Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
Schnauben gehört, das von jedem größeren Tier hätte sein können. Da sich seine Sinne in einem Übergangsstadium befanden, hörte er sie zwar, doch nicht mit den Ohren, sondern mit dem Verstand.
Waren sie überhaupt da? Diese Frage hatte ihn von Anfang an gequält. Er hatte versucht, sie zu rufen, mit ihnen zu kommunizieren, doch leider keine Antwort erhalten.
Alles, was er in den Tiefen seines Verstandes hörte, war der mörderische Zorn seines Bussards. Und das Dröhnen des Schmerzes.
»Gehen wir mittagessen.« Lyon machte sich auf den Weg zurück ins Haus, nachdem die Ilinas verschwunden waren. »Pink kocht immer noch zu viel. Ich glaube, sie ist der festen Meinung, dass Tighe und Hawke jeden Moment zurückkommen könnten, und sie will vorbereitet sein für den Fall, dass sie völlig ausgehungert sind.«
Kougar starrte weiter auf die Stelle, wo Ariana eben noch gestanden hatte, und war wütend, dass sie ihn einfach zurückgelassen hatte. Er spürte sie im Kristallreich und war versucht, ihr zu folgen, doch er wusste, dass sie nicht vorhatte, dort zu bleiben. Bis er sie gefunden hätte, wäre sie längst wieder fort, auf dem Weg zum erdgebundenen Tempel der Königinnen.
Er hasste es, dass sie seinen Schutz ablehnte, aber – anders als zuvor – glaubte er an ihre Rückkehr. Die gemeinsame Reise durch seinen Traum hatte etwas zwischen ihnen verändert.
Er holte Lyon ein, der gerade die Tür des Innenhofs öffnete. »Gibt’s was Neues von Hookeye?«, erkundigte sich Kougar.
»Noch nicht. Skyes Familie hat es überall verbreitet, dass wir ihn suchen. Irgendwer muss doch einen Zauberer mit diesen merkwürdig geformten Pupillen kennen.«
Das sollte man meinen. Und wenn sie eine Spur hätten, wäre Kougar verdammt noch mal der Erste, der diesen Mistkerl zur Strecke bringen würde. Aber bis dahin musste er warten. Und diese Warterei brachte ihn schier um.
Wie viel schwerer musste es da für Tighes Gefährtin sein, der nichts anderes übrig blieb, als zu warten, während andere versuchten, ihren Geliebten zu retten.
»Wie geht es Delaney?«, fragte er Lyon.
Lyon blickte ihn überrascht an, als hätte er nicht damit gerechnet, dass Kougar sich an Tighes Frau erinnerte, geschweige denn an ihren Namen. »Sie ist auf dem Weg nach Harpers Ferry, um sich dort mit Vhyper zu treffen.«
Kougar wusste, dass Vhyper an jenem Ort Wache hielt, wo Hawke und Tighe in den Strudel gestürzt waren, für den Fall, dass sie wieder auftauchten – wenn auch als Leichen, wovon mit ziemlicher Sicherheit auszugehen war.
»Delaney hält sich recht tapfer.« Lyon betrat das Speisezimmer, in dem niemand außer Wulfe war. »Aber ich sehe sie ständig durchs Haus streifen … Tag und Nacht.«
»Wir holen sie da raus, Boss.« Es musste eine Lösung geben, und Kougar würde nicht eher ruhen, bis er sie gefunden hatte.
Lyon erwiderte seinen Blick voller Sorge. »Ich hoffe, du hast verdammt noch mal recht.«
Während Lyon durchs Esszimmer in die Halle ging, wandte Kougar sich zu Wulfe, der gerade so etwas wie ein Sandwich zubereitete. Ein kleines Sandwich. Seit wann machte sich der Wolf-Wandler etwas aus Brot?
Als Kougar die Stirn runzelte, zuckte Wulfe mit den Schultern. »Die Menschen haben Hunger.«
Kougar erstarrte. »Menschen?«
Wulfe verzog das Gesicht zu einer finsteren Miene und knurrte. »Drei der Menschen, die von den Dämonen in Harpers Ferry überfallen wurden, haben überlebt, aber wir haben es noch nicht geschafft, ihre Erinnerungen zu löschen. Sobald es uns gelingt, werden wir sie freilassen.«
Solange die Menschen keine Gefahr für die Krieger darstellten, waren sie Kougar egal. Alles, was ihn interessierte, war Arianas Rückkehr, und zwar hoffentlich mit den Antworten, die sie brauchten.
Er nahm einen Teller und lud sich gerade einen Berg Schinken auf, als er ihn spürte … einen explosionsartigen Schwall von Emotionen, stärker als alle Gefühle, die durch die Paarbindung seit ihrer Wiederherstellung übertragen worden waren. Eine Mischung aus Wut … und Angst.
Er ließ den Teller krachend zu Boden fallen, schloss die Augen und versuchte Ariana im Kristallreich aufzuspüren, doch die Tür blieb ihm verschlossen. Sie war nicht da. Sie musste schon zu diesem verfluchten Tempel unterwegs sein . Und er besaß keine Möglichkeit, sie zu erreichen, kein anderes Mittel, um mit ihr in Verbindung zu treten, als über seine Gefühle, sein Verlangen. Er brüllte durch die Paarbindung und hoffte, dass jemand anderes als
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