Kriegerseelen
feindselig, sondern blickten beinahe freundlich.
Vielleicht hatte Shadow das bewirkt. Der fremde Krieger hatte dem misstrauischen Storm gezeigt, dass er ihn voll und ganz akzeptierte. Sie hatten miteinander getrunken und gelacht. Wie Freunde hatten sie sich die Nacht um die Ohren geschlagen, auch wenn Storm ihn wegen der daraus resultierenden Kopfschmerzen verfluchte. Er musste sich eingestehen, dass er sich seit seiner Rückkehr wie ein Arschloch benommen hatte. Vor allem Ivy gegenüber.
»Kann ich mit dir reden?« Es sollte ein Friedensangebot werden. Er sah, wie sie mit sich rang, und spürte ihre innere Unruhe. »Keine Angst, ich werde mich diesmal benehmen. Versprochen.«
Ivy nickte und blieb abwartend stehen.
»Komm, wir gehen nach draußen. Ich brauche frische Luft.« Er lächelte gequält und fasst sich an seinen immer noch pochenden Kopf.
Als er ihr die schwere Eichentür aufhielt, um ihr den Vortritt zu lassen, konnte sie ihre Verwunderung nicht verbergen. Immer noch hatte sie kein Wort gesprochen. Storm schmunzelte. Sie war ja nicht auf den Mund gefallen. Ihre freche, selbstsichere Art war es, die ihm von Anfang an imponiert hatte. Doch davon war im Moment nichts zu spüren. Er seufzte und als sie den Weg in den Garten einschlugen, sagte er leise: » Es tut mir leid.«
Abrupt blieb Ivy stehen. Ungläubig starrte sie ihn an und brachte immer noch kein Wort hervor.
Storm nahm ihre kleinen Hände und hielt sie. »Jetzt sag doch etwas. Ich weiß, ich bin ein Arschloch. Es tut mir wirklich aufrichtig leid. Ich bin dir und deinen Freunden mit Misstrauen begegnet, das ihr nicht verdient habt.«
Jetzt schlich sich ein zaghaftes Lächeln auf ihr Gesicht. »Mir tut es auch leid. Caio war ein großartiger Hund. Er kannte mich noch nicht lange und war doch bereit mich zu beschützen. Ich wollte ihn nicht töten, das musst du mir glauben. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen.«
Bei der Erwähnung seines treuen Hundes sah er wehmütig zu der Stelle, an der seine Brüder ihn begraben hatten. Sie hatten ihm erzählt, dass sie einen seiner Lieblingsplätze ausgewählt hatten und er wusste, dass es der richtige Ort für ihn war. Er hielt immer noch Ivys Hände in seinen, als ihr Blick darauf fiel, ließ er sie los.
Schweigend gingen sie ein Stück und erreichten den großen Schwimmteich. »Ich habe nicht mehr viel Zeit.« Er hatte leise gesprochen, doch Ivy hatte ihn sehr gut verstanden. »Was soll das heißen?«
»Lili hat heute einen Chip entdeckt, Thunder und ich haben ihn sicher, Thorn wird gerade gecheckt, aber höchstwahrscheinlich hat auch er einen. Time Out sagt dir das etwas?«
»Oh mein Gott. Ja natürlich sagt mir das etwas. Dieser Chip zählt die Zeit herunter, und wenn sie abgelaufen ist, zerstört er alles. Ich habe im Fenster zur Vergangenheit gesehen, dass dieser Chip massenhaft eingesetzt wurde. Wird.« Sie verbesserte sich. »In einigen Jahren werden alle Soldaten damit in den Krieg geschickt. Er soll verhindern, dass sie gefangen genommen werden. Wenn sie ihre Mission erfüllt haben, kommen sie zurück oder, ... sie sterben.«
Der blonde Krieger war auf einmal ganz aufgeregt. Wenn Ivy diese Technologie kannte, wusste sie vielleicht, wie man die tickende Zeitbombe in seinem Körper und in dem seiner Brüder entschärfen konnte.
Er packte ihren Arm und zog sie hinter sich her. »Komm mit. Du musst Lili alles über dieses Drecksding erzählen, vielleicht hilft uns das.«
»Warte«, sie stemmte die Füße in den Boden und löste sich aus seinem Griff. »Wie viel Zeit bleibt euch noch?«
»Keine zwei Monate mehr.«
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8. Kapitel
Thunder und Lili standen eng umschlungen am Fenster und sahen in die mondhelle Nacht hinaus.
Ihre Verbindung pulsierte und erlaubte ihnen ohne Worte zu wissen, was den anderen beschäftigte.
Die zarte Chinesin schmiegte sich an die Brust des gefährlichen Kriegers und überlegte fieberhaft, was sie tun konnte, um ihn und seine Brüder zu retten.
Der Gedanke, den Mann, der ihre große Liebe war zu verlieren, machte sie krank. Wie konnte jemand nur so grausam sein, in die Körper der Männer tickende Zeitbomben einzubauen. Doch eigentlich wusste sie die Antwort. Es war ihre Mutter gewesen. Sie hatte die Hauptarbeit geleistet bei dem Experiment. Und sie war es auch, die immer zu extremen Mitteln griff. Lili hätte wetten können, dass ihre Mutter bei der Entwicklung dieses Time-Out Chips federführend war. Wenn sie doch nur an die
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