Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
noch zu neu in der Schwesternschaft, um in so einem privaten Moment ungehemmt hereinzukommen. Doch noch ehe sie entscheiden konnte, ob sie bleiben oder gehen sollte, schaute Kara hoch und entdeckte sie. Sie warf ihr einen einladenden Blick zu.
»Hi, Olivia.«
»Störe ich?«
»Keineswegs. Tatsächlich wollte ich mich gerade auf den Weg zu dir machen.« Obwohl ihre Miene ernst war, spielte ein seltsames, deplaziert wirkendes Lächeln um ihre Lippen.
Mit demselben merkwürdigen Gesichtsausdruck wischte sich Delaney die feuchten Wangen ab. Offensichtlich war das Schlimmste noch nicht eingetreten, und Delaney konnte Tighe immer noch durch ihre Paarbindung spüren. Er lebte also noch.
Kara zog die Nase kraus. »Unser therianisches Wissen ist gefordert.«
Delaney gab einen Laut von sich, der beinahe wie ein Lachen klang, doch als sie Olivia ansah, leuchteten ihre Augen wie braune Topase. »Woher weiß eine Therianerin, dass sie … schwanger ist?«
Olivia starrte Delaney an, während ihr vor Erstaunen der Mund aufklappte. »Du?«
Delaney nickte.
Kara beugte sich vor. »Ob ein Schwangerschaftstest der Menschen wohl funktioniert? Ich meine … sie war ja einmal ein Mensch. Was ist mit einem Bluttest?«
Olivia schüttelte den Kopf und verstand jetzt die seltsamen Mienen der beiden Frauen. Diese Freude, gepaart mit dem schrecklichen Wissen, dass das Leben des Vaters in Gefahr war. »Ein Test ist nicht notwendig.« Sie sah Delaney an. »Du weißt es schon. Innerhalb weniger Wochen nach der Empfängnis weiß eine therianische Mutter es einfach.« Sie ließ sich neben Delaney auf dem Bett nieder. »Du weißt es.«
Delaneys Lippen waren fest zusammengepresst, und es schwammen Tränen der Freude und Trauer in ihren Augen. »Ja. Es wird ein kleiner Junge. Ich weiß es.« Eine Träne stahl sich aus dem Augenwinkel und lief ihr über die Wange. »Tighe weiß es.«
»Durch die Paarbindung?«
Sie nickte, und noch mehr Tränen liefen über ihr Gesicht. »In dem Moment, als ich meinen Sohn spürte, fühlte ich Tighes Überraschung, seine unglaubliche Euphorie.« Sie kämpfte mit einem Schluchzen. »Er glaubt nicht, dass er ihn jemals sehen wird.«
Delaney sprang vom Bett auf und hastete zum Fenster. Sie war das reinste Nervenbündel. »Ich kann diese Warterei nicht mehr ertragen, dieses Gefühl, dass er stirbt.« Sie stürmte zu den beiden Frauen zurück, während sie sich die Tränen von den Wangen wischte. »Ich gehe noch einmal nach Harpers Ferry. Ich weiß zwar, dass er eigentlich nicht da ist, doch ich habe das Gefühl, es wäre so. Und wenn er stirbt … «
Der Ort, wo sich der Strudel geöffnet hatte, war mit einiger Sicherheit auch der Ort, wo seine Leiche ausgespuckt werden würde.
Es gab nichts, was irgendeine von ihnen tun könnte. Ihnen blieb nur die Hoffnung, dass die Krieger den Zauberer Hookeye und ein Gegenmittel fanden, damit Königin Ariana Hawke und Tighe retten konnte … solange noch Zeit war.
Als Kougar wieder erwachte, zog er sich eilig an, während ihm der Kopf schwirrte von alldem, was er gesehen, was er erfahren hatte. Sein Puls überschlug sich vor lauter Möglichkeiten. Fast genauso schnell, wie Ariana erklärt hatte, dass sie die alten Erinnerungen nicht zurückholen konnte, machte sie einen Rückzieher, weil ihr klar wurde, dass sie nun gar nicht mehr wissen konnte, was möglich war und was nicht.
Er hoffte, dass dies das Wunder war, für das sie gebetet hatten. Dass in diesen verlorenen Erinnerungen die Lösung lag, um Hawke, Tighe und die Ilinas – und sich selbst – zu retten.
»Ich muss ins Kristallreich.« Ariana zog die Jeans über die Hüften und schloss den Reißverschluss. »Ich muss mit Mel und Brielle reden.«
»Ruf sie hierher. In den Garten. Ich möchte, dass auch Lyon davon erfährt.«
»Das ist nicht eure Angelegenheit.« Ihre abwehrenden Worte ärgerten ihn zutiefst.
Als sie nach ihrem Hemd griff, packte Kougar sie am Arm, und ihr Blick schnellte zu ihm auf, während sie überrascht nach Luft schnappte.
Er sagte keinen Ton. Das musste er auch nicht.
Ihre Augen funkelten. »Okay. Eure Freunde, eure Angelegenheit.« Ihr Ton war zwar scharf, doch ihre Miene entspannte sich, während sie ihre Lippen zu einem schiefen Lächeln verzog. »Schlechte Angewohnheit.«
Kougar lockerte den Griff und rieb ihren Arm. Ihm war sehr wohl bewusst, dass er sie zu hart angefasst hatte. »Gewöhn sie dir ab.«
Schweigend zogen sie sich zu Ende an, dann begleitete er sie aus dem Zimmer
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