Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Ranke und sofort zerfiel das ganze Geflecht zu Dreck.
Die Mauer war bloß einige Schritte breit. Flex krallte sich mit den Fingern am Mauerrand fest und rutschte dann auf der anderen Seite hinab. Sein ganzer Körper begann sich zu strecken, als er immer weiter hinunterkam. Shades Mund klappte auf, da er den anderen Tempelbewohner noch nie so aktiv seine Fähigkeit hatte anwenden sehen. Rock sprang ohne zu zögern von der Mauer. Eine kleine Erschütterung zeugte von seinem Aufprall, doch offenbar war er unversehrt. Die Verbliebenen bedienten sich erneut Ivys Ranken, die sich nun auf dieser Seite gebildet hatten. Mythos gab Shade den Vortritt. Dieser erreichte den Boden und trat rasch zur Seite, weil ihm der hagere Mann dichtauf gefolgt war.
„Schnell jetzt!“, raunte Mythos und lief los. Sie befanden sich in einem weitläufigen Park, der an einem sanft ansteigenden Hügel angelegt worden war. Oben stand das Herrenhaus, das Shade schon als kleines Modell gesehen hatte. Sein Herz begann bei dessen Anblick schneller zu pochen. Er spürte, wie das Schwert bei jedem Schritt, den er tat, an seinen Oberschenkel schlug.
Als ob ich eine Erinnerung daran bräuchte, dass ich gleich töten werde!
Sie erreichten die letzten Büsche vor dem Gemäuer und Mythos blieb erneut stehen.
„Flex, Ivy und Cam, ihr nehmt den Kücheneingang. Geht diese Mauer entlang und biegt dann scharf rechts ab. Dort findet ihr den Küchengarten und auch die Tür. Wir anderen: Das Esszimmer befindet sich in der Mitte dieses Flügels hier. Wir werden uns in den jeweiligen Gruppen vor der Außenmauer der Bibliothek, des Esszimmers und des Festsaals positionieren. Gleichzeitig werden dort Türen erscheinen. Zögert nicht, sondern stürmt sofort hinein. Shade“, er blickte ihn ernst an und meinte dann: „Ich vertraue dir.“ Der jüngste Tempelbewohner nickte und legte seine rechte Hand auf den Schwertknauf. Das schien Antwort genug für den hageren Mann und rasch verteilten sie sich auf ihre zugewiesenen Punkte. Shade kam noch in den Sinn, dass er keine einzige Wache gesehen hatte, als schon die schmucklose Tür in der eben noch soliden Außenmauer erschien und er hindurchstürmte.
In dem Moment, in dem er in den Raum trat, meldete sich Khazan. „Khazan hat einen Plan. Vertraust du? Plan rettet König. König muss leben.“
Ist sie das, die Lösung, nach der ich so verzweifelt gesucht habe?
Shade fragte sich das mehr selbst, als dass er zum Tamarin sprach, doch dieses gab zur Antwort: „Ja.“
Dann sag mir, was ich tun soll!
König Maerkyn erstarrte. Soeben hatte er sich niedergelassen, um mit dem herrlichen Mahl, das serviert worden war, zu beginnen. Seit dem Morgen hatte er nichts mehr gegessen und das zarte Filet, das auf seinem Porzellanteller lag, duftete verführerisch. Zuerst nahm er an, seine Augen spielten ihm einen Streich. Eine Tür war in der Wand ihm gegenüber erschienen. Nur einen Wimpernschlag später stürmten zwei Männer und eine Frau hindurch. Noch im Hineinkommen zogen sie ihre Waffen und begannen, sie gegen die verdatterten Adelsleute zu schwingen. Nur wenige, darunter Maerkyn, handelten sofort und griffen ebenfalls nach ihren Waffen.
Der König hatte im Aufstehen seinen Stuhl umgeworfen, auf dem er eben noch in freudiger Erwartung des Essens gesessen hatte. Rasch versuchte er, die Lage zu erfassen. Drei Attentäter waren im Esszimmer. Mit einem Seitenblick auf die offene Türe wurde sein Verdacht bestätigt, dass noch mehr von ihnen im Haus waren. Auf der Schwelle lag verblutend Herzog Edding, der immer schnell im Weglaufen gewesen war.
Mehr brauchte er nicht zu wissen. Mit einem Satz war er auf dem Tisch und eilte, das Gedeck energisch zur Seite fegend, zum nächsten Adeligen, der zwar sein Schwert gezogen hatte, dessen Verteidigung jedoch jämmerlich war und der gegen den Mann, der ihn bedrängte, keine Chance hatte. Mit einem Schrei schwang er seine Klinge gegen den Eindringling. Er stutzte, als er seinem Gegenüber in die Augen sah, und verfehlte die Schulter, auf die er gezielt hatte, knapp. Sein Schwung riss ihn mit und er fiel vom Tisch hinunter. Fluchend rollte er sich ab und kam sogleich wieder auf die Beine – doch da war dem Leben des Herzogs schon ein Ende bereitet worden. Erneut griff Maerkyn den Unbekannten an, zielte dieses Mal jedoch auf dessen ungeschützten Rücken und wurde geblockt, als der andere herumwirbelte. Sie kreuzten ein, zwei Male die Klingen und der König keuchte ob der Kraft, die in
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