Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Stoßen, stoßen.«
Jezal fühlte, wie ihm die Galle hochkam. Er hustete und sah auf seine Füße, krampfhaft darum kämpfend, dass sich seine Umgebung endlich zu drehen aufhörte. Der Inquisitor sah sie alle der Reihe nach erwartungsvoll an. West sah blass aus. Jalenhorm dreckverschmiert und schmollend. Kaspa saß noch immer auf der Straße. Keiner von ihnen hatte etwas zu sagen.
Glokta räusperte sich. »So, die Pflicht ruft.« Er verbeugte sich steif. »Aber ich hoffe, ich sehe Sie alle einmal wieder. Schon bald.« Jezal hoffte spontan, dass er dem Mann nie wieder würde begegnen müssen.
»Vielleicht fechten wir wieder einmal miteinander?«, murmelte Major West.
Glokta lachte gutmütig. »Oh, das würde ich nur zu gern, West, aber ich merke doch immer wieder, dass ich dafür inzwischen ein bisschen zu verkrüppelt bin. Wenn Sie Lust auf ein Duell haben, dann stünde Praktikal Frost Ihnen sicher gern zur Verfügung«, er sah zu Jalenhorm herüber, »aber ich muss Sie warnen, er kämpft nicht wie ein Edelmann. Ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Abend.« Er schob sich den Hut wieder auf den Kopf, drehte sich langsam um und schlurfte die heruntergekommene Straße hinunter.
Die drei Offiziere sahen ihm nach, wie er in grenzenloser, beklemmender Stille davonhinkte. Endlich stolperte auch Kaspa zu ihnen.
»Was war denn da los?«, fragte er.
»Nichts«, sagte West durch die zusammengebissenen Zähne hindurch. »Am besten vergessen wir, dass es überhaupt geschehen ist.«
ZÄHNE UND FINGER
Es bleibt nicht viel Zeit. Wir müssen schnell arbeiten.
Glokta nickte Severard zu, der lächelte und den Sack vom Kopfe Sepp dan Teufels zog.
Der Meister der Münzstätten war ein kräftig gebauter Mann von edlem Aussehen. In seinem Gesicht hatten sich bereits bläuliche Schwellungen gebildet. »Was hat das alles zu bedeuten?«, brüllte er mit großer Geste und viel heißer Luft. »Wissen Sie, wer ich bin?«
Glokta schnaubte. »Natürlich wissen wir, wer Sie sind. Glauben Sie, wir greifen die Leute wahllos auf der Straße auf?«
»Ich bin der Meister der königlichen Münzstätten!«, schrie der Gefangene und riss an seinen Fesseln. Praktikal Frost sah ungerührt und mit verschränkten Armen zu. Die Eisen glühten bereits orangerot in der Kohlenpfanne. »Wie können Sie es wagen …«
»Wir können uns diese ständigen Unterbrechungen nicht leisten!«, brüllte Glokta. Frost trat Teufel heftig vors Schienbein, und der Gefangene schrie laut auf. »Wie kann unser Gefangener sein Geständnis unterschreiben, wenn ihm seine Hände gebunden sind? Bitte machen Sie ihn los.«
Teufel sah sich misstrauisch um, während ihm der Albino die Fesseln abnahm. Dann sah er das Hackmesser. Die polierte Klinge glänzte hell wie ein Spiegel im grellen Licht der Lampen.
Wirklich ein schönes Ding. Das hättest du jetzt gern
,
was, Teufel? Ich wette, du würdest mir am liebsten damit den Kopf abschneiden.
Glokta hoffte fast, er würde es versuchen; schon schien er die rechte Hand danach auszustrecken, aber stattdessen schob er das Papier mit dem Geständnis weg.
»Ah«, sagte Glokta, »der Meister der Münzstätten ist Rechtshänder.«
»Ein Rechtshänder«, zischte Severard in das Ohr des Gefangenen.
Teufel starrte Glokta über den Tisch hinweg mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich kenne Sie! Glokta, nicht wahr? Der Mann, der in Gurkhul in Gefangenschaft geriet und gefoltert wurde. Sand dan Glokta, richtig? Nun, dieses Mal stecken Sie aber richtig tief drin, das kann ich Ihnen sagen! Bis über beide Ohren! Wenn Kronrichter Marovia davon erfährt …«
Glokta sprang auf, sodass sein Stuhl mit knirschendem Geräusch über die Fliesen rutschte. Sein linkes Bein schmerzte höllisch, aber er achtete nicht darauf. »Sehen Sie sich das an!«, zischte er, und dann riss er den Mund weit auf, sodass der entsetzte Gefangene einen guten Blick auf seine Zähne erhaschen konnte. »Sehen Sie das? Sehen Sie? Dort, wo sie die Zähne oben herausbrachen, ließen sie die unteren stehen, bis ganz nach hinten durch. Sehen Sie?« Glokta zog seine Mundwinkel mit den Fingern zurück, sodass Teufel nichts verborgen blieb. »Das haben sie mit einem kleinen Meißel getan. Jeden Tag ein kleines bisschen. Es hat Monate gedauert.« Glokta setzte sich steifbeinig wieder hin und lächelte dann breit.
»Was für eine hervorragende Arbeit, nicht wahr? Solch eine Ironie! Einem die Hälfte der Zähne zu lassen, aber so, dass keiner von ihnen mehr von Nutzen ist!
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