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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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noch heute attestiert das bändereiche katholische
›Lexikon für Theologie und Kirche‹
diesem Propheten schlicht »Unbescholtenheit«, ja rühmt: »Lauterer Eifer für die Theokratie, für Recht und Gesetz, steter Gehorsam gegen Gottes Willen zieren Sauls Charakter.« Und der von Samuel gesalbte Saul (1020–1000), der erste König Israels, eine typisch »charismatische« Figur, über die zwar »Gottes Geist« geriet, die aber doch »eindeutig ... an Depressionen und Verfolgungswahn« litt (Beek), knüpfte kräftig an die Tradition vom »Heiligen Krieg« an. Laut Bibel kämpfte Saul »gegen alle seine Feinde ringsumher«, gegen Moabiter, Ammoniter, Edomiter, gegen die Könige Zobas, die Philister und Amalekiter. Als er freilich, auf höchsten Befehl, alle Amalekiter, einschließlich der Kinder und Säuglinge, ermorden ließ, das beste Vieh aber schonte, erregte er den Zorn des HERRN samt seines Propheten Samuel, wurde von den Philistern vernichtend geschlagen und beging Selbstmord – der erste in der Bibel erwähnte Freitod. 27
    Sein Nachfolger David, das heißt Liebling (Gottes), der durch hundert Philistern abgeschnittene Vorhäute sich Sauls Tochter Michal zur Frau erkauft, führt um die Jahrtausendwende, unter Verzicht auf das nationalstaatliche Prinzip, Israel zu seiner größten Machtentfaltung. Es reicht jetzt von Mittelsyrien bis an die Grenze Ägyptens und ist das stärkste Land zwischen den Großreichen Mesopotamien, Hamath und Ägypten.
    Wie schon über Saul, so geriet auch über David (1000–961) »der Geist des Herrn« und er selbst auf einen Kriegszug nach dem andern – »gegen lauter Unterdrücker«: gegen die letzten Enklaven der Kanaanäer im Norden, gegen Ammoniter, Moabiter, Edomiter, Aramäer, Hadadeser. »Meinen Feinden jagte ich nach und vertilgte sie, und ich kehre nie um, bis ich sie umgebracht habe«, bekennt Davids Danklied. »Ich will sie zerstoßen zu Staub der Erde, wie Dreck auf der Gasse will ich sie zerstäuben und zertreten.« Doch »fing er nie einen Krieg an«, lobt Kirchenlehrer Ambrosius, »ohne den Herrn zu Rate gezogen zu haben. Deshalb ging er aus allen Schlachten als Sieger hervor, die Hand bis ins höchste Greisenalter am Schwerte ...« Als erprobter einstiger Bandenhauptmann – dessen diesbezügliches Wirken das »Who's Who in the Old Testament« unter dem attraktiven Titel »The Guerrilla Years« schildert – ging der »hochgemute Kriegsheld« (Kirchenlehrer Basilius) besonders gründlich vor und wird dennoch (im Grunde deshalb!) nicht nur von der jüdischen, sondern auch von der ganzen christlichen und islamischen Theologie als Mann von überragender religiöser Bedeutung verehrt! »So oft David das Land überfiel, ließ er weder Mann noch Frau am Leben«, rühmt die »Heilige Schrift«. »So tat David, und das war seine Art, solange er im Philisterland wohnte.« Sechzehn Monate genoß er dort den Schutz des Königs Achis von Gath vor Saul. Später schlug gerade David die Philister so entscheidend, daß sie die Bibel kaum noch erwähnt. Auch läßt der Auserwählte Gottes – der erstmals den Kern eines stehenden Berufsheeres geschaffen, den Jahweglauben, betonter als früher schon, zur offiziellen Staatsreligion gemacht sowie die führenden Priester zu königlichen Beamten und Mitgliedern des Hofstaates – gelegentlich alle Pferde seiner Feinde lähmen oder diesen selbst Hände und Füße abhacken. Und gern legte »der göttliche David, dieser so sanftmütige und große Prophet« (Kirchengeschichtsschreiber Bischof Theodoret), das gefangene Volk – damit an Methoden Hitlers erinnernd – »unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen. So tat er allen Städten der Kinder Ammon.« 28
    Nicht ganz nebenbei: Dies Zitat gibt die vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Einvernehmen mit dem Verband der Evangelischen Bibelgesellschaften in Deutschland 1956 und 1964 genehmigte, 1971 gedruckte Bibel »Nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers« so wieder: »Aber das Volk darin führte er heraus und stellte sie als Fronarbeiter an die Sägen, die eisernen Pickel und an die eisernen Äxte und ließ sie
an den Ziegelöfen arbeiten.«
Luther selbst freilich hatte übersetzt: »Aber das Volck drinnen füret er eraus / und legt sie unter eisern segen und zacken / und eisern keile / und
verbrand sie in Zigelöfen.
« 29
    Die entsprechende Stelle des Ersten Buches der Chronik 20,3 lautet in der vom Rat der Evangelischen

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