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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Reise war jedoch fast zu Ende. Noch einen, vielleicht auch zwei Tage zu Pferde auf den mit kniehohem Schnee bedeckten Straßen, und sie würden mit neun ähnlichen Gruppen wie ihrer eigenen zusammentreffen. Leider waren nicht alle Schwestern dieser Gruppen Rote, aber das beunruhigte sie nicht allzu sehr. Toveine Gazal, einst eine Sitzende für die Roten, würde als die Frau in die Geschichte eingehen, die diese Schwarze Burg vernichtet hatte.
    Sie war sich sicher, daß Elaida glaubte, aus Exil und Ungnade befreit, sei sie dankbar für die Gelegenheit, sich zu bewähren. Höhnisch lächelte sie auf eine Art, die vielleicht sogar einen Wolf erschreckt hätte. Was vor zwanzig Jahren getan worden war, war notwendig gewesen, und das Licht verdamme all jene, die behaupteten, die Schwarze Ajah müsse damit zu tun gehabt haben. Es war notwendig und richtig gewesen, aber Toveine Gazal war von ihrem Sitz im Saal vertrieben und gezwungen worden, unter der Birkenrute um Gnade zu winseln, während die versammelten Schwestern und sogar Novizinnen und Aufgenommene zusahen und Zeugen wurden, daß auch Sitzende dem Gesetz unterworfen waren, obwohl man ihnen nicht sagte, welchem Gesetz. Und dann war sie die letzten zwanzig Jahre zum Arbeiten auf den abgelegenen Hof der Herrin Jara Doweel geschickt worden, eine Frau, die eine Aes Sedai, die im Exil Buße tat, nicht anders ansah als jeden anderen sich in Sonne und Schnee abplagenden Arbeiter. Toveines Hände an den Zügeln wurden unruhig. Sie konnte die Schwielen spüren. Herrin Doweel - sie konnte selbst jetzt noch nicht an die Frau denken, ohne ihren Titel zu erwähnen - glaubte an harte Arbeit. Und auch an so strenge Disziplin, wie sie jede Novizin halten mußte! Sie kannte keine Gnade mit jemandem, der sich vor der rückenbrecherischen Arbeit, die sie auch selbst verrichtete, zu drücken versuchte, und absolut keine Gnade mit einer Frau, die sich davonschlich, um sich mit einem hübschen Jungen zu vergnügen. So hatte Toveines Leben während der letzten zwanzig Jahre ausgesehen. Elaida hingegen war leichthin zum Amyrlin-Sitz gelangt, den Toveine einst für sich selbst erträumt hatte. Nein, sie war nicht dankbar. Aber sie hatte gelernt, auf ihre Stunde zu warten.
    Plötzlich preschte ein Reiter, ein großer Mann in einer schwarzen Jacke, dessen dunkles Haar ihm bis auf die Schultern fiel, aus dem Wald vor ihr auf die Straße, wobei Schnee auf s tob. »Es hat keinen Sinn zu kämpfen«, verkündete er bestimmt und hob eine behandschuhte Hand. »Ergebt Euch friedlich, dann wird niemandem etwas geschehen.«
    Es waren weder seine Erscheinung noch seine Worte, was Toveine dazu brachte, ihr Pferd jäh zu zügeln, während sich die anderen Schwestern um sie versammelten. »Ergreift ihn«, sagte sie ruhig. »Aber Ihr solltet Euch besser verbinden. Er schirmt mich ab.« Anscheinend war einer dieser Asha'man zu ihr gekommen. Wie zuvorkommend von ihm.
    Plötzlich erkannte sie, daß nichts geschah, und sie wandte ihren Blick von dem Burschen ab, um Jenare finster anzusehen. Das blasse, kantige Gesicht der Frau schien vollkommen blutleer. »Toveine«, sagte sie unsicher. »Ich bin auch abgeschirmt.«
    »Ich ebenfalls«, keuchte Lemai ungläubig, und die anderen stimmten zunehmend entsetzt mit ein. Sie waren alle abgeschirmt.
    Weitere Männer in schwarzen Jacken erschienen rund um sie herum zwischen den Bäumen, die Pferde langsam vorantreibend. Toveine hörte bei fünfzehn auf zu zählen. Die Wachen murrten verärgert und erwarteten den Befehl einer Schwester. Sie wußten jedoch nichts, außer daß eine Bande Schurken ihnen aufgelauert hatte. Toveine schnalzte verärgert mit der Zunge. Diese Männer vermochten natürlich nicht alle die Macht zu lenken, aber anscheinend standen ihr alle Asha'man gegenüber, die es konnten. Sie bewahrte Ruhe. Im Gegensatz zu einigen der Schwestern in ihrer Begleitung waren dies nicht die ersten Männer, welche die Macht lenken konnten, denen sie gegenüberstand. Der große Mann ritt lächelnd auf sie zu und glaubte offenbar, sie wäre seiner lächerlichen Aufforderung gefolgt.
    »Auf meinen Befehl hin«, sagte sie leise, »werden wir in alle Richtungen ausbrechen. Sobald Ihr weit genug fort gelangt seid, daß der Mann den Schild losläßt, kehrt Ihr um und helft den Wachen. Macht Euch bereit.« Dann rief sie: »Wächter, bekämpft sie!«
    Die Wächter stürmten brüllend vorwärts, schwenkten ihre Schwerter und beabsichtigten zweifellos, die Schwestern zu

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