Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Spitze seiner langen Klinge in die Rippen. Es war alles so kinderleicht.
»Ein Treffer für Luthar!«, rief der Kampfrichter, und eine Welle von Applaus brandete durch die Tribünen. Jezal lächelte selbstvergessen und sonnte sich in der Bewunderung der Menge. Varuz hatte Recht gehabt, dieser Tollpatsch war kein Grund zur Sorge. Noch ein Treffer, und er war in der nächsten Runde.
Er kehrte auf seine Position zurück, und Broya tat dasselbe, während er sich mit einer Hand die Rippen rieb und Jezal einen unheilvollen Blick zuwarf. Damit machte er Jezal jedoch keine Angst. Wütende Blicke sind nur dann von Nutzen, wenn man ihnen entsprechende Taten folgen lassen kann.
»Und los!«
Diesmal näherten sie sich einander schnell und tauschten ein oder zwei Schläge aus. Jezal konnte kaum glauben, wie langsam sich sein Gegner bewegte. Es war, als ob seine Degen tonnenschwer seien. Broya fischte mit der langen Klinge in der Luft herum und versuchte, die Reichweite seiner Arme auszunutzen, um Jezal zu erwischen. Seine kurze Klinge hatte er noch nicht einmal benutzt, geschweige denn, dass er beide gemeinsam zum Einsatz gebracht hätte. Und dann sah es auch noch so aus, als sei er jetzt schon außer Atem, obwohl sie erst knapp zwei Minuten fochten. Hatte er überhaupt trainiert, dieser Bauernlümmel? Oder hatten sie einfach irgendeinen Dienstboten von der Straße geholt, um die nötige Zahl voll zu machen? Jezal sprang zur Seite und tänzelte um seinen Gegner herum. Broya flatterte hinter ihm her, verbissen, aber erfolglos. Langsam wurde es peinlich. Niemand hat Spaß an einem ungleichen Kampf, und die Ungeschicklichkeit dieses Dussels gab Jezal keinerlei Möglichkeit, seine Stärken zu zeigen.
»Ach, kommen Sie schon!«, rief er. Gelächter erklang von der Tribüne. Broya biss die Zähne zusammen und griff mit all seiner Macht an, aber das war nicht viel. Jezal wehrte seine schwachen Bemühungen ab, entzog sich dem Angriff und glitt quer durch den Ring, während Broya hinter ihm herstolperte, stets drei Schritte hinter ihm. Er zeigte keinerlei Präzision, Schnelligkeit oder Planung. Noch vor einigen Minuten hatte die Vorstellung, gegen diesen schlaksigen Narr zu kämpfen, Jezal in Angst und Schrecken versetzt. Jetzt langweilte er sich beinahe.
»Ha!«, rief er aus, als er sich plötzlich zum Angriff wandte, seinen Gegner mit einem heftigen Schlag in einem unsicheren Augenblick erwischte und zurückstolpern ließ. Das Publikum wurde lebendig und schrie und trampelte vor Begeisterung. Wieder und wieder stieß er zu. Broya wehrte ihn verzweifelt ab, taumelte und schwankte zurück, dann parierte er ein letztes Mal, stürzte, wedelte mit den Armen, wobei ihm die kurze Klinge aus der Hand rutschte, und fiel außerhalb der Ringmarkierung auf seinen Hintern.
Lautes Gelächter brach los, und Jezal konnte nicht anders, er lachte mit. Der arme Narr sah wirklich zu komisch aus, wie er da mit den Beinen in der Luft wie eine Schildkröte auf dem Rücken lag.
»Der Gewinner ist Hauptmann Luthar!«, brüllte der Kampfrichter. »Mit zwei zu null!« Aus dem Gelächter wurden spöttische Rufe, als Broya sich wieder regte. Er sah aus, als wolle er in Tränen ausbrechen. Jezal trat vor und hielt ihm die Hand hin, aber es gelang ihm nicht, das überlegene Grinsen zu unterdrücken. Sein geschlagener Gegner übersah sein Hilfsangebot, stand auf und warf ihm einen Blick zu, der halb Hass, halb verletzten Stolz ausdrückte.
Jezal zuckte gut gelaunt die Achseln. »Ist nicht meine Schuld, dass Sie Scheiße sind.«
»Noch einen?«, fragte Kaspa, der eine Flasche in seiner schwankenden Hand hielt und dessen Augen von zu viel Wein bereits glasig waren.
»Nein, danke.« Jezal schob die Flasche sanft weg, bevor Kaspa ihm einschenken konnte. Der Leutnant sah ihn verwirrt an, dann wandte er sich an Jalenhorm.
»Noch einen?«
»Immer doch.« Jalenhorm schob sein Glas auf eine Weise über den Tisch, die deutlich zeigen sollte, dass er nicht betrunken war, obwohl genau das natürlich überhaupt nicht mehr geleugnet werden konnte. Kaspa senkte die Flasche und visierte das Glas an, als ob es sehr weit weg stünde. Jezal sah, wie der Hals hin und her schwankte und dann klappernd auf den Glasrand schlug. Die Unvermeidlichkeit des nun Folgenden war beinahe schmerzvoll. Wein floss über den Tisch und spritzte in Jalenhorms Schoß.
»Sie sind ja besoffen!«, beklagte sich der große Mann, kam unsicher auf die Füße und wischte mit klobigen, trunkenen
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