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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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wirklich ein drittes Mal dein Glück herausfordern?«
    Ein Fehler. Ilianas Gesicht war lieb und ängstlich gewesen, aber jetzt konnte Kelly sehen, wie die Mauer wieder hochgezogen wurde. Die violetten Augen wurden glasig und funkelten.
    »Niemand, hat mich angegriffen, bis ihr aufgetaucht seid!«, tobte Iliana. »Tatsächlich hat mich bisher noch überhaupt niemand angegriffen. Ich denke vielmehr, du bist es, hinter der die Leute her sind - oder vielleicht Galen. Zum hundertsten Mal: Ich bin nicht diejenige, nach der ihr sucht.«
    Zeit für Diplomatie. Aber Kelly war zu verärgert, um das zu begreifen. »Das glaubst du doch nicht wirklich. Oder trainierst du diese Dummheit irgendwie?«
    »Sag nicht immer, ich sei dumm!« Das letzte Wort war ein durchdringendes Kreischen. Gleichzeitig warf Iliana etwas nach Kelly. Reflexartig fing sie es auf, bevor es sie treffen konnte.
    »Ich bin nicht dumm! Und ich bin nicht euer Hexenkind oder wie auch immer ihr es nennt! Ich bin ein ganz normales Mädchen und ich mag mein Leben zufällig, so wie es ist. Und wenn ich mein Leben nicht mehr haben kann, dann will ich - dann will ich gar nichts tun.« Sie fuhr herum und stolzierte hinaus. Ihr Nachthemd wogte um sie herum.
    Kelly betrachtete das Wurfgeschoss, das sie aufgefangen hatte. Es war ein Stofftier, ein Lämmchen mit unverschämt langen Wimpern und einem rosa Band um den weißen Hals.
    Nissa verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun, das hast du ja wieder toll hingekriegt, Boss.«
    »Mach mal halblang.« Kelly warf das Lämmchen auf das Fensterbrett. »Wie genau hat sie euch zwei denn dazu gebracht, umzudrehen und uns zu holen?«
    Winnie schürzte die Lippen. »Du hast es gehört. Ihre Stärke ist ihre Lautstärke. Sie hat immer weiter ge- schrien wie - nun, ich weiß nicht, was so schreit. Aber es ist überraschend effektiv.«
    »Ihr seid Agenten des Zirkels der Morgendämmerung; ihr solltet immun sein gegen jegliche Art von Folter.« Aber dann ließ Kelly das Thema fallen. »Weshalb hängt ihr noch immer hier herum?« Sie schwang die Füße aus dem Bett und überprüfte vorsichtig ihre Beine. »Ihr sollt bei ihr bleiben, selbst wenn sie im Haus ist. Steht nicht da und starrt mich an.«
    »Du brauchst dich nicht dafür zu bedanken, dass wir dich wieder zusammengesetzt haben«, sagte Winnie, den Blick an die Decke gerichtet. Als Nissa und Winnie bei der Tür waren, drehte sie sich noch einmal um und fügte hinzu: »Und weißt du, sie hat nicht geschrien, damit wir Galen holen. Sie hat geschrien, dass wir dich holen sollen, Kelly.«
    Als die Tür ins Schloss fiel, starrte Kelly sie verwirrt an.
    ***
    »Du kannst nicht zur Schule«, zischte Kelly. »Hörst du mich? Du kannst nicht zur Schule gehen.«
    Sie saßen alle am Esstisch. Ilianas Mutter, eine hübsche Frau mit platinblondem, im Nacken geknotetem Haar, machte Frühstück. Sie schien ein wenig nervös zu sein, was ihre vier neuen Hausgäste betraf, aber sie war es auf eine angenehm aufgeregte Art und Weise. Sie wirkte ganz und gar nicht argwöhnisch. Grandma Harman hatte ihre Sache in puncto Gehirnwäsche gut gemacht.
    »Wir werden wunderbare Weihnachten haben«, sagte sie jetzt und ihr Lächeln wurde noch strahlender. »Wir könnten zu einem Weihnachtstee bei Kerzenschein nach Winston-Salem fahren. Habt ihr schon mal einen Herrnhuter Zuckerkuchen probiert? Ich wünschte nur, Großtante Edgith hätte auch bleiben können.«
    Grandma Harman war fort. Kelly wusste nicht, ob sie darüber erleichtert oder frustriert sein sollte. Was auch immer sie zu ihr gesagt hatte, solange die alte Frau in der Nähe war, würde Kelly sich um sie sorgen. Aber jetzt, nachdem sie weg war, gab es auch niemanden mehr, an den sie sich wenden konnte; niemanden, der Iliana befehlen konnte, sich beschützen zu lassen.
    Also saßen sie jetzt da und führten möglichst unauffällig diese kleine Auseinandersetzung. Eine ganz normale Frühstücksszene, dachte Kelly trocken. Ilianas Vater war bereits zur Arbeit gefahren. Ihre Mutter wuselte gut gelaunt zwischen Küche und Esszimmer hin und her. Ihr kleiner Bruder saß in einem Hochstuhl und richtete mit seinen Schokopops eine Schweinerei an. Zu schade, dass die vier hübschen Teenager am Tisch tatsächlich zwei Gestaltwandler, eine Hexe und ein Vampir waren.
    Galen saß Kelly direkt gegenüber. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen - hatte überhaupt irgendjemand in der vergangenen Nacht geschlafen? -, und er wirkte zurückhaltend, aber entspannt. Kelly

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