Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
Chance. Die müssen wir ergreifen.«
»Ich stimme dir zu«, nickte Melisande.
Arianas Blick richtete sich auf Kougar. »Wünsch mir Glück.«
Nur den Bruchteil einer Sekunde zu spät erfasste er die Bedeutung ihrer Worte. Kougar stürzte vor. »Ich komme mit.« Doch noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, berührten ihre Finger schon die Mondsteine, und sie war verschwunden.
Als die anderen beiden Ilinas sich in Nebel auflösten, fauchte Kougar: »Melisande, nimm mich mit.«
»Nein.« Und auch sie waren verschwunden.
Kougar stieß ein leises Knurren aus. Zur Hölle mit Ariana. Manche Dinge änderten sich nie.
Lyon stimmte in das Knurren ein. »Und jetzt?«
»Jetzt warten wir und hoffen, dass sie Erfolg hat.«
»Und dass sie zurückkommt.«
Die Verzweiflung brodelte in ihm, doch es war das Wissen, dass sie sich außerhalb seiner Reichweite befand, dass er sie nicht beschützen konnte, was ihn so aufwühlte.
»Das auch.«
Seine Faust rieb über seine Brust, da er an das Brennen in seinem Inneren nicht herankam. Er fing wieder an, sich Sorgen zu machen … denn tief in seinem Innern floss das Gift.
10
Ariana stand im Felsengarten neben dem kleinen Wasserfall hinter ihrem Palast im Kristallreich. Der Himmel über ihr war blau, die Sonne schien auf die Felsen und brachte die Kristalle in der Luft zum Glitzern. Selbst wenn Kougar ihr folgte, würde er eine Weile brauchen, um sie hier aufzuspüren. Und bis dahin wäre sie längst wieder fort.
Sie fühlte sich schuldig, weil sie ihn einfach hatte stehen lassen, doch er konnte ihr nicht helfen. Er würde nur darauf bestehen, sie zu begleiten, und das konnte sie nicht zulassen. Das war viel zu gefährlich. Außerdem war es an der Zeit, dass sie auf Abstand gingen, ehe sich die Paarbindung noch weiter öffnete.
Melisande und Brielle, die vor ihr standen, rückten eng zusammen und griffen nach ihren Händen. Ariana sah ihnen nacheinander in die Augen.
»Es wird funktionieren.«
Obwohl sie es sagte, um ihre Freundinnen zu beruhigen, war es doch sie selbst, die die Aufmunterung brauchte. Denn obwohl es offensichtlich war, dass ihr Erinnerungen fehlten, hatte sie die Warnung nicht vergessen, dass nur eine neue Königin um eine Erweckung ersuchen durfte. Jeder andere, der es versuchte, würde Morwuns, der ersten Königin, Zorn auf sich ziehen. Sie war der Geist des Tempels.
Wie dieser Zorn aussehen würde, wusste Ariana nicht. Sie hatte keine Angst vor Schmerzen. Was sie erzittern ließ, war die Furcht, sie könnte – wie Brielle befürchtete – gezwungen sein, sich in Nebel zu verwandeln. Dann nämlich würde sie bei dem Versuch, ihre Freundinnen zu retten, diese stattdessen alle töten.
Sie zog ihre beiden besten Freundinnen an sich. »Es ist so weit.«
»Wir gehen mit dir«, verkündete Brielle leise.
»Nein. Ich habe keine Ahnung, was passiert, wenn ich mein Anliegen vortrage. Darum möchte ich, dass ihr beiden hierbleibt.«
Mel schüttelte den Kopf, und ihr Blick verriet Ariana, dass sie keine Zustimmung von ihr zu erwarten hatte. »Brielle bleibt hier, aber ich komme mit. Ich bin nicht ohne Grund deine Stellvertreterin.«
»Wenn irgendetwas schiefgeht … «
»Bin ich da, um dir beizustehen. Verschwende keine Zeit mit Streiten, Ariana. Wir müssen los, bevor dein Krieger hier auftaucht und irgendwelche Forderungen knurrt.«
»Du hast vergessen, wie man Befehle entgegennimmt, Mel.« Ihr Tonfall war sarkastisch, da die Treue ihrer Freundin unerschütterlich war.
Der Anflug eines Lächelns erhellte Melisandes Augen. »Es ist meine Aufgabe, die Königin zu beschützen. Und genau das tue ich.«
Ariana nickte. »Na, dann los. Lass uns herausfinden, was ich vergessen habe.«
»Erinnerst du dich an die Kammer des Lebens in der unteren Ebene des Tempels?«
Ariana nickte noch einmal.
»Dort werde ich dich treffen.« Melisande verwandelte sich in Nebel und löste sich umgehend auf.
Ariana nahm den körperlichen Weg, indem sie ihre Mondsteinmanschette umfasste und leise den Ortswechselzauber murmelte, während sie sich die Kammer vor Augen rief, in der alle Ilinas geboren wurden. Kurz darauf fand sie sich innerhalb der mit Intarsien versehenen Elfenbeinwände des Tempels der Königinnen wieder.
Um sie herum brannten Fackeln an den Wänden. Ihre Arme überzogen sich mit einer Gänsehaut beim Anblick dieses Ortes, den sie seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hatte. Sie betrachtete den Mosaikboden und den Altar aus reinem Kristall, der genau in der Mitte des
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