Kriegsklingen (First Law - Band 1)
und spuckte schleimigen Auswurf auf den Boden.
»Rrrrch«, krächzte er, dann hustete und spuckte er erneut.
Logen packte seine wenige Habe auf das unglückliche Pferd. »Morgen«, sagte er und fügte mit einem Blick in den weißen Himmel hinzu: »Ein guter ist es gerade nicht.«
»Ich werde sterben. Ich werde sterben, und dann werde ich mich nicht mehr rühren müssen.«
»Wir haben nichts zu essen, also werdet Ihr sterben, wenn wir hier bleiben. Dann kann ich zumindest Euch aufessen und über die Berge zurückgehen.«
Der Zauberlehrling lächelte matt. »Was tun wir also?«
Ja, was sollten sie tun? »Wo finden wir denn diesen Bayaz?«
»In der Großen Bibliothek des Nordens.«
Von der hatte Logen noch nie gehört, aber schließlich hatte er sich bisher auch nicht besonders für Bücher interessiert. »Und die ist wo?«
»Südlich von hier, einen Viertagesritt entfernt, an einem großen See.«
»Kennt Ihr den Weg?«
Der Lehrling rappelte sich nun auf und schwankte im Stehen leicht hin und her, während er schnell und flach Atem holte. Er war todesbleich, und auf seinem Gesicht lag ein leichter Schweißfilm. »Ich glaube«, murmelte er, sah aber nicht besonders überzeugt aus.
Weder Quai noch das Pferd würden vier Tage ohne Nahrung überstehen, selbst dann nicht, wenn sie sich nicht zwischendurch verliefen. Als Erstes musste etwas zu essen her. Dann war es wohl die beste Idee, der Straße durch die Wälder nach Süden zu folgen, auch wenn hier größere Gefahren drohten. Sie konnten von Wegelagerern getötet werden, aber dort war auf alle Fälle leichter Nahrung zu finden, und der Hunger würde sie sonst schließlich auch umbringen.
»Ihr nehmt das Pferd«, sagte Logen.
»Ich habe die anderen beiden verloren, also bin ich es wohl, der laufen sollte.«
Logen legte Quai die Hand auf die Stirn. Sie war heiß und klamm. »Ihr habt Fieber. Ihr solltet besser reiten.«
Der Zauberlehrling verzichtete darauf, mit ihm zu streiten. Er sah auf Logens zerschlissene Stiefel hinunter. »Könnt Ihr meine Stiefel nehmen?«
Logen schüttelte den Kopf. »Zu klein.« Er kniete sich am verlöschenden Feuer nieder und spitzte die Lippen.
»Was tut Ihr da?«
»Feuer haben Geister. Ich werde diese hier unter meiner Zunge hüten, und wir können sie später nutzen, um ein neues Feuer anzuzünden.« Quai war zu krank, um seine Überraschung zu zeigen. Logen saugte den Feuergeist ein, hustete den Rauch wieder aus und schüttelte sich angesichts des bitteren Geschmacks. »Seid Ihr bereit zum Losreiten?«
Der Zauberlehrling hob mit einer hilflosen Geste die Arme. »Ich habe gepackt.«
Malacus Quai redete gern. Er redete während des ganzen Wegs, als sie nach Süden über die Moore zogen, als die Sonne hoch in den grauen Himmel trat und als sie gegen Abend die Wälder erreichten. Seine Krankheit bremste sein Geplapper keineswegs, und Logen störte das nicht. Es war lange her, seit jemand mit ihm geredet hatte, und es lenkte ihn von seinen Füßen ab. Er war halb verhungert und müde, aber seine Füße waren das größte Problem. Die Stiefel waren nur noch Fetzen alten Leders, die Zehen zerkratzt und zerschunden, und sein Wadenbein brannte noch immer vom Biss des Schankas. Jeder Schritt war eine Qual. Einst hatten sie ihn den gefürchtetesten Mann im Norden genannt. Jetzt fürchtete er sich vor den kleinsten Stöckchen und Steinchen auf der Straße. Irgendwie war das schon ein Witz. Er zuckte zusammen, als er auf einen Kiesel trat.
»… also studierte ich dann sieben Jahre bei Meister Zacharus. Er ist ein Großer unter den Magi, der fünfte von Juvens’ zwölf Gehilfen, ein großer Mann.« Alles, was mit den Magi zu tun hatte, schien in Quais Augen groß zu sein. »Er glaubte, ich sei bereit, zur Großen Bibliothek des Nordens zu reisen und bei Meister Bayaz zu studieren und mir dort meinen Stab zu verdienen. Aber hier hatte ich es nicht gerade leicht. Meister Bayaz ist sehr anspruchsvoll und …«
Das Pferd blieb stehen und schnaubte, dann scheute es und ging zögernd einen Schritt zurück. Logen zog schnuppernd die Luft ein und zog ein verärgertes Gesicht. Es waren Menschen in der Nähe, schlecht gewaschene noch dazu. Das hätte ihm schon viel früher auffallen sollen, aber seine Aufmerksamkeit war zu sehr auf seine Füße gerichtet gewesen. Quai sah ihn an. »Was ist los?«
Wie zur Antwort trat ein Mann etwa zehn Schritte vor ihnen hinter einem Baum hervor, und etwas weiter die Straße hinunter zeigte sich ein
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