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Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Titel: Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und dann sezieren oder verstümmeln sie mich“, schloss Shade seine Schilderung. Träume wie dieser verfolgten ihn nun seit Tagen.
    Mythos nickte und kratzte sich nachdenklich über die Bartstoppeln.
    Shade saß in seinem Bett. Ihm gegenüber hatte sich der Anführer des Ringes der Gehorsamen auf einem Schemel niedergelassen. Ausnahmsweise war er alleine. Ash, mit der er die Schicht teilte – Shade hatte sie alle nicht von diesem Wachdienst abbringen können – vertrug das Reisen mit dem Schiff schlecht. In dieser kleinen Kajüte hätte sie sich eingesperrt gefühlt, deshalb hielt sie sich meistens auf dem Oberdeck auf.
    „Natürlich bin ich kein Gelehrter“, begann Mythos nun.
    „Ich weiß.“
    „Aber ich lebe schon lange genug, um zu wissen, dass man wiederkehrende Träume nicht ignorieren sollte. Das Unterbewusstsein schickt sie uns aus einem bestimmten Grund. Was deine Träume bedeuten, kann ich dir nicht sagen, das musst du selbst herausfinden. Ich kann dir nur den Rat geben, dass du dich von ihnen nicht unterkriegen lassen solltest.“ Auf Shades verständnislosen Blick hin präzisierte er: „Lass dir nicht die Freude am Schlaf nehmen, denn du brauchst ihn, um zu funktionieren. Und lass das Grübeln über diese Träume am Tag sein, denn das lenkt dich nur ab. Das Gute ist ja, dass du Zeit hast, dahinter zu kommen. Es existiert keine Frist, du hast die Träume einfach, bis du das Rätsel gelöst hast.“
    Shade nickte langsam. Was Mythos sagte, klang logisch. Allerdings passte es ihm nicht, dass keine prompte Lösung für sein Problem existierte. Die Träume flößten ihm nicht wirklich Angst ein. Aber sie waren unangenehm und gaben ihm das Gefühl, etwas Unfertiges unter seinen Pflichten zu haben, und das gefiel ihm nicht.
    „Ich bin jedoch froh, dass du mich um Rat gefragt hast.“
    Mythos lächelte zufrieden.
    „Warum genau freut dich das?“, hakte Shade nach.
    „Weil es bedeutet, dass du dich uns gegenüber langsam öffnest. Man fragt für gewöhnlich nur Menschen um Rat, denen man vertraut und deren Urteil man schätzt.“
    „Ich hätte es möglicherweise schon früher getan, wenn ihr euch ein bisschen um mich bemüht hättet.“
    Mythos schien überrascht zu sein. „Haben wir das denn nicht?“ Er klang gekränkt.
    „Ihr wart nett und habt mich feierlich aufgenommen; versteh mich bitte nicht falsch. Aber ihr habt mir nicht das Gefühl gegeben, dazuzugehören. Ich musste mir selbst helfen, mich zurechtzufinden. Ich hatte viele Fragen, die sogar jetzt noch nicht restlos geklärt sind.“ Er überlegte kurz. „Vielleicht seid ihr ein zu eingespieltes Team, als dass euch dies aufgefallen wäre.“ Shade hoffte innigst, dass er sich vorsichtig genug ausgedrückt hatte, sodass sich Mythos nicht allzu angegriffen fühlte. Nervös spielte er mit seinem Becher und wartete auf einen Kommentar. Bis dieser kam, dauerte es eine Weile.
    „Nun, es tut mir leid, dass du das so aufgefasst hast. Vielleicht hätte unser Empfang tatsächlich besser sein können. Ich bin davon ausgegangen, dass du mit Fragen sofort zu uns kommen würdest.“
    „Bin ich ja auch!“, rief Shade hitzig. „Es wäre eben nur schön, wenn ich euch nicht alles aus der Nase ziehen müsste!“
    Ach, verdammt. Jetzt hast du ihn angeschrien.
    „Es ist aber nicht mehr so schlimm. Ich habe mich trotz allem eingelebt, nicht wahr?“, versuchte er die verdrießliche Miene Mythos’ aufzuheitern. „Das nächste Mal, wenn jemand Neues zu euch stößt, achtet ihr einfach ein bisschen mehr darauf.“
    Dieser Kommentar entlockte Mythos ein Lachen. Erleichterung durchflutete Shade, auch wenn ihm nicht ganz klar war, warum der Mann lachte. Nachdem er sich gefangen hatte, erklärte er dem verwirrten Shade, dass er doch hoffe, in den nächsten Jahrzehnten Fortschritte in seinem Umgang mit Menschen zu machen.
    „Denkst du, dass es so lange dauert, bis wir wieder Zuwachs bekommen?“, wollte der junge Arzt wissen.
    „Das nehme ich an. Zwischen dir und Flex liegen knapp hundert Jahre.“
    Shade fragte sich, ob es vermessen wäre, sich nach Mythos’ Alter zu erkundigen. Hatte Flex ihm nicht vor einigen Tagen erzählt, dass Mythos der Älteste sei? Doch was hieß das in diesem Fall? Wie viele Jahre hatte der hagere Mann bereits auf dem Buckel? Über tausend?
    „Du wirst dich schon noch ans lange Leben gewöhnen. Am Anfang erscheint dir die Vorstellung vielleicht unangenehm, aber wie gesagt, das gibt sich mit der Zeit. Langweilig wird dir sicher

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