Kriegsspiele auf Zelos
Sprung an. Mit einem gewaltigen Brüllen setzte es auf ihn zu. Er kam nicht mehr zum Zielen. Er traf es mitten im Sprung. Aber obwohl es bereits tot oder am Sterben war, vermochte der Laserstrahl den Sprung nicht zu bremsen.
Das Brüllen verstummte, doch der schwere Körper warf Conrad um. Eine mächtige Pranke kratzte schwach über sein Gesicht, ehe das Tier leblos liegenblieb.
Zitternd stand Conrad auf. Seine Wange brannte, und Blut sickerte auf sein Kinn. Vorsichtig betastete er die Verletzung. Es waren drei tiefe Kratzwunden. Aber es hätte schlimmer ausgehen können, viel schlimmer. Seine Hand war naß und klebrig. Er wischte sie am Gras ab und hob sein Lasergewehr auf, das ihm entglitten war.
»Das hat mir gerade noch gefehlt!« sagte er verbittert. Jetzt hätte er das Erste-Hilfe-Pack und einen Kognak gut brauchen können. Aber er hatte weder das eine noch das andere. Er holte tief Luft, straffte die Schultern und marschierte weiter. Bei jedem Schritt tropfte Blut vom Kinn herab.
»Großer Gott, was für eine Spur!« sagte er laut. »Wenn diese verdammten Hunde auf die Idee kommen, in dieser Richtung zu suchen, kann es schlimm ausgehen.«
Aber er hatte diesmal Glück. Obwohl er immer wieder zurückschaute, sah er nichts von seinen Verfolgern.
15.
Conrad kam vier Stunden später zur Basis zurück, als er ursprünglich ausgerechnet hatte. Immer noch tropfte Blut von seinem Gesicht, er war völlig durchgefroren, und er torkelte wie ein Betrunkener.
Als er sich den Palisaden näherte, schwenkte ein Scheinwerfer auf ihn ein. Das Licht war blendend. Aber zumindest bewies es, daß sie auf Posten waren. Weitere Scheinwerfer erstrahlten. Verzweifelt versuchte er die Augenbinde vom Bioauge zu nehmen und auf das andere zu geben, aber er schaffte es nicht. Seine Biohand war völlig taub. Dann bemühte er sich, den Laser aus der Prothesenhand in die andere überzuwechseln, doch auch das gelang nicht. Er entglitt ihm. Müde bückte er sich danach und hob ihn wieder mit der Prothese auf.
Endlich fand er genug Kraft, um zu brüllen: »Dämpft das verdammte Licht! Ich bin es, Conrad. Schickt Matthew heraus, daß er mich holt.« Dann kippte er um.
Aber nicht Matthew brachte ihn ins Schiff, sondern Kwango, doch das wußte er nicht. Als er wieder zu sich kam, lag er in einem Bett der Krankenstation, wo man ihm gerade Blut übertrug. Leutnant Smith drückte ein Stethoskop auf seine Brust, während Kwango ihn besorgt beobachtete.
Schwach hob er eine Hand, um die schmerzende Wange zu berühren.
»Nicht!« fauchte Indira. »Ich habe gerade erst Ihr Gesicht zusammengeflickt! Wenn Sie es anzulangen versuchen, breche ich Ihnen den Arm!«
Conrad bemühte sich zu lächeln, bis er feststellte, daß der Schmerz dadurch noch viel schlimmer wurde. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er wartete geduldig, bis die Schmerzwelle zurückwogte.
Sanft wischte Kwango ihm den Schweiß ab. Indira stach ihm eine Nadel in den Arm. »Was ist das?« Zumindest dachte er daran, die Lippen möglichst wenig zu bewegen. »Wenn es ein Schlafmittel ist, dann neutralisieren Sie es lieber gleich! Das ist ein Befehl!«
»Es ist nur ein leichtes Analgetikum, Commander«, sagte sie kalt. »Sie sahen aus, als brauchten Sie es. Aber wenn Sie meiner Meinung nach ein Knockoutmittel nötig hätten, würde ich es Ihnen geben – und wenn Sie Schwierigkeiten machen, bekommen Sie erst recht eines. Es wäre nicht das erste Mal, daß ich es notwendig fand, die Befehlsgewalt zu übernehmen.«
Conrad erinnerte sich, in welche Situationen er sich auf Kratos und Tantalus gebracht hatte, und hielt es für klüger, nichts zu sagen, was sie ihre Drohung wahrmachen lassen würde.
»Vielen Dank, Leutnant.« Er bemühte sich, seine Stimme ergeben klingen zu lassen, denn er konnte es sich jetzt nicht leisten, in den Schlaf befördert zu werden. »Ich werde mich bemühen, Ihnen keine Schwierigkeiten zu machen. Tatsächlich fühle ich mich den Verhältnissen entsprechend recht gut. War nett von Ihnen, mein Gesicht zusammenzunähen.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Indira blickte ihn streng an. »Außerdem fühlen Sie sich hundsmiserabel! Mir können Sie nichts vormachen. Es werden Ihnen auch drei hübsche Narben zurückbleiben. Vielleicht können Sie sich später eine Schönheitsoperation machen lassen, außer es stört Sie nicht, wie ein Frankensteinsohn herumzulaufen … So, ich gebe Ihnen dreißig Minuten. Wenn Sie dann nicht schlafen wollen, kriegen Sie die
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