Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
versehentlich in Nebel zu verwandeln. Ihr Boss war zwar nicht begeistert wegen der Bandage, hatte es aber lieber, wenn sie ihre Juwelen nicht zur Schau trug. Mit diesem Kompromiss konnten sie beide leben.
Nachdem sie die Bandage abgelegt hatte, zog sie die Strickjacke an, die wegen der abendlichen Frische auf dem Beifahrersitz bereitlag, startete den Wagen und fuhr heim. Im Laufe der Jahre hatte sie drei verschiedene Häuser im Gebiet von Washington, D. C. gekauft. Sie achtete darauf, ihr Zuhause und ihre Identität alle fünfzehn bis zwanzig Jahre zu wechseln, damit den Menschen nicht auffiel, dass sie nicht alterte.
Jedes ihrer Häuser befand sich in Randlage, von wo aus sie Kougar erspüren und Kraft aus der Paarbindung ziehen konnte, die – zumindest was sie anging – nie ganz zerbrochen war. Sie achtete darauf, den therianischen Enklaven fernzubleiben, um nicht auf andere Unsterbliche zu treffen, obwohl sie bezweifelte, jemals erkannt zu werden. Es lebten nur noch wenige Therianer, die über tausend Jahre alt waren.
Die Fahrt zu ihrem gegenwärtigen Zuhause, ihrem Lieblingszuhause, einem kleinen Vierzimmerhaus im Cape-Cod-Stil in der Stadtmitte von Baltimore, dauerte nur zehn Minuten. Sie bog in die schmale Auffahrt und schaltete den Motor aus. Der süße Duft von Frühlingsblumen empfing sie, als sie aus dem Auto stieg und den gepflasterten Weg zur Haustür hinaufging.
Kougar war immer noch fern, vielleicht nicht ganz so fern wie das Haus des Lichts in Northern Virginia, aber trotzdem nicht nah.
Alles, was zählte, war, dass er nicht hier war.
Wieder ließ sie die Schultern kreisen, um Nacken und Schultern zu entspannen, während sie den Schlüssel ins Schloss steckte und das dunkle Wohnzimmer betrat. Die Straßenlaternen erhellten Möbel und warfen Schatten, die nichts Ungewöhnliches erkennen ließen. Nichts regte sich. Kein Geräusch drang an ihre Ohren. Doch als sie die Tür hinter sich schloss, spürte sie ein leises Kribbeln auf der Haut, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie wurde beobachtet.
Ihr stockte der Atem. Sie war nicht allein .
Doch obwohl das Adrenalin durch ihre Adern schoss, war ihr Geist ruhig. Auch ohne ihre Ilina-Energie war sie einer Menschenfrau kräftemäßig überlegen und einem Menschenmann ebenbürtig. Und nach tausendjähriger Erfahrung im Nahkampf waren ihre Fähigkeiten exzellent. Sie würde schon mit ihm fertig werden, egal, wer er war – weil er nicht Kougar war.
Der Eindringling bewegte sich schneller als jeder Mensch.
Mist .
Sie griff nach ihrem Armband, um zurück ins Kristallreich zu flüchten. Doch ehe sie es berühren konnte, wurde ihr Handgelenk von einer eisenharten Pranke gepackt und zur Seite gerissen, während sich eine zweite ihre andere Hand schnappte.
Er war zu stark. Zu schnell. Zu groß.
Ein Krieger des Lichts.
Verdammte Scheiße. Verflucht sei Kougar . Er hatte gewusst, dass sie ihn spüren würde und daher jemand anderen geschickt.
Mit einem schnellen Tritt nach hinten rammte sie ihrem Gegner den Absatz ins Knie, wobei sie ebenso gut gegen eine Steinmauer hätte treten können.
»Tob dich nur aus, Süße.«
Sie schleuderte den Kopf nach hinten, in der Hoffnung, die Nase ihres Angreifers zu treffen, doch er war zu groß, und sie erwischte nicht einmal sein Kinn. »Wo ist Kougar?«
»Auf dem Weg hierher.«
Verdammter Mist . Sie versuchte, sich aus dem stählernen Griff zu befreien, und dachte einen Moment lang, es gelänge ihr, bis sie merkte, dass ihr eigener Schwung gegen sie eingesetzt wurde. Noch ehe sie es verhindern konnte, wurde sie hochgehoben und gegen die nächste Wand gedrückt, wobei der Angreifer ihr die Hand vom Körper wegzog und verdrehte. Sie hatte vergessen, wie stark die Krieger waren!
Kalter Stahl schnappte um das Handgelenk ihres ausgestreckten Arms. Und obwohl sie sich wehrte, widerfuhr dem anderen Handgelenk das gleiche Schicksal. Und dann war er weg.
Einen Augenblick später hörte sie, wie ein Schalter umgelegt wurde, und Licht fiel hell in ihr Wohnzimmer und auf ihren Widersacher. Wie alle Krieger, die sie aus der Vergangenheit kannte, war er groß und muskulös und hatte breite Schultern. Ein Mann, der jeder Frau auffiel … und den sie alle begehrten. Seine Haare könnten einen Schnitt vertragen. Er trug eine Tarnhose, und unter dem Ärmel seines schwarzen T-Shirts blitzte der goldene Reif an seinem Oberarm hervor – ein Armreif mit dem Kopf einer Raubkatze.
Der Gestaltwandler zückte sein Handy, während
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