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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wissen um die Geheimnisse der Welt, sind erfahren in der Ausübung von Magie, weise und mächtig über alle menschliche Vorstellungskraft hinaus. So erzählte man sich jedenfalls. Ein solcher Mann sollte doch wohl wissen, wie er einen anderen aufspüren konnte, selbst im weiten Ödland des Nordens. Aber wenn das so war, dann ließ dieser Kerl sich dabei ganz schön viel Zeit.
    Logen kratzte sich den verfilzten Bart und dachte darüber nach, was wohl den Großen Mann aufhielt. Vielleicht hatte er sich verlaufen. Wieder fragte er sich, ob er nicht lieber hätte im Wald bleiben sollen, wo es wenigstens genug Nahrung gab. Aber die Geister hatten ihn nach Süden geschickt, und wenn man von den Hügeln aus weiter nach Süden ging, dann kam man auf diese öden Moore. Dort hatte er zwischen den Dornenbüschen und den Schlammlöchern gewartet, bei schlechtem Wetter, und die meiste Zeit gehungert.
    Seine Stiefel waren inzwischen völlig ausgetreten, und daher hatte er sein erbärmliches Lager nicht allzu weit von der Straße aufgeschlagen, um diesen Zauberer auf alle Fälle zu bemerken, wenn er kam. Seit den Kriegen wimmelte es im ganzen Norden von gefährlichem Gesindel – von der Truppe versprengte Krieger, die Wegelagerer geworden waren, Bauern, die ihre verbrannten Höfe verlassen mussten, führerlose und verzweifelte Männer, die nichts mehr zu verlieren hatten. Logen machte sich dennoch wenig Sorgen. Niemand hatte einen Grund, hierher an den Arsch der Welt zu kommen. Niemand außer ihm und diesem Magus.
    Und so saß er da und wartete, suchte nach etwas Essbarem, fand nichts, saß da und wartete weiter. Zu dieser Jahreszeit wurden die Moore oft von plötzlichen Regenschauern durchtränkt, aber er zündete sich nachts rauchende, dornige kleine Feuer an, wenn er konnte, um sich selbst so weit wie möglich bei Laune zu halten und um vorbeiziehende Zauberer auf sich aufmerksam zu machen. An diesem Abend hatte es auch geregnet, aber schon vor einer Weile wieder aufgehört, und nun war es trocken genug für ein Feuer. Logen hatte seinen Topf darüber gehängt und kochte sich eine Brühe aus dem letzten Fleisch, das er aus dem Wald mitgebracht hatte. Am nächsten Morgen würde er weiterziehen müssen, um sich etwas zu essen zu suchen. Den Magus konnte er dann später immer noch treffen, wenn der das denn wirklich noch wollte.
    Er rührte in seiner mageren Mahlzeit und fragte sich gerade, ob er am nächsten Morgen zurück in den Norden gehen oder aber in den Süden ziehen sollte, als er Hufschlag auf der Straße hörte. Ein einzelnes Pferd, das langsam ging. Er lehnte sich ein wenig gegen seinen Mantel und wartete. Tatsächlich, da war ein Wiehern und das helle Klingen des Zaumzeugs. Ein Reiter kam die Anhöhe hinauf. Da die wässrige Sonne niedrig am Horizont dahinter stand, konnte Logen ihn nicht deutlich erkennen, aber er saß steif und ungelenk im Sattel, wie ein Mann, der das Reiten nicht gewöhnt war. Nun trieb er sein Pferd sanft in Richtung des Feuers und zügelte es, als er kurz vor Logen stand.
    »Guten Abend«, sagte er.
    Er entsprach nicht im Geringsten der Vorstellung, die Logen sich gemacht hatte. Der Reiter war ein ausgemergelter, bleicher junger Mann, der kränklich wirkte und dunkle Ringe um die Augen hatte. Sein langes Haar lag durch den Nieselregen glatt an seinem Kopf, und er lächelte unsicher. Er schien nicht so sehr weise als vielmehr feucht hinter den Ohren zu sein, und Macht über alle menschliche Vorstellungskraft hinaus vermittelte er schon gar nicht. Stattdessen wirkte er vor allem hungrig, kalt und krank und sah damit insgesamt so aus, wie Logen sich fühlte.
    »Solltet Ihr nicht einen Stab haben?«
    Der junge Mann sah überrascht aus. »Ich habe nicht … ich meine natürlich … äh … ich bin kein Magus.« Sein Satz versickerte im Nichts, und er fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen.
    »Die Geister sagten mir, ein Magus werde kommen, aber die irren sich auch oft.«
    »Oh … na ja, ich bin ein Zauberlehrling. Aber mein Meister, der große Bayaz«, dabei beugte er ehrfurchtsvoll den Kopf, »ist kein anderer als der Erste der Magi, erfahren in den Hohen Künsten und kundig der tiefsten Weisheit. Er hat mich ausgesandt, um Euch zu finden«, plötzlich sah er zweifelnd drein, »und Euch zu holen … Ihr seid Neunfinger-Logen?«
    Logen hielt die linke Hand hoch und sah den jungen Mann durch die Lücke an, wo einmal sein Mittelfinger gewesen war. »Oh, gut.« Der Zauberlehrling atmete

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