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Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 01 - Die Fruehzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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alle Gottlosen im Lande, daß ich alle Übeltäter ausrotte aus der Stadt des HERRN.« So paßt es dem Klerus. »Die Größe Davids und seiner Erfolge«, schreibt 1959 das
›Lexikon für Theologie und Kirche‹,
»begründete die Wertschätzung, die ihm später zuteil wurde«, und attestiert ihm auch »menschliche Vorzüge«, »außergewöhnliche Vorzüge«. 35

Kirchlicher Antijudaismus vom 2. bis ins 4. Jahrhundert

    Die zunehmende Judenfeindschaft der Frühzeit beweisen die Schriften der Patres aevi apostolici, der Apostolischen Väter; eine von der Patristik des 17. Jahrhunderts zuerst gebrauchte Bezeichnung für einige Leute, die bald nach den Aposteln lebten – als »die Erde noch warm war vom Blute Christi« (Hieronymus).
    Der einzige von ihnen, den wir näher kennen, Ignatius, Bischof von Antiochien in Syrien, schreibt im frühen 2. Jahrhundert in mehreren Episteln gegen die Juden. »Wenn euch nun jemand Judentum vorreden sollte«, predigt Ignatius, »den höret nicht.« Judaistische Lehren nämlich sind »falsche Lehren«, »Arglist«, »alte Sagen, die nichts nützen«, »schlimme Kunstgriffe«, sind »wie Grabsäulen und Totenkammern«. Die Juden haben »die Gnade nicht empfangen«, vielmehr »die gotterleuchteten Propheten« verfolgt. »Schaffet also weg den schlechten Sauerteig ...« 24
    Derart schmäht bald, wie schon das Neue Testament, die ganze christliche Literatur die Juden Mörder der Propheten – als habe man diese am laufenden Band massakriert. Das Alte Testament aber, das zahlreiche Propheten aus vielen Jahrhunderten nennt, berichtet insgesamt zwei Prophetenmorde 25 – dagegen hatte allein der Prophet Elia, laut Bibel, 450 Baalspriester geschlachtet (S. 95).
    Der Barnabasbrief, um 130 in Syrien entstanden, von der alten Kirche hochgeehrt und zeitweise zu ihren Vorlesebüchern gezählt, spricht den Juden ihre »Heilige Schrift« ab. Sie verstanden sie gar nicht, »weil ein böser Engel sie beschwatzte«. Dafür bietet der Schreiber des Briefes, ein heidenchristlicher Lehrer, sichtlich erleuchtet, Proben weit besseren Verstehens. Zum Beispiel bedeute das Verbot, Hasenbraten zu essen, man dürfe kein Knabenschänder sein oder dergleichen, da der Hase jährlich seinen After vervielfältige. »Denn so viele Jahre er lebt, so viele Öffnungen hat er.« Der unbekannte Verfasser erkennt den Juden auch keinerlei Bund mit Gott mehr zu. Sie waren »wegen ihrer Sünden ... nicht würdig«. Kam Christus doch nicht zuletzt deshalb, »damit er das Sündenmaß für diejenigen voll mache, die schon seine Propheten bis zum Tode verfolgt«. So werden Jerusalem und Israel »dem Untergang anheimgegeben« 26 .
    Der hl. Justin, führender Apologet des 2. Jahrhunderts, ist – wie Tertullian, Athanasius und andere – entzückt über die grauenhafte Verwüstung Palästinas durch die Römer (S. 116), die Zerstörung seiner Städte, die Verbannung der Bewohner. All dies hält der Heilige für ein himmlisches Strafgericht, für »recht und gut, daß euch das zugestoßen ... ihr verkommenen Söhne, ehebrecherisches Gezücht, Dirnenkinder«. So überhäuft der »milde Justin« (Harnack), dessen Fest seit Leo XIII. (gest. 1903) das römische Brevier und Missale am 14. April verzeichnet, die Juden mit einer Flut unverschämter Invektiven. Er nennt sie seelisch krank, verkommen, blind, lahm, Götzendiener, Hurenkinder, voll jeder Schlechtigkeit. Er eifert, alle Wasser des Meeres könnten sie nicht reinigen. Ja, der Mann, der, so Kirchenschriftsteller Euseb, »ganz im Dienst der Wahrheit« steht, für die »Verkündigung der Wahrheit« stirbt, behauptet, die Juden seien schuld am Unrecht, »das alle anderen Menschen überhaupt begehen« – eine Verleumdung, die nicht einmal Streicher unter Hitler überbot. Gleichwohl verliert Benediktiner-Prior Groß im
›Lexikon für Theologie und Kirche‹,
1960, keine Silbe über Justins wütende Judenfeindschaft. Vielmehr glänzt dieser noch 1970 in einer »Geschichte der Alten Kirche im Unterricht« als »exemplarische Gestalt«! 27
    Im späten 2. Jahrhundert hält Melito von Sardes – bald darauf von seinem Kollegen Polykrates von Ephesus zu den großen Sternen der kleinasiatischen Kirche gezählt – eine erschreckende Rede. Denn Bischof Melito geißelt immer wieder die »Undankbarkeit« der Juden und bürdet ihnen auch das »furchtbare Wort vom Gottesmord ... wie eine Erbschuld« auf (Katholik Frank).

    »Undankbares Israel ...
    Unschätzbar sind seine Wohltaten an dir!
    Du aber

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