem Nacken zu lösen, eine Verspannung, die sie sonst immer ihrem Mann überlassen hatte, vor dem sie sich seit tausend Jahren versteckt hielt.
Während sie den Parkplatz überquerte, ließ sie den Blick schweifen, ob sich irgendetwas regte. Sie bemerkte nur ein junges Elternpaar, das mit einem fiebrig aussehenden Säugling im Arm zur Notaufnahme eilte. Arianas Instinkte hatten sich schon vor langer Zeit fein auf Bedrohungen jeder Art eingestellt, doch sie spürte keine. Nicht einmal den Krieger, der zur größten aller Bedrohungen geworden war. Er war nicht in der Nähe. Noch nicht.
Vorgestern, als sie ihre Dienstkleidung anzog, hatte sie festgestellt, dass ihr Namensschild fehlte. Seitdem hatte sie Angst, sie könnte es während Kougars Angriff im Kristallreich verloren haben. Wenn das der Fall war, hatte er es womöglich gefunden. Dann konnte sie nur hoffen, dass es ihm nicht gelänge, sie damit aufzuspüren, da der Name des Krankenhauses nicht darauf stand. Doch sie fühlte sich alles andere als sicher. Denn sie kannte niemanden, der an Kougars Entschlossenheit heranreichen könnte.
In den letzten beiden Tagen hatte sie die Paarbindung genau auf irgendwelche Anzeichen hin überwacht, ob er ihr näher war als normal, doch nichts gespürt. Das bedeutete nicht, dass er sie nie finden würde, sondern nur, dass es ihm noch nicht gelungen war.
Wenn sie es nur schaffte, ihm für die nächsten ein oder zwei Wochen aus dem Weg zu gehen, bis seine Freunde in der Geistfalle gestorben waren. Sie war sich ziemlich sicher, dass er dann fortgehen und sie in Ruhe lassen würde.
Angesichts dieses gefühllosen Gedankens regte sich etwas in ihr. Der Verlust so vieler Krieger des Lichts seit ihrem letzten Zusammensein mit Kougar, war eine Tragödie. Zwar hatte sie keinen der Gestaltwandler gut gekannt, doch Horse und Wind hatten sie immer freundlich behandelt und waren dankbar gewesen, dass sie ihren Freund glücklich gemacht hatte. Es tat ihr leid, dass sie nicht da gewesen war, um Horse zu retten, als er und die anderen in der Geistfalle gefangen worden waren. Bedauerlicherweise war es die Tatsache an sich, dass sie in Kougars Leben getreten war, die dafür sorgte, dass sie seine Freunde nicht retten konnte. Die Zauberer hätten die Ilinas niemals angegriffen, wären sie nicht in Sorge gewesen, die Ilinas und die Krieger des Lichts könnten mit vereinten Kräften gegen sie vorgehen.
Sie schloss die Tür ihres zehn Jahre alten beigefarbenen Sedans auf, stieg ein und ließ den Kopf gegen die Kopfstütze sinken. Dann wickelte sie langsam die Bandage an ihrem rechten Handgelenk ab, worunter sich die silberne, mit sechs blutroten Mondsteinen besetzte Manschette verbarg. Eine Manschette, die sie seit jenem Tag trug, als sie zu sehr bemüht gewesen war, ihre Kriegerinnen zu retten, und ihnen zu viel Gift entzogen und dann alles verloren hatte. Die Mondsteine unterstützten ihre Abwehr und bewahrten sie davor, sich
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