Kriegerseelen
»Dein Handy!«
Cara löste sich aus seiner Umarmung. Sie hatte nichts gehört, doch inzwischen war sie so daran gewöhnt, dass die Sinnesorgane ihres Gefährten um so vieles schärfer funktionierten, dass sie nicht erstaunt war. Sie lief zum Auto und fischte nach ihrer Jacke. Umständlich kramte sie in den Taschen herum. Als sie endlich das Smartphone, das Thorn ihr gekauft hatte, in der Hand hielt, schwieg es. »Verdammt. Das war Lili.«
Alarmiert trat Thorn zu ihr. »Ruf sie zurück. Vielleicht gibt es etwas Neues von Storm.«
Cara nickte, während sie die Rückruftaste betätigte. Atemlos lauschte sie Lilis Stimme. Sie musste Thorn nicht erzählen, was der Grund des Anrufs war. Er hatte alles mitgehört. »Lass uns zurückfahren.« Er stieg in den Geländewagen, und nachdem Cara ebenfalls eingestiegen war, fuhr er los. Sein Fahrstil war rasant, doch Cara wusste, er war ein sicherer Fahrer und fühlte sich nicht unbehaglich. Sie waren weit draußen gewesen für ihre Schießübungen, doch Thorns steuerte den Geländewagen sicher durch das unwegsame Gelände.
»Was glaubst du, haben Ivy, Shadow und Ian etwas erreicht?« Cara machte sich ebenso große Sorgen um Storm wie die übrigen Bewohner. Doch ihre größte Angst galt dem Mann neben ihr. Sie wollte sich nicht ausmalen, was passierte, wenn der Timer ablief. Am Schlimmsten war es, wenn sie nachts neben ihm lag und nicht einschlafen konnte. Sie hatte bereits ihre Eltern verloren, doch der Gedanke, auch noch ihren Gefährten zu verlieren machte sie wütend. Wer tat so etwas?
Thorn ließ kurz das Lenkrad los, um Caras Hand zu drücken. »Ich hoffe es so, denn wenn nicht ...« Seine Stimme klang gepresst, als er weitersprach ...»müssen wir nach Sibirien, um herauszufinden, wer die anderen Krieger sind. Vielleicht bringt uns das weiter.«
Das Haus kam in Sicht und Thorn ging vom Gas. Als der Wagen hielt, sprangen die beiden heraus und liefen nebeneinander die Treppe hoch. In der großen Eingangshalle wurden sie bereits erwartet. Ivy sah schrecklich mitgenommen aus und lehnte sich gegen Lili, die sie stützte. »Sie muss sich hinsetzen. Lasst uns alle ins Kaminzimmer gehen.« Lili, ganz die Ärztin, machte ein besorgtes Gesicht. Thunder, ihr Gefährte wich nicht von ihrer Seite, als sie Ivy in den Mittelpunkt des Hauses führte.
Als alle sich eine Sitzgelegenheit gesucht hatten, sahen sie die Krieger aus der Zukunft fragend an. Ian räusperte sich und begann zu erzählen.
»Wir haben meditiert. Zuerst wollte uns der Rat der Alten nicht anhören. Aber da wir nicht aufgegeben haben und unsere gesamte Energie zu ihnen schickten, schenkten sie uns Gehör. Helfen werden sie uns nicht.« Er sah einem nach dem anderen ins Gesicht, bevor er fortfuhr. »Doch sie haben uns eine Nachricht für euch mitgegeben.«
Es war totenstill im Raum. Dann stand der schwarze Krieger auf.
»Na los, was haben sie uns zu sagen. Spannt uns nicht auf die Folter.« Thunders tiefe Stimme sprach das aus, was alle anderen dachte. Ian sah Shadow an, dieser nickte, also fuhr er fort. »Sie sagten, wir müssen die verborgene Stadt finden und ihre Bewohner retten.«
»Heilige Scheiße, wo zum Teufel ist die verborgene Stadt, und wie verdammt ...« Er wollte noch mehr fluchen, doch als er Lilis warnenden Blick auf sich spürte, klappte er den Mund zu. Thorn stellte sich zu seinem Bruder und bemühte sich nicht allzu ungeduldig zu klingen. »Ian, wo ist diese verborgene Stadt, und was hat es mit den Bewohnern dort auf sich? Sind sie Gefangene dort?«
Der Schotte schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich weiß es nicht. Das haben sie uns nicht gesagt.« Er raufte sich die Haare und man konnte ihm ansehen, dass er ebenso ratlos war wie alle anderen im Raum. Ivy, die immer noch blass zwischen Cara und Lili auf dem Sofa saß, presste sich plötzlich die Hände auf den Bauch. »Mir ist übel ...«, bevor irgendjemand reagieren konnte, stürzte sie aus dem Zimmer.
»Es nimmt sie sehr mit. Erst Storms Ausraster und jetzt das. Die Meditation hat sie viel Energie gekostet, vielleicht kannst du ihr ein leichtes Schlafmittel geben, Lili, damit sie wieder zu Kräften kommt.« Ian war sehr besorgt um die Kriegerin, sie war nach dem Tod seiner Frau, Ivys Schwester, die einzige Familie die er noch hatte. Lili nickte, stand auf und machte sich daran, sie zu suchen.
»Verdammt. Wir brauchen Storm. Er kann vielleicht etwas über diese geheimnisvolle Stadt herausfinden.« Thunder hatte sich zu voller Größe
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