Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
nach unten. Als sie in den Empfangsraum kamen, zögerte er und war unsicher, ob er ihr erlauben sollte, ihre Kriegerinnen herzurufen, während er sich auf die Suche nach Lyon machte. Doch das würde ein Vertrauen voraussetzen, das er einfach nicht besaß. Also nahm er ihre Hand und ging los, um Lyon zu suchen. Er fand seinen Anführer am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer.
»Es gibt vielleicht einen Hinweis«, begann Kougar, als Lyon aufblickte. »Ariana muss mit Brielle sprechen. Und mit Melisande.«
Lyon knurrte.
»Sie wird sie in den Garten bestellen. Ich dachte, du willst vielleicht dabei sein.«
»Natürlich.« Lyon kam um den Tisch herum. »Ist Melisande wirklich erforderlich?«
»Ja.« Während die drei durch den langen Gang schritten, setzte Kougar Lyon ins Bild. »Wir glauben, dass Ariana Teile ihres Gedächtnisses verloren hat – Erinnerungen ihrer Rasse, die von Königin zu Königin weitergereicht werden. Entweder als direkte Folge des Überfalls durch den Zauberer oder infolge des Giftes. Wie auch immer, wenn sie diese Erinnerungen zurückholen kann, ist sie vielleicht in der Lage, eine Lösung zu finden.«
Sie durchquerten das große Speisezimmer, in dem eine lange Tafel vor einer Reihe von Fenstern stand, durch die man in den Garten mit seinen mächtigen Bäumen hinaussah. Lyon riss die Tür auf, und gemeinsam traten sie in den sonnigen gepflasterten Innenhof. Die Vögel zwitscherten, während die Mittagssonne warm auf sie herabschien.
Kougar betrachtete die Frau an seiner Seite. Die Sonne ließ rote und goldene Strähnen in ihrem dunklen Haar aufflammen, und ihre Schönheit raubte ihm mal wieder den Atem. »Ruf sie, Ariana.«
Lyon zückte eines seiner Messer und hielt es mit der Regungslosigkeit des Kriegers bereit. Kougar ging nicht davon aus, dass Melisande noch einmal angreifen würde, aber bei ihr konnte man nie wissen. Sekunden später erschienen Arianas beide Stellvertreterinnen in Nebelgestalt und einer nach Pinien duftenden Brise.
Melisande zog ihr Schwert und fixierte Lyon.
»Beruhige dich, Mel«, zischte Ariana.
Brielles Blick wanderte zu ihrer Königin. »Was gibt es?«
Ariana wartete, bis Melisande ihr Schwert eingesteckt hatte, und erzählte dann, was sie gesehen hatten – den Tempel, das Gebet. »Wo ist dieser Ort?«
»Der Tempel der Königinnen, die unterste Kammer, unterhalb des Altars des Lebens. Nur du konntest dorthin gelangen.« Brielle runzelte die Stirn. »Du erinnerst dich nicht?«
»Nein. Ich habe Erinnerungen verloren. Und ich weiß nicht, wann oder wie viele.«
Melisandes Gesicht verfinsterte sich.
Brielle ergriff Arianas Arm. »Seit dem Moment deiner Erweckung bis zum Überfall bist du zu jeder Tagundnachtgleiche zum Tempel zurückgekehrt und hast die Feuer in der Kammer des Lebens entzündet. Ich dachte, nach dem Angriff wärst du nicht mehr dorthin gegangen, weil es dir zu schwerfiel, da du dich nicht mehr in Nebel verwandeln konntest.«
Ariana schüttelte den Kopf. »Ich habe damit aufgehört, weil ich mich nicht mehr daran erinnerte, dass es meine Aufgabe war. Also habe ich die Erinnerung direkt zu Beginn verloren.«
Melisande sah sie scharf an. »Was hast du noch vergessen?«
»Genau das ist die Frage, nicht wahr?«, erwiderte Ariana leise.
Melisandes Hand strich über das Heft ihres Schwertes, während ihr Blick zu Lyon und dann zu ihrer Königin zurückwanderte.
Kougar und Lyon sahen einander an, und während sie sich wortlos verständigten, war ihre leichte Anspannung zu spüren.
»Ich muss erneut um die Weisheit der Königinnen bitten«, stellte Ariana fest.
Brielle schnappte nach Luft. »Nur einer neuen Königin ist es gestattet, um eine Erweckung zu ersuchen.«
»Hat es denn jemals eine gewagt? Und was noch viel wichtiger ist: Hat es jemals eine Königin gewagt?«
Melisande schnaubte leise. »Nur du würdest es wissen … oder hättest es einmal gewusst.«
»Ich muss es versuchen. Es ist unsere einzige Hoffnung.«
Brielle rang die Hände. »Ariana, Morwuns Zauberkraft ist mächtig, sogar jetzt noch. Es könnte bedeuten, dass du gezwungen wärst, dich … «
»In Nebel zu verwandeln.« Ariana hob mit geschlossenen Augen das Kinn, als ersuchte sie den Himmel um Rat. »Er weiß es, Brielle. Hookeye weiß, dass ich lebe. Ich hege keinen Zweifel daran, dass er wieder zuschlagen wird, und wenn er das tut, werden wir verlieren.« Sie senkte den Kopf und durchbohrte ihre Stellvertreterin mit stahlblauem Blick. »Wir haben nur diese eine
Weitere Kostenlose Bücher