Kriegerseelen
Augen sich mit Tränen. Sie trat wütend gegen die Hauswand und bekam gerade noch mit, wie die Tür sich hinter dem blonden Krieger und der fremden Frau schloss. Ja, sie war zutiefst verletzt. Sie hatte sich eingeredet, dass ihre erste Begegnung Schicksal war. Damals, als er ebenfalls von Chan Kos Männer gefangen genommen wurde. In der unterirdischen Klinik, die dem Chinesen für kranke Experimente gedient hatte, sollte er den Zuchthengst geben. Man hatte sie mit Storm in ein Zimmer gesperrt, in dem nur ein großes Bett stand. Sie hätte ihn melken sollen. Wie einen Zuchtbullen. Vom ersten Augenblick an, als sie ihn gesehen hatte, spürte sie etwas Magisches. Er war trotz seiner mehr als peinlichen Situation – nackt mit einer Fremden – witzig gewesen. Sie hörte noch seine Stimme in ihrem Ohr, die ihr zuflüsterte, dass er sie retten würde. Der Blick aus seinen dunkelblauen Augen versprach Ehrlichkeit.
Ivy schlucke tapfer die Tränen hinunter und versuchte sich selbst zu überzeugen, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte. Trotzdem konnte sie sich nicht vom Fleck bewegen. Sie fühlte sich mit einem Mal schrecklich einsam. In ihre Welt konnte sie nie mehr zurück. Das Tor, durch das sie gekommen war, war für immer verschlossen. Ian und Shadow, die beiden Krieger, die sie begleitet hatten um die Mission der Brüder zu unterstützten, waren ihr kein Trost. Die beiden Männer hatten sich mit ihrem Schicksal abgefunden und begannen, sich bei den Brüdern wohl zu fühlen. Beide trainierten im Augenblick in der Folterkammer. Dem Fitnessraum des Anwesens. Der beginnende Regen mischte sich mit ihren Tränen und ihr Haar, das sie wie meist zu einer frechen Punkfrisur gestylt hatte, verlor an Form.
Ivy hatte keine Ahnung, wie lange sie an diese Hauswand gepresst gestanden hatte. Da öffnete sich die Tür des Etablissements und ein großer muskulöser Blonder trat auf die Straße. Storm.
Sein Anblick riss sie aus ihrem Strudel voll Selbstmitleid, in dem sie zu versinken drohte. Er sah ganz und gar nicht glücklich aus, eher total frustriert. Ihr Herz stolperte, als sie den Mann betrachtete, der ihr die ganze Zeit im Kopf herumspukte. Nachdem er sich bei ihr für sein rüdes Verhalten entschuldigt hatte, war sie erleichtert gewesen und ein Fünkchen Hoffnung keimte in ihr. Jetzt wusste sie nicht mehr, was sie davon halten sollte. Schmerzhaft zog sich ihre Brust zusammen und sie glaubte, ersticken zu müssen. Storm stieg in seinen Wagen, gab Vollgas und fuhr davon.
Die Kriegerin teleportierte zurück in ihr Zimmer. Wie ein Häufchen Elend saß sie auf ihrem Bett, mit tropfender Kleidung und gebrochenem Herzen.
Layla saß mit Hope in dem Schaukelstuhl, den Cara für sie besorgt hatte. Das Baby gab saugende, schmatzende Geräusche von sich. Zärtlich strich die blonde Frau ihrem Töchterchen über den Kopf, der mit weichem Babyflaum bedeckt war. Sie war glücklich. Zum ersten Mal seit langer Zeit. Die Gefangenschaft bei Chan Ko bereitete ihr immer seltener Alpträume, und wenn sie nachts hin und wieder schweißgebadet aufwachte, war Connor an ihrer Seite. Der ehemalige Soldat, der auch der Vater ihres Kindes war. Sie war durch künstliche Befruchtung schwanger geworden. Hatte den Samenspender nicht gekannt und wurde gefangen gehalten im Keller einer Farm. Zusammen mit anderen Frauen eingesperrt wie Tiere, waren sie den Launen des perversen Max ausgesetzt. Als bei ihr die Wehen einsetzten und sie schließlich unter unwürdigen Umständen ihr Baby zur Welt bringen musste, war Max derjenige, der Hope bei ihrem Start ins Leben, in Empfang nahm. Connor, der in einem dunklen Loch unter Drogen gefangengehalten wurde, hatte sich befreien können. Er hatte sie gefunden. Mit blutverschmierten Schenkeln saß sie auf dem Gebärstuhl und schrie verzweifelt nach ihrer Tochter, die Max mitgenommen hatte. Wie durch ein Wunder waren plötzlich Thorn und seine Männer aufgetaucht. Sie waren die Rettung für die junge Mutter. Für die anderen Frauen, die im Keller eingesperrt waren, kam jede Hilfe zu spät. Max hatte sie bestialisch abgeschlachtet, als ihm klar wurde, dass das Versteck aufgeflogen war. Sie hatte den Brüdern ihr Leben und das ihrer Tochter zu verdanken. Connor kam mit ihnen und nun waren die Drei eine Familie. Mit großer Zärtlichkeit sah Layla ihren Gefährten an, der auf dem Bett lag und schlief. Er war Hopes genetischer Vater. Und obwohl die Zeugung anonym und unter sterilen Umständen stattgefunden hatte,
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