Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
den Augenwinkeln sah er, wie sich Jag träge erhob. »Gerade, wenn’s interessant wird.« Doch der Gestaltwandler schaltete den Fernseher aus, nahm seinen Bohrer, schlenderte zur Eingangstür und zog sie hinter sich zu.
Getrieben von Kräften, gegen die er nichts tun konnte, bewegte Kougar sich gegen seinen Willen langsam auf Ariana zu. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, und seine frisch erwachten Emotionen schwankten zwischen Hass und dem Bedürfnis, sie zu berühren. Es verlangte ihm in höchstem Maße Selbstbeherrschung ab, diesem Bedürfnis nicht nachzugeben.
Während er sich ihr näherte, beobachtete er sie und bemerkte die Schatten der Gedanken und Gefühle, die sie zu verbergen versuchte. Ihre Atemzüge waren genauso gepresst wie seine eigenen, das Pochen ihrer Halsschlagader war deutlich zu sehen. Obwohl ihr die Verärgerung ins Gesicht geschrieben stand, erkannte er Besorgnis, dunkles Verlangen und äußerste Erschöpfung in ihrem Blick. Doch keine echte Angst, was ihm verriet, dass ihr heftiger Pulsschlag allein durch ihn verursacht wurde … und dass das Bedürfnis nach Berührung nicht einseitig war.
Und das war gut, sehr gut sogar. Denn er kannte nur einen einzigen Weg, wie er sie dazu zwingen konnte, sich in Nebel zu verwandeln: Er musste sie in erotische Stimmung versetzen, dafür sorgen, dass sie ihre Beherrschung verlor.
Er packte sie am Kinn, und seine Katze bekundete ihre Zustimmung mit leisem Knurren.
»Lass mich los«, zischte Ariana mit dem Blick eines in die Enge getriebenen Tieres, das zum Angriff bereit war.
»Nein.«
Seine Hand an ihrem Kinn begann zu zittern, als ihr betörender Duft sinnliche Erinnerungen und schmerzhafte Sehnsucht weckte. Sie kehrte sein Innerstes nach außen. Seine Ariana, und doch war sie es nicht. Sie roch wie immer, sah aus wie immer – oder würde es wenigstens, sobald sie diese Kontaktlinsen herausgenommen hatte – , fühlte sich an wie immer. Doch sie war nicht die Frau, die er geliebt hatte.
Heilige Göttin, er musste unbedingt von ihr loskommen. Sie vergessen.
Doch zuerst würde sie seine Freunde retten.
Er packte sie fester. »Warum kannst du dich eigentlich nicht in Nebel verwandeln? Was ist mit dir los?«
Sie riss das Kinn hoch, um seine Hand abzuschütteln, und ihre Augen funkelten ihn an. »Der böse Geist frisst eine Ilina Stück für Stück von innen auf. Wusstest du das nicht?«
Kougar musterte sie durchdringend. Melisande hatte etwas Ähnliches behauptet, aber heute wie damals sagten ihm seine Instinkte, dass das noch nicht alles war.
»Du kannst dich noch in Nebel verwandeln, Ariana. Und das wirst du.«
»Nein.«
War da wieder ein Aufblitzen von … Trotz? Verzweiflung?
Er wollte es nicht sehen.
Ihr Mund spannte sich an, diese vollen, ungeschminkten Lippen, von denen er seit einem Jahrtausend träumte. Seine Arme wollten sie unbedingt an sich ziehen, doch sein Verstand rebellierte. Sie war nicht mehr die Frau, die er geliebt hatte!
Seine Katze zerrte an ihm, drängte ihn, sie zu nehmen.
Ariana starrte ihn an, strafte ihn mit ihren Blicken, während sie unter seinem Griff zu zittern begann. Ihre Nasenflügel bebten, als sie tief Luft holte. In ihren Augen funkelte Erregung, die ein Inferno in ihm entfachte.
Er war dabei, den Kampf zu verlieren. »Ich muss dich einfach schmecken.«
Ihr Kiefer verspannte sich, als ob ein Teil von ihr widersprechen wollte, doch ein anderer Teil die Worte zurückhielt.
Sie hätten ohnehin nichts ausgerichtet. Er neigte den Kopf und drückte seinen Mund auf ihren. Das Gefühl ihrer Lippen an seinen, ihr so schmerzlich vermisster Geschmack, öffnete auf einen Schlag ein Schleusentor der Sehnsucht, der Trauer und des verzweifelten Verlangens. In diesem Moment spielte es keine Rolle, wer sie war, was sie war. Ariana lag wieder in seinen Armen, ihr Mund öffnete sich, ihre Zunge erwiderte die stürmischen Bewegungen der seinen.
Ihr Geschmack war nicht ganz der richtige. Wie er das nach all der Zeit wissen konnte, wusste er zwar nicht, aber er stellte sich diese Frage auch nicht. Sie schmeckte noch immer wie früher nach Kristallströmen und Sommernächten, doch über diesem lieblichen, feuchtwarmen Aroma lag noch ein anderer Geschmack – der des Bösen. Und das Böse hatte einen ganz eigenen Geschmack. Eine Schärfe, eine Strenge, die gar nicht mal unangenehm war. Andererseits war das Böse oft allzu verführerisch.
Mit beiden Händen berührte er ihr Gesicht und schob die Finger in ihr Haar,
Weitere Kostenlose Bücher