Kriegerseelen
für diesen Mann überzufließen drohte. »Geht es dir gut?«, flüsterte er leise. Sie konnte nicht antworten, deshalb nickte sie nur. Konnte man eigentlich vor Glück sterben?
Thorn küsste sanft die Tränen von ihren Wangen. »Ich hoffe, das sind Glückstränen mein Herz.« Wieder konnte sie nur nicken. Sie war überwältigt von der Freude über das gemeinsame Kind, das nun in ihrem Bauch heranwuchs, und gleichzeitig dachte sie mit Trauer an ihre Eltern, die ihr Enkelkind nie sehen würden. Auch die Gefahr, die immer noch über Thorn und seinen Brüdern schwebte, machte ihr Sorgen. Doch der Mann, der sie im Arm hielt, verhieß Geborgenheit und Sicherheit. Er flüsterte ihr liebevolle Worte ins Ohr und sie erlaubte sich für den Moment, sich einfach fallen zu lassen und glücklich zu sein.
Lange standen beide da, eng aneinander geschmiegt und überwältigt von dem Gefühl, neues Leben geschaffen zu haben.
Storm parkte den Camaro direkt vor der Eingangstreppe. Ivy war schon aus dem Wagen gestiegen und wartete ungeduldig, dass er ihr folgte. Jetzt wussten sie, was zu tun war. Der Schlüssel zur Rettung der Brüder lag in Sibirien. Alexej Prokojev. Der Mann, der die Experimente finanziell unterstützt hatte und unter dessen Befehl ebenfalls Männer standen, die wie Storm, Thorn und Thunder außergewöhnlich waren. Während der Fahrt hatten sie bereits heftig diskutiert, ob sie versuchen sollten, Kontakt aufzunehmen, oder spontan ohne Vorankündigung nach Sibirien zu fliegen. Gemeinsam eilten sie die Treppe hoch, und nachdem Storm die Zahlenkombination eingegeben hatte, standen sie in der Eingangshalle. »Schade, dass es hier keine Glocke gibt, die wir ziehen können«, Ivy grinste frech. »Dann würden alle gleich angelaufen kommen und wir könnten uns den Weg sparen, jeden einzeln zu suchen.«
Storm war gerade wieder in die Betrachtung ihres hübschen Hinterns versunken und fühlte sich ertappt, als sie sich zu ihm umdrehte. »Was?«, fragte er verlegen.
»Vergiss es.« Sie sprintete die Treppe zum Obergeschoss hoch und rief laut nach den anderen. Kurze Zeit später gingen etliche Zimmertüren auf und fragende Gesichter erschienen. »Wir haben gute Nachrichten Leute. Treffpunkt Kaminzimmer!«
Schon war sie wieder unten und warf sich in einen der gemütlichen großen Ledersessel. Die Beine über die Armlehne gelegt wartete sie. Storm kam ihr nach und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Diese kleine Person verstand es, das Kommando zu führen. Es schien, als hätten ausnahmslos alle sie gehört, denn nach und nach trudelten sämtliche Bewohner des Hauses ein. Natürlich war auch Hope mit von der Partie. Ihr Vater hielt sie im Arm und für einen ehemaligen Soldaten sah er mit dem Baby einfach harmlos aus. Alle wussten, er konnte auch anders. Thorn hatte sich in seine Militärakte eingehackt. Darin war vermerkt, dass er vor seiner unehrenhaften Entlassung ein tapferer Kämpfer war, der mit verschiedenen Verdienstorden ausgezeichnet worden war. Als sein Blick so über die Männer schweifte, war er froh, sie an seiner Seite zu haben. Loyal und mutig. Männer, an deren Seite man gerne kämpfte und auf die Verlass war. Thorn hielt Cara im Arm und wartete gespannt, was Ivy und Storm zu erzählen hatte.
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24. Kapitel
Ondraka wurde zum Ort eines abscheulichen Schauspiels. Bevor die Sonne aufging, wurden Vorbereitungen getroffen für die öffentliche Folterung und Hinrichtung Eves. Ausnahmslos alle Bewohner der unterirdischen Stadt hatten zu erscheinen. Die Menschen, die die meiste Zeit ihres Lebens unter der Erde verbrachten, wurden nach oben verfrachtet, um zu sehen, was geschah, wenn man Alexej Prokojev hinterging. Viele der Kinder hatten vorher weder die frische unverbrauchte Luft geatmet, noch jemals Tageslicht gesehen. Der große Exerzierplatz sollte die Bühne sein für die abscheuliche Aufführung. Jay, Valentin und Tyron beaufsichtigten die Arbeiter, die das Podest aufbauten. Die drei Männer machten sich Sorgen. Tristan war verschwunden und Prokojev ahnte, dass das Verschwinden seines Soldaten mit Juno zusammenhing. Der Boss drehte völlig durch, und die Männer befürchteten, dass die heutige Hinrichtung alles übertreffen würde, was bisher da gewesen war. Prokojev war schon immer ein harter, gnadenloser Mann gewesen. Doch Junos Verschwinden hatte ihn zu einem Psychopaten gemacht. Er wollte Rache und dafür musste Junos Mutter bluten, auf jede erdenkliche furchtbare Art und Weise. Der Boss
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