Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
zur Hintertür und klopft an. Nicht Melisande. Sie ist in der Nähe des Hauses des Lichts nicht mehr erwünscht, und wenn sie sich noch einmal meinen Kriegern oder deren Frauen nähert, betrachte ich das als Kriegserklärung.«
Melisande warf die Hände mit angewidertem Blick nach oben.
»Kehre ins Kristallreich zurück, Mel.« Arianas Stimme klang zwar ruhig, gestattete jedoch keinen Widerspruch. »Alle von euch, bis auf Brielle.«
Lyon runzelte die Stirn.
»Sie weiß Dinge, die von Nutzen sein könnten. Ich werde sie fortschicken, wenn wir hier fertig sind.«
»Na schön«, willigte der Anführer der Krieger des Lichts ein.
Mit einer wütenden Handbewegung, die die Fenster zum Klirren brachte, verschwand Melisande. Die anderen folgten sogleich und ließen Brielle und Ariana zurück.
Für einige Sekunden legte sich drückendes Schweigen über den Raum, dann schlüpften Jag und Wulfe wieder in ihre menschliche Gestalt. Beide waren unbekleidet. Jag stapfte zu der Truhe in der Ecke des Raumes und zog zwei Trainingshosen heraus, von denen er Wulfe eine zuwarf.
Delaney beugte sich mit aufgeregt leuchtenden Augen vor. »Womit fangen wir an? Tighe und Hawke haben nicht mehr viel Zeit.«
»Setzt euch alle wieder hin«, befahl Lyon mit ruhiger Stimme.
Kougar rückte Arianas Stuhl zur Seite und ließ ihren Arm los, doch sie schüttelte den Kopf. Ihre innere Unruhe war deutlich zu spüren. Als sie sich von Kougar entfernte, spannte er sich an, bereit, sie erneut zu packen, weil er immer noch befürchtete, sie könnte einen Fluchtversuch unternehmen.
Doch als sie sich zu ihm umdrehte, wandelte sich die schiere Verzweiflung, die in ihrem Blick lag, in einen physischen Schmerz unterhalb seines Brustbeins, und er ließ sie gehen. Er wandte seine Augen nicht von ihr ab, als sie trotz gefesselter Hände würdevollen und sicheren Schrittes zum Fenster ging. Ihre Schultern waren unter der Last der Angst leicht nach vorn gebeugt.
Auch Lyons Blick folgte ihr. »Wir müssen alles erfahren, was es zu wissen gibt, Königin Ariana, wenn wir helfen sollen.«
Ariana wandte sich seinem Anführer zu und blickte ihn trotz ihrer Beunruhigung stolz aus feurigen Augen an. Kougar bezweifelte, dass noch jemand außer ihm diese Unruhe spüren konnte. Als er sie beobachtete, erkannte er die unbeugsame wilde Schönheit wieder, in die er sich einst verliebt hatte.
Ein Fehler, den er nicht noch einmal begehen würde.
»Vor eintausend Jahren wurden wir durch die Magie eines Zauberers angegriffen.« Mit klarer und fester Stimme fuhr sie fort. »Ich hatte Kougar zu meinem Gefährten auserwählt, was ich – nach Ansicht einer meiner Kriegerinnen – schon bald bereuen würde.« Bestimmt Melisande. »Ohne mein Wissen beschaffte sie sich einen Zaubertrank, durch den eine vollständige Paarbindung verhindert werden sollte. Heute glauben wir, dass der Zauberer, der diesen Trank herstellte, ein zusätzliches Gift daruntermischte. Zwei Jahre später setzte die Wirkung dann durch die Paarbindung ein.«
Lyon blickte zum anderen Ende des Raumes. »Schamane?«
So aufgeregt, wie sich der Schamane verhielt, wirkte er sogar noch jünger als fünfzehn. »Ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmte, aber mit so etwas hätte ich nie gerechnet.« Er ging mit verhaltenem Schritt zu dem Fenster, vor dem Ariana stand.
Ariana beobachtete sein Näherkommen mit derselben Vorsicht.
Der Schamane, der kaum größer als Ariana war, blieb eine Armlänge entfernt vor ihr stehen und streckte zögernd die Hände aus, als wäre sie ein Feuer, an dem er sich wärmen wollte.
Ariana spannte sich an und hob herausfordernd das Kinn, doch der Schamane schien sie gar nicht zu beachten. Indem er ein paar Schritte zurücktrat, brachte er sie dazu, ihm zu folgen. Er zog sie vom Fenster weg, schloss dann die Augen und fing an, sie mit hoch erhobenen Händen zu umkreisen, als wehre er einen Schlag ab.
Der Schamane runzelte die Stirn. »Es ist die Magie eines Zauberers. Stark und sehr wirksam. Aber er scheint ihr nicht zu schaden.« Dann öffnete er die Augen und starrte sie an. »Wie lange ist er schon auf diese Art unter Kontrolle?«
Ariana sah Kougar an, ihr Blick war argwöhnisch, und sie schien bereit, sich zu verteidigen, wenn es nötig sein sollte. Sie presste die Zähne aufeinander und wandte sich wieder dem Schamanen zu, der weiter mit geduldiger Konzentration und starrer Miene langsam um sie herumging. »Ein Jahrtausend, obwohl er in den letzten paar Jahren stärker
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