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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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mir fertig wurde. Ich habe ihnen keinen Vorwurf gemacht, dass sie mich weggeschickt haben, aber ich habe mir immer gewünscht, ich hätte meiner Pflegemutter sagen können, wie leid es mir tat.«
    Stille folgte. Kelly konnte spüren, wie Galen atmete, und das tröstete sie auf seltsame Weise.
    Dann sagte er mit leiser Stimme: »Das ist alles?«
    Kelly fuhr auf, dann hob sie den Kopf ein wenig und zwang sich, auf die gleiche Weise zu antworten. »Ist das nicht genug?«
    »Kelly ... du warst noch so klein. Du wolltest niemandem wehtun. Es war ein Unfall. Du darfst dir keine Vorwürfe machen.«
    »Ich mache mir aber Vorwürfe. Wenn ich nicht meinem Instinkt nachgegeben hätte ...«
    »Das ist doch lächerlich. Menschliche Babys und Kleinkinder machen die ganze Zeit dumme Dinge. Was wäre, wenn eine menschliche Dreijährige in einen Swimmingpool fiele und jemand bei dem Versuch, sie zu retten, ertrinken würde. Würdest du dem Kind Vorwürfe machen?«
    Kelly zögerte, dann bettete sie den Kopf wieder an seine Schulter. »Sei nicht dumm.«
    »Wie kannst du dir dann Vorwürfe wegen etwas machen, das du nicht verhindern konntest?«
    Kelly antwortete nicht, aber sie hatte das Gefühl, als würde langsam eine erdrückende Last von ihr abgleiten. Er machte ihr keine Vorwürfe. Vielleicht trug sie gar keine Schuld. Es würde ihr immer leidtun, aber vielleicht brauchte sie sich nicht so sehr zu schämen.
    Sie zog ihn fester an sich. Danke, dachte sie.
    Oh Kelly Du bist so wunderbar und du bist so fest entschlossen, es nicht zuzugeben. Aber alles, was du tust ...
    leuchtet.
    Einen Moment lang konnte Kelly keine Worte finden. Dann sagte sie: Galen? Wenn du eine Gestalt wählst, wähle etwas Sanftes.
    Ich dachte, du wärst der Meinung, dass alle Kämpfer sein müssten, erwiderte er und seine Gedankenstimme war sehr leise.
    Einige Leute müssen keine sein.
    Und dann verweilte sie einfach so in seinen Amen. Eine weitere endlose Zeit, während sie beide in sanftem goldenem Feuer zu treiben schienen. Es loderte um sie herum und durch sie hindurch, verschmolz sie miteinander. Manchmal konnte sie kaum erkennen, welche Gedanken seine und welche ihre waren.
    Er sagte: Ich habe früher Gedichte geschrieben. Oder es versucht. Meine Eltern fanden es schrecklich; es war ihnen so peinlich. Statt zu lernen, wie man ein guter Jäger wird, schrieb ihr Sohn wirres Zeug auf.
    Sie antwortete: Ich habe immer wieder einen schrecklichen Traum, in dem ich auf den Ozean hinausblicke und eine Hunderte von Metern hohe Wand aus Wasser sehe, und ich weiß, es kommt und ich kann niemals rechtzeitig fliehen. Katzen und Wasser, verstehst du. Ich schätze, das ist der Grund.
    Früher habe ich in Tagträumen geschwelgt, antwortete er, welche Art von Tier zu sein den meisten Spaß machen würde. Aber es lief immer auf das Gleiche hinaus, auf irgendeine Art von Vogel. Fliegen ist einfach unschlagbar.
    Sie sagte: Eines habe ich immer vor meinen Pflegeeltern verborgen: Wie sehr es mir gefiel, Dinge zu zerfetzen. Ich dachte, es wäre clever, wenn ich ihre Unterwäsche verstecke, nachdem ich sie mit meinen Krallen zerrissen habe. Aber als ich das eines Tages mit den Vorhängen gemacht habe, wussten alle Bescheid.
    Sie redeten und redeten. Und Kelly war ihm vollkommen ergeben. Sie genoss das einfache Vergnügen seiner Nähe und das Gefühl, ausnahmsweise einmal nichts mehr verbergen zu müssen, sich nicht verstellen oder verteidigen zu müssen. Es war so herrlich erleichternd.
    Galen kannte sie und er akzeptierte sie. Ganz und gar. Er liebte sie um ihrer selbst willen, nicht ihr schwarzes, wogendes Haar oder ihre langen Beine oder die Wölbung ihrer Lippen. Das alles mochte er vielleicht bewundern - aber er liebte sie, was sie im Innern war.
    Und er liebte sie mit einer Süße und einer Macht, die Kelly bis in ihre Seele erschütterte.
    Sie wollte für immer so bleiben.
    Doch es wartete etwas anderes auf sie. Etwas, woran sie nicht denken wollte, das jedoch direkt außerhalb des Lichts und der Wärme lauerte, die sie beide umgaben.
    Die Welt... es gibt immer noch eine Welt da draußen. Und sie ist in Gefahr.
    Und wir können das nicht ignorieren.
    Galen.
    Ich weiß.
    Sehr langsam und mit großem Widerstreben richtete Galen sich auf und schob sie von sich. Er schien jedoch
    ihre Schultern nicht loslassen zu können. So saßen sie da und sahen einander in die Augen.
    Und das Seltsame war, dass ihre mentale Verbindung nicht abbrach. Sie konnten einander noch immer hören,

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