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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Seitdem gibt es bei mir meistens Suppe.« Der Meister der Münzstätten schluckte schwer. Glokta sah, wie ein Schweißtropfen seinen Hals hinunterrann. »Und die Zähne waren nur der Anfang. Ich muss im Sitzen pissen wie eine Frau, wissen Sie. Ich bin fünfunddreißig und brauche Hilfe, um aus dem Bett zu kommen.« Er lehnte sich wieder zurück und streckte sein Bein mit verkrampftem Gesicht aus. »Jeder Tag ist ein kleines Stück Hölle für mich. Jeder Tag. Und da meinen Sie wirklich, dass mir irgendetwas, das Sie sagen, Angst einjagen könnte?«
    Glokta betrachtete seinen Gefangenen mit prüfendem Blick.
Jetzt ist er sich seiner Selbst nur noch halb so sicher.
»Gestehen Sie«, flüsterte er. »Dann können wir Sie nach Angland schicken und kriegen heute Nacht noch ein bisschen Schlaf.«
    Teufels Gesicht war nun fast so bleich wie das von Praktikal Frost, aber er sagte nichts.
Der Erzlektor wird bald hier sein. Wahrscheinlich ist er sogar schon auf dem Weg. Falls es noch kein Geständnis gibt, wenn er kommt … dann wandern wir alle nach Angland. Bestenfalls.
Glokta nahm seinen Stock wieder auf und erhob sich mühsam. »Ich sehe mich selbst gern als Künstler, aber für wahre Kunst braucht man Zeit, und wir haben schon den halben Abend damit verschwendet, jedes Bordell der Stadt nach Ihnen durchzukämmen. Glücklicherweise hat Praktikal Frost eine gute Spürnase und einen hervorragenden Richtungssinn. Er kann sogar eine Ratte in einem Scheißhaus aufspüren.«
    »Eine Ratte in einem Scheißhaus«, echote Severard, in dessen Augen sich der orangefarbene Glanz des Kohlebeckens spiegelte.
    »Wir sind ziemlich knapp dran, daher lassen Sie es mich ohne Umschweife sagen. Sie werden innerhalb von zehn Minuten gestehen.«
    Teufel schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Niemals.«
    »Halten Sie ihn fest.« Frost ergriff den Gefangenen von hinten wie ein Schraubstock, sodass Teufel der rechte Arm an die Seite gedrückt wurde. Severard ergriff das linke Handgelenk und zog die Finger auf der vernarbten Tischplatte auseinander. Glokta umschloss fest den glatten Griff des Hackmessers und ließ die Klinge über den Tisch kratzen, als er es zu sich heranzog. Er starrte auf Teufels Hand.
Welch schöne Fingernägel er hat. Wie lang und poliert. Mit solchen Nägeln kann man aber nicht in einer Mine arbeiten.
Glokta hob das Hackmesser.
    »Warten Sie!«, schrie der Gefangene.
    Bang! Die schwere Klinge biss tief in die Tischplatte und trennte dabei sauber den Nagelrand von Teufels Mittelfinger ab. Er atmete nun schnell, und seine Stirn glänzte vor Schweiß.
Jetzt werden wir sehen, was für ein Mann du wirklich bist.
    »Ich denke, Sie sehen jetzt, in welche Richtung das hier geht«, sagte Glokta. »Wissen Sie, man hat das mit einem Korporal gemacht, der mit mir gefangen genommen wurde, ein Schnitt jeden Tag. Er war ein harter Kerl, wirklich knallhart. Sie haben es bis über seinen Ellenbogen geschafft, bevor er starb.« Glokta hob wieder das Messer. »Gestehen Sie.«
    »Sie können doch nicht …«
    Bang! Das Hackmesser nahm die Fingerspitze mit. Blut quoll auf die Tischplatte. Severards Augen lächelten im Lampenschein. Teufel fiel die Kinnlade herunter.
Aber es wird einen Augenblick dauern, bevor der Schmerz einsetzt.
»Gestehen Sie!«, bellte Glokta.
    Bang! Das Hackmesser schlug die Kuppe von Teufels Ringfinger ab und schnitt noch eine kleine Scheibe vom Mittelfinger, die kurz über den Tisch rollte und dann zu Boden fiel. Frosts Gesicht war wie aus Marmor gemeißelt. »Gestehen Sie!«
    Bang! Die Spitze von Teufels Zeigefinger flog durch die Luft. Sein Mittelfinger war bis auf das erste Gelenk heruntergesäbelt. Glokta hielt inne und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sein Bein pochte ob der Anstrengung. Blut tropfte mit stetigem Tapp, Tapp, Tapp auf die Fliesen. Teufel starrte mit weit aufgerissenen Augen auf seine verkürzten Finger.
    Severard schüttelte den Kopf. »Das ist hervorragende Arbeit, Inquisitor.« Er schnippte eine der Fingerscheiben über den Tisch. »Diese Präzision lässt mich in Ehrfurcht erstarren.«
    »Aaaargh!«, brüllte der Meister der Münzstätten.
Jetzt dämmert es ihm.
Glokta erhob das Hackmesser aufs Neue.
    »Ich gestehe!«, kreischte Teufel, »ich gestehe!«
    »Hervorragend«, erwiderte Glokta gut gelaunt.
    »Hervorragend«, wiederholte Severard.
    »Hefforang«, sagte Frost.

DAS WEITE ÖDLAND IM NORDEN
    Die Magi sind ein alter und geheimnisvoller Orden, sie

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