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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ich brauche dich einfach.«
    Verdammt, der Mann konnte einem mit wenigen Worten den Boden unter den Füßen entziehen!
    Mit einem ebenso begierigen Lächeln wie dem ihren ergriff er den Saum seines Hemdes und beugte sich herab, um es sich über den Kopf zu ziehen. Sie verschränkte die Finger über ihrem Bauch und lehnte sich erneut zurück, um zuzusehen.
    Die drei Töchter des Speers, die den Raum betraten, trugen die Shoufa nicht mehr, die im Gang ihr kurzes Haar verborgen hatte. Sie kamen mit leeren Händen und trugen auch nicht mehr die Gürteldolche mit der schweren Klinge. Mehr konnte Min in der kurzen Zeit nicht erkennen.
    Rands Kopf und Arme steckten noch im Hemd. Die flachshaarige Somara, die selbst für eine Aiel groß war, ergriff das weiße Leinen, verknotete es und setzte Rand auf diese Weise gefangen. Fast mit derselben Bewegung trat sie ihm zwischen die Beine. Er beugte sich mit ersticktem Stöhnen vor.
    Nesair, mit dem roten Haar und trotz der weißen Narben auf beiden sonnengebräunten Wangen wunderschön, rammte ihm eine Faust ausreichend hart in die rechte Seite, daß er seitwärts taumelte.
    Min sprang mit einem Schrei vom Bett. Sie wußte nicht, welcher Wahnsinn hier herrschte, konnte es nicht einmal annähernd erahnen. Sie zog mit einer anmutigen Bewegung ihre beiden Dolche aus den Ärmeln und warf sich schreiend auf die Töchter des Speers. »Hilfe! Oh, Rand! Hilft uns denn niemand!«
    Die dritte Tochter des Speers, Nandera, wandte sich behende wie eine Schlange um, und Min spürte, wie sich ein Fuß in ihren Magen bohrte. Pfeifend entwich ihr Atem. Die Dolche flogen aus ihren tauben Händen; sie wurde von der Tochter des Speers herumgewirbelt und landete krachend auf dem Rücken, wodurch auch noch die restliche Atemluft aus ihren Lungen gepreßt wurde. Sie versuchte, sich zu bewegen und zu atmen -versuchte zu verstehen! -, aber sie konnte nur daliegen und zusehen.
    Die drei Frauen gingen gründlich vor. Nesair und Nandera bearbeiteten Rand mit ihren Fäusten, während Somara ihn vornübergebeugt in seinem eigenen Hemd gefangenhielt. Wieder und wieder plazierten sie gezielte Schläge in Rands harten Bauch und in seine rechte Seite. Min hätte hysterisch gelacht, wenn sie genug Atem gehabt hätte. Sie versuchten, ihn totzuprügeln, und vermieden sehr sorgfältig Schläge in der Nähe der empfindlichen runden Narbe an seiner linken Seite, durch die der erst halbwegs verheilte Riß verlief.
    Min wußte sehr wohl, wie hart Rands Körper war, wie stark, aber dem konnte niemand standhalten. Langsam sackten seine Knie ein, und als sie ihn auf die Bodenfliesen geschickt hatten, traten Nandera und Nesair zurück. Sie nickten, und Somara ließ Rands Hemd los. Er fiel vorwärts aufs Gesicht. Sie konnte hören, wie er keuchte und das Stöhnen bekämpfte, das trotz seiner Bemühungen aufwallte. Somara zog ihm im Knien fast zärtlich das Hemd herab. Er lag mit der Wange auf dem Boden und rang nach Atem.
    Nesair beugte sich herab, ergriff eine Faustvoll seines Haars und riß seinen Kopf hoch. »Wir haben uns das Recht hierauf errungen«, grollte sie. »Jede Tochter des Speers wollte Hand an Euch legen. Ich habe meinen Clan für Euch verlassen, Rand al'Thor, und ich werde nicht zulassen, daß Ihr mich schändlich behandelt!«
    Somara vollführte eine Handbewegung, als wollte sie ihm das Haar aus dem Gesicht streichen, riß die Hand aber dann zurück. »So behandeln wir einen Erstbruder, der uns entehrt, Rand al'Thor«, sagte sie fest. »Beim ersten Mal. Beim zweiten Mal werden wir Riemen benutzen.«
    Nandera stand mit steinernem Gesicht über Rand, eine Faust in die Hüfte gestemmt. »Ihr tragt Verantwortung für die Ehre der Far Dareis Mai, Sohn einer Tochter des Speers«, sagte sie grimmig. »Ihr habt versprochen, uns zum Tanz der Speere für Euch zu rufen, und dann seid Ihr in die Schlacht geeilt und habt uns zurückgelassen. Das werdet Ihr nicht wieder tun.«
    Sie trat über ihn hinweg und ging, und die anderen beiden folgten ihr. Nur Somara schaute zurück, und wenn auch Mitleid in ihren blauen Augen stand, enthielt ihre Stimme keines, als sie sagte: »Sorgt dafür, daß dies nicht wieder nötig wird, Sohn einer Tochter des Speers.«
    Rand hatte sich mühsam auf Hände und Knie aufgerichtet, als es Min gelang, zu ihm zu kriechen. »Sie müssen verrückt sein«, krächzte sie. Licht, ihr Bauch schmerzte! »Rhuarc wird...!« Sie wußte nicht, was Rhuarc tun würde. Es wäre nicht genug, was immer es wäre.

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