Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Gnade winseln können. Er hätte diese Leute bestechen oder es zumindest versuchen können. Doch er bewegte sich nicht, stand nur da, die fremde Waffe gesenkt. Sein Herz schrie vor Qualen über die Verluste, die er soeben erlitten hatte. Über seine Lippen kam kein einziger Laut.
Der Schwarzhaarige hob sein Schwert. Er schwang es gegen Maerkyn, der seines gehoben hatte und den Schlag abblockte. Stahl traf auf Stahl und Funken stoben auf. Da hatte der Fremde plötzlich eine zweite Waffe in der anderen Hand. Dem König gelang es nicht, sein Schwert rechtzeitig herunterzureißen, um den Hieb abzuwehren, und so kam es, dass sich das kalte Metall tief in seine Brust grub. Schmerzen explodierten in Maerkyns Brust und zwangen ihn in die Knie.
Das.
Ist.
Das.
Ende.
7.Schicksale
Mythos beobachtete zufrieden, wie Shade das Schwert herauszog, der König wie eine Strohpuppe vornüber kippte und reglos liegen blieb. Der Anführer der Tempelbewohner schob sich an Queen und Ivy vorbei und trat zu ihrem jüngsten Mitglied, um das wohlverdiente Lob auszusprechen. Er hatte bereits seinen Mund geöffnet, als er stutzte und diesen rasch wieder schloss. Shade wankte. Außerdem rief er sämtliche Schatten, die im Umkreis um ihn herum lauerten, zu sich. Seine Züge verschwanden, als die Schatten allmählich seinen ganzen Körper bedeckten.
„Was ist mit ihm?“, wollte Tau erschrocken wissen. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und eine Hand zum Mund gehoben. Mythos konnte ihre Reaktion gut verstehen. Selbst ihn, der schon einiges gesehen hatte, mutete Shades Kampf, den er offenbar mit sich selbst ausfocht, seltsam an.
„Wahrscheinlich steht er unter Schock und ist sich nicht bewusst, was er tut“, meinte er mit beruhigender Stimme. „Shade, kannst du mich hören?“ Er bekam keine Antwort.
Stattdessen befahl Shade immer mehr Schatten zu sich und bald sah es aus, als ob er in einem Kokon aus Schatten stecken würde.
„Diese Reaktion ist ein bisschen übertrieben“, sprach Ash in die Stille hinein.
„Er war schon immer sensibel. Denk an heute Nachmittag. Wenn ihm ein Ausweg eingefallen wäre, wäre er sicher geflohen. Er wollte das heute Abend nicht tun“, mutmaßte Mythos, „aber wir müssen schnellstens von hier verschwinden. Ich werde versuchen, zu seinem Geist durchzudringen.“
Es blieb bei einem Versuch, denn es gelang Mythos nicht, auch nur annähernd einen Eindruck von Shades Gedanken zu erhaschen, geschweige denn, mit dessen Geist zu kommunizieren. Alles, was er vorfand, war eine wabernde Schwärze.
Dieser Umstand beunruhigte ihn.
„Shade!“, rief er noch einmal laut.
Der Raum hatte sich inzwischen verdunkelt und mit jedem Augenblick wurde es düsterer. Der Kokon war angeschwollen und jetzt mehr als doppelt so groß wie das Ringmitglied.
„Shade, hör auf damit!“, brüllte Ash nun. Doch auch sie blieb ungehört. Das letzte Licht war verschwunden. Außer ihren eigenen flachen Atemzügen hörten die Tempelbewohner nichts und Angst breitete sich unter ihnen aus. Selbst Mythos musste sich eingestehen, dass er beunruhigt war.
Was ist, wenn er seine Kräfte nicht mehr unter Kontrolle hat? Er könnte uns alle zerstören.
In diesem dunklen Moment der Ungewissheit kehrte alles Licht zurück. Das Kaminfeuer prasselte wieder fröhlich vor sich hin und sämtliche Kohlebecken glühten knisternd auf, als wäre die Dunkelheit nie da gewesen. Von diesem unsteten, orangefarbenen Licht beschienen stand ein zitternder Shade. Er war leichenblass, fast weiß, und bebte haltlos. Mythos und die anderen waren sofort an seiner Seite, um ihn zu stützen. Einzig Queen hielt Abstand zu ihm.
„Shade!“, rief Mythos und berührte dessen Schulter – sie war eiskalt. Der Angesprochene reagierte nicht. Sein Mund war zwar leicht geöffnet, doch er gab keine Antwort.
„Er steht wirklich unter Schock. Rock, trag ihn, wir müssen so schnell es geht von hier verschwinden.“
Mythos schloss kurz die Augen und sandte den Gedanken Der Auftrag ist erfüllt! zu Lieutenant General Grimms Geist.
Er öffnete seine Augen wieder und sie verließen den Raum und anschließend das Herrenhaus.
„Wir lassen alles stehen, wie es jetzt ist. Dies soll schließlich eine Warnung sein. Wenn wir Glück haben, dann merkt vor morgen früh niemand, dass ihr König und sämtliche Adeligen tot sind.“
Es regnete immer noch, als sie auf die breite Auffahrt hinausschritten.
Mythos blieb stehen, überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass sie ihre Zeit
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