Kriegerseelen
»Ich werde sterben, und zwar bald. Doch vorher werde ich euch den Weg weisen, um dich und deine Brüder zu retten.« Seine Hand griff nach Storms Hand, als er fortfuhr. »Ihr seid tapfere Krieger, ihr verdient es, gerettet zu werden. Auch wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Ivy war aufgestanden und an den Kamin getreten. Während Giovanni sprach, runzelte sie die Stirn und dachte angestrengt nach. Was hatte er eben gesagt? Mit einem Ruck drehte sie sich um. »Was hast du da eben gesagt? Du hast im Fenster zur Vergangenheit etwas gesehen ... das du verhindern musst?« Ihre Stimme klang schriller als gewöhnlich und man sah ihr an, dass ihre freche Coolness einem panischen Blick gewichen war. Storm sah sie an, während Giovanni immer noch seine Hand festhielt. Sie sorgte sich um ihn, das konnte er an ihrer Mimik und Körpersprache erkennen.
»Ich werde nicht darüber sprechen, was ich gesehen habe.«
Der Greis klang bestimmt und unnachgiebig. Bevor Ivy etwas erwidern konnte, übernahm Storm das Wort.
»Wir werden es akzeptieren. Aber sag, kannst du uns wirklich helfen, den Chip zu deaktivieren?« Er warf der Kriegerin, die gerade etwas sagen wollte, einen Seitenblick zu, der sie ihren Mund wieder zuklappen ließ.
Dann begann der Alte zu erzählen, was die Krieger tun mussten, um die Gefahr, die von dem Chip ausging, abzuwenden. Ivy und Storm hörten aufmerksam zu. Als er geendet hatte, beschwor er die beiden jungen Menschen.
»Ihr dürft keine Zeit verlieren, ihr müsst unverzüglich nach Sibirien. Alexej Prokojev ist ein gefährlicher Mann. Wenn er nicht aufgehalten wird, ist es für euch und für die Menschen aus Ondraka zu spät.«
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23. Kapitel
Thorn war gerade kurz davor, zu explodieren, und zwar richtig gewaltig, ähnlich einem Vulkanausbruch, als Lili aufstand und den Kopf in den Nacken legte. Ihre mandelförmigen Augen fixierten ihn, als sie erstaunlich autoritär das Wort an den fast zwei Meter großen Krieger richtete, der wie der Gott des Zorns vor ihr stand.
»Bitte geh. Cara wird dir erklären, weshalb ich sie untersuche, aber jetzt ist hier definitiv kein Platz für dich. Nur soviel - es gibt keinen Grund zur Sorge!«
Die Ärztin hielt seinem Blick so lange stand, bis der bebende Krieger schließlich wieder ruhiger atmete, sich wortlos umdrehte und das Krankenzimmer verließ.
Cara sah ihre Freundin bewundernd an. »Wow, Lili, ganz schön mutig von dir.« Sie grinste. »Er wird mit Sicherheit den Platz vor der Tür nicht verlassen, bis ich hinausgehe und ihm alles erzähle.«
Lili nahm die Untersuchung wieder auf und fuhr erneut mit der Ultraschallsonde über Caras Unterleib. Sie war aufgeregte Ehemänner oder Familienangehörige ihrer Patienten gewohnt, und vor Thorn hatte sie nicht wirklich Angst. In gewisser Weise konnte sie seine Sorge ja verstehen. Er war eben ein Alphatier, das seine Gefährtin um jeden Preis schützen wollte. Männer wie die Krieger, mit denen sie jetzt schon eine ganze Weile zusammenlebte, waren gefährlich und besitzergreifend, wenn es um Frauen ging. Thunder würde wahrscheinlich genau so reagieren, wenn es um sie ging. Sie beobachtete hochkonzentriert den Bildschirm, und als sie darauf das erblickte, was sie vermutete, schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Herzlichen Glückwunsch Cara, du wirst Mutter.«
Cara sah stumm zu ihr auf. Als Lili mit der Sonde einen bestimmten Punkt erfasste, zeigte sie auf den Monitor. »Schau dir das an. Diese große schwarze Blase, die du hier siehst, ist die Fruchtblase. Der kleine weiße Punkt darin ist der Fötus. Ich vermesse ihn jetzt und kann dir dann sagen, wie alt er ist.«
Ein Baby. Sie wusste gerade nicht, ob sie sich freuen oder Angst haben sollte. Irgendwie war sie auch sprachlos, also verfolgte sie immer noch stumm, wie Lili auf der Tastatur herumtippte und das kleine Wesen vermaß, das sich da in ihrem Bauch eingenistet hatte.
»Cara, du sagst ja gar nichts.« Lili war plötzlich ein wenig besorgt um ihre Freundin, die jetzt ungewöhnlich blass vor ihr auf der Liege lag. »He, freu dich doch. Ich kann dir versichern, es ist alles o.k.«
Endlich fand Cara ihre Sprache wieder. »Glaubst du wirklich, es ist möglich, ein gesundes Kind zu haben mit Thorn?« Lili hob fragend die Augenbrauen.
»Ich meine wegen der Experimente, die sie an ihm durchgeführt haben und so ...« Die Ärztin gab ihr Zelltücher, damit sie das Kontaktgel von ihrem Bauch wischen konnte, speicherte die Informationen ab und
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