Kriegsklingen (First Law - Band 1)
wollte.
Aber Varuz hegte keinerlei Zweifel. »Schlagen Sie ihn einfach, verdammt noch mal!«, zischte der Marschall, während Jezal einen Schluck aus der Flasche nahm und die Flüssigkeit eine Weile im Mund hin und her schickte. »Schlagen Sie ihn!« Jezal spuckte die Hälfte des Wassers in den Eimer, die andere Hälfte schluckte er. Schlagen Sie ihn. Leicht gesagt, aber dieser Styrier war ein verdammt hinterhältiger Hund.
»Sie schaffen das!«, sagte West wieder und massierte Jezals Schulter. »Sie sind jetzt schon so weit gekommen!«
»Machen Sie ihn fertig! Ledern Sie ihn ab!« Marschall Varuz sah Jezal fest in die Augen. »Sind Sie denn ein Niemand, Hauptmann Luthar? Habe ich etwa meine Zeit mit Ihnen verschwendet? Oder sind Sie doch ein bedeutender Kämpfer? Hm? Jetzt ist die Zeit gekommen, das klarzustellen!«
»Meine Herren, ich darf Sie bitten!«, rief der Kampfrichter. »Die entscheidende Runde!«
Jezal atmete laut aus, nahm von West seine Eisen entgegen, stand auf. Er hörte, wie Filios Betreuer seinem Schützling über den anschwellenden Lärm der Menge weitere Ermutigungen zurief. »Machen Sie ihn fertig!«, brüllte Varuz ein letztes Mal, dann ging Jezal zurück in den Ring.
Der entscheidende Treffer. Die Entscheidung. In so vieler Hinsicht. Ob Jezal im Finale stehen würde oder nicht. Ob er ein Mann von Bedeutung sein würde oder nicht. Er war jetzt allerdings erschöpft, sehr erschöpft. Eine halbe Stunde lang hatte er gefochten, und das in dieser Hitze; das machte einen müde. Er schwitzte schon wieder und fühlte, wie die Schweißperlen in dicken Tropfen über sein Gesicht liefen.
Er ging auf seine Position zu. Ein bisschen Kreide auf trockenem Gras. Filio stand schon da, er wartete, immer noch lächelnd, siegesgewiss. Dieser kleine Scheißer. Wenn es Gorst gelungen war, die anderen aus dem Fechtring zu prügeln, dann sollte Jezal doch wohl keine Schwierigkeiten haben, diesen Narren mit dem Gesicht voran aufs Gras zu werfen. Er presste die Hände um die Griffe seiner Eisen und konzentrierte sich auf das Übelkeit erregende Lächeln. Einen Augenblick lang wünschte er, geschärfte Klingen anstelle der stumpfen Turniereisen in der Hand zu haben, bis ihm einfiel, dass es auch durchaus er selbst sein könnte, der dann von ihnen durchbohrt werden würde. »Und los!«
Jezal ordnete seine Karten, nahm sie einmal so und dann wieder anders zur Hand, sah aber kaum auf die Bilder und kümmerte sich nicht darum, ob die anderen sein Blatt einsehen konnten oder nicht.
»Ich erhöhe um zehn«, erklärte Kaspa und warf einige Münzen auf den Tisch, mit einem Blick, der zu sagen schien … Was auch immer, Jezal war es egal, er passte wirklich nicht besonders auf. Eine längere Pause entstand.
»Sie sind dran, Jezal«, brummte Jalenhorm.
»Tatsächlich? Oh, ähm …« Er sah auf die bedeutungslosen Bilder, die er heute einfach nicht ernst nehmen konnte. »Äh, oh … ich steige aus.« Damit warf er die Karten auf den Tisch. Er war deprimiert, und zwar so richtig, zum ersten Mal seit … er erinnerte sich kaum. Deprimierter, als er jemals gewesen war, vermutlich. Die Gedanken an Ardee beschäftigten ihn zu sehr: wie es ihm gelingen könnte, sie ins Bett zu bekommen, ohne ihr oder sich selbst dauerhaft zu schaden, und vor allem, ohne deswegen von West getötet zu werden. Leider war er einer Lösung immer noch nicht näher gekommen.
Kaspa strich die Münzen ein und lächelte breit angesichts dieses unerwarteten Sieges. »Sie haben ja wirklich toll gefochten heute, Jezal. Es war knapp, aber Sie haben es geschafft, was?«
»Hm«, sagte Jezal. Er nahm seine Pfeife vom Tisch.
»Ich schwöre, einen Augenblick lang dachte ich, der Kerl erwischt Sie, aber dann«, Kaspa schnippte mit den Fingern unter Brints Nase, »einfach so! Haben Sie ihn umgehauen. Die Leute waren begeistert. Ich musste so lachen, ich hätte mich fast nass gemacht, so wahr ich hier sitze!«
»Glauben Sie, Sie können Gorst schlagen?«, fragte Jalenhorm.
»Hm.« Jezal zuckte die Schultern, zündete sich die Pfeife an und lehnte sich in einem Stuhl zurück. Dann sah er zum grauen Himmel empor und saugte am Mundstück.
»Sie scheinen das alles ja sehr ruhig zu nehmen«, meinte Brint.
»Hm.«
Die drei Offiziere tauschten einen Blick, offensichtlich enttäuscht, ihr Lieblingsthema nicht weiter auswalzen zu können. Kaspa suchte ein neues. »Haben Sie alle denn schon die Prinzessin Terez gesehen?«
Brint und Jalenhorm seufzten und zogen
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