Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
er sie nur in seiner Nähe spürte, wollte er sie wieder – erst recht wenn sie ihren Sirenencharme einsetzte. Heilige Göttin, wenn sie ihn weiterhin so berührte, würde er gleich hier in ihrer Hand kommen.
Hätten sie nicht so lange darauf gewartet, dass dieses Schwein endlich einschlief, wäre er vielleicht versucht gewesen, sie jetzt sofort zu nehmen – doch Träume dauerten nicht ewig.
Er griff nach ihrem Handgelenk und hob die geschickte kleine Hand an seinen Mund, um die Innenfläche zu küssen.
»Kann ich mich wandeln, wenn ich im Traum bin?« Er leckte ihr über die Hand und stellte zufrieden fest, dass ein Beben durch ihren Körper ging und einer ihrer Mundwinkel zuckte.
»Das weiß ich nicht. Das werden wir wohl herausfinden müssen.« Sie entzog ihm ihre Hand und sprang auf, um ihr Kleid zu holen.
Kougar setzte sich mit gekreuzten Beinen vor sie auf den glatten Steinboden, nachdem er sich rasch angezogen hatte. Er musterte sie belustigt, während er zugleich leichte Besorgnis spürte. »Wie genau funktioniert das?« Nur die Göttin wusste, was alles in der Welt der Ilinas möglich war.
Der Anflug eines Lächelns spielte um ihren Mund. »Du wirst schon sehen.« Doch das Lächeln reichte nicht bis zu ihren Augen. Als sie seine Hand nahm, verstand er. Ihre Hand war feucht und zitterte leicht. Der Gedanke, dass sie dieser Kreatur, die ihr so unsägliches Leid zugefügt hatte, gleich gegenübertreten würde, wühlte sie auf.
Er drückte ihre Hand, um sie ohne Worte daran zu erinnern, dass sie nicht alleine ging.
»Schließ die Augen und lass sie zu«, forderte sie ihn auf.
Er tat, wie ihm geheißen, und einen Augenblick später überkam ihn ein seltsames Gefühl, ein kurzer Moment des Schwindels, der fast genauso schnell wieder verschwand, wie er gekommen war, ähnlich wie beim Ilina-Transport. Und plötzlich stand er neben Ariana in einer von einem Lagerfeuer erleuchteten Höhle, die so groß wie sein Schlafzimmer im Haus des Lichts war. Seine Nackenhaare sträubten sich.
An den Wänden hingen Leichen – fünf Erwachsene und ein Kind. Doch welche männlich und welche weiblich waren, konnte er nicht erkennen. Sie trugen die schlichte Bauernkleidung, die vor Tausenden von Jahren im Gebrauch gewesen war und die recht einheitlich aussah. Doch während das, was sie anhatten, unbeschädigt schien, war das Fleisch der Leute nahezu vollständig verbrannt, als wären sie bei einem Feuer umgekommen, welches ihre Kleidung aber verschont hatte.
Es war offensichtlich, dass jemand in der Höhle wohnte, da über einem Feuer in der Mitte ein Kochtopf hing. An einer Seite stand ein Tisch voller Schüsseln, Arzneifläschchen und bunter Plastikbehälter.
Kougar wunderte sich über den Anachronismus. Kunststoff hatte in einer Höhle vor Tausenden von Jahren nichts zu suchen gehabt, bis sein Blick auf den hinter dem Tisch stehenden Mann fiel und er sich daran erinnerte, dass er sich in einem Traum befand.
Der Mann war klein, schmächtig gebaut und eine recht unscheinbare Erscheinung für jemanden, der so viel Leid und unzählige Tode zu verantworten hatte. Seine dünnen braunen Haare hatten einen merkwürdigen Schnitt, als ob er mit dem nächstbesten Messer einfach immer alles Störende abschnitt. Anders als die um ihn herum hängenden Opfer steckte er in dem grünen Magiergewand, das die Zauberer vergangener Jahrhunderte üblicherweise trugen. Sein Handgelenk zierte eine moderne schwarze Resin-Sportuhr.
Der Zauberer blickte hoch, als ob er sie zum ersten Mal sähe, und wandte sich dann gleich wieder seiner Arbeit zu, als wären sie nur Ausgeburten seiner Fantasie. Doch während dieses kurzen Blicks hatte Kougar seine Augen erkennen können. Die Zaubereraugen hatten einen Kupferring, und eine Pupille sah so aus, als wäre Blut in Form eines Hakens aus der Iris getreten.
Bingo. Hookeye.
Arianas Hand drückte die seine kurz und fest, ehe sie sie losließ und einen Schritt von ihm wegtrat. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein Messer in ihrer Hand auf, aber ein kurzer Blick verriet ihm zweifelsfrei, was sie damit vorhatte.
Hatte sie vorher noch Angst vor der Begegnung mit diesem Mistkerl gehabt, so war diese jetzt verschwunden und hatte glühendem Hass Platz gemacht.
Er packte sie am Arm. »Warte.«
»Sie haben nicht überlebt«, erklärte Hookeye im Plauderton. »Doch das tun sie in den seltensten Fällen.« Er schaute hoch und blickte Kougar in die Augen. »Weißt du, ich bin der Giftmeister. Aber das
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