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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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er ihn schlagen? Wie? Vorsichtig kehrte auch er zu seiner Position zurück und hob die Eisen.
    »Und los!«
    Dieses Mal griff Gorst sogar noch heftiger an, schlug zu, als dresche er Weizen, und ließ Jezal durch den ganzen Fechtring tänzeln. Ein Hieb verfehlte den Hauptmann so knapp, dass er den Lufthauch an seiner linken Wange spürte. Der nächste ging in kaum größeren Abstand auf seiner rechten Seite vorbei. Dann probierte es Gorst mit einem seitlichen Schlag, der auf seinen Kopf zielte, und Jezal sah eine Lücke. Er duckte sich unter dem Eisen hindurch und war sich sicher, dass die Klinge dabei seine Haare am Scheitel gestreift hatte. Als die lange Klinge zur Seite fuhr, bei der Rückwärtsbewegung fast den Kampfrichter im Gesicht traf und Gorsts rechte Seite für einen Augenblick ungedeckt war, verringerte er den Abstand.
    Jezal machte einen Ausfall gegen den massigen Bastard. Er war sicher, diesmal durchgekommen und selbst einen Treffer gelandet zu haben. Aber Gorst fing den Stoß mit dem kurzen Eisen auf und zwang Jezals Arm nach außen, während die Parierstangen beider Klingen aneinander schrammten und sich dann verkeilten. Jezal griff ihn nun heftig mit dem kurzen Eisen an, aber irgendwie wehrte Gorst auch diese Hiebe ab, indem er seinen anderen Degen gerade noch rechtzeitig hochriss, Jezals Klinge abfing und sie kurz vor seiner Brust aufhielt.
    Für einen Augenblick waren ihre vier Klingen ineinander verbissen, die Griffe mahlten gegeneinander, ihre Gesichter waren nur wenige Zoll entfernt. Jezal fletschte die Zähne wie ein Hund, und seine Gesichtsmuskeln hatten sich zu einer starren Maske verkrampft. Gorsts grobe Züge ließen kaum eine sichtbare Anstrengung erkennen. Er sah aus wie ein Mann, der gerade pinkelt: Als erledige er gerade etwas ganz Alltägliches und leicht Ekliges, das man so schnell wie möglich hinter sich bringen muss.
    Die Klingen hielten aneinander fest, und Jezal warf sich mit seiner ganzen Stärke in diese Begegnung, jeden seiner hart trainierten Muskeln im Einsatz: Er stemmte die Beine in den Boden, spannte den Bauch an, um die Arme zu beugen, spannte die Arme an, um die Hände nach vorn zu schieben, die Degengriffe fest und mit tödlicher Entschlossenheit gepackt. Jeder Muskel, jede Sehne, jede Faser. Er wusste, dass er den besseren Stand hatte, der große Mann war aus dem Gleichgewicht, und wenn er ihn nur einen Schritt zurückdrängen konnte, nur einen Zoll …
    Noch waren die Eisen ineinander verkeilt, aber dann ließ Gorst die Schulter sinken, knurrte und schüttelte Jezal so lässig ab, wie ein Kind ein Spielzeug wegwirft, das ihm langweilig geworden ist.
    Jezal taumelte zurück, Mund und Augen überrascht weit geöffnet, mit den Füßen Halt im Staub suchend, und mit ganzer Aufmerksamkeit darum bemüht, aufrecht stehen zu bleiben. Er hörte Gorst erneut knurren und sah mit Entsetzen, dass die schwere lange Klinge schon wieder in weitem Bogen auf ihn zukam. Ausweichen war fast unmöglich, und ihm blieb auch keine Zeit. Instinktiv hob er den linken Arm, aber die dicke, stumpfe Klinge riss ihm das kurze Eisen aus der Hand wie Wind, der Stroh vor sich hertreibt, und dann schlug sie gegen seine Rippen, hämmerte den Atem aus seinen Lungen, und ihm entfuhr ein Schmerzensschrei, der im ganzen Zuschauerrund zu hören war. Seine Beine gaben nach, und er klappte im Ring zusammen, Arme und Beine von sich gestreckt, pfeifend wie ein entzweigeschlagener Blasebalg.
    Diesmal gab es nicht einmal den Ansatz von Applaus. Die Menge brüllte ihren Hass hinaus, zischte und buhte Gorst nach Kräften aus, während der zu seiner Kabine zurückstapfte.
    »Hau ab, Gorst, du Schläger!«
    »Hoch mit dir, Luthar! Mach ihn fertig!«
    »Geh nach Hause, du Brechstange!«
    »Du verdammter Wilder!«
    Das Gezischel wich halbherzigem Beifall, als Jezal sich wieder aufrichtete. Seine ganze linke Seite pochte wild. Am liebsten hätte er vor Schmerz geschrien, aber dazu fehlte ihm die Luft. Nach all den Mühen, all dem Training war er an jemanden geraten, der ihn um Längen übertraf, und er wusste das. Bei dem Gedanken, nächstes Jahr all das noch einmal durchmachen zu müssen, hätte er am liebsten gekotzt. Er gab sein Bestes, um möglichst unberührt zu wirken, während er zu seiner Kabine hinüberwankte, aber er konnte nicht anders – dort angekommen, sank er schwer in seinen Stuhl, ließ seine schartigen Eisen auf die Steine fallen und rang nach Luft.
    West beugte sich über ihn und zog ihm das Hemd

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