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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Leudesius, sondern Ebroin, ein anscheinend im Soissonnais begüteter Grundherr, im neustrischen Hausmeieramt folgte, der de facto jedoch auch über das Majordomat Burgunds verfügte; zweifellos der Mann des Tages.
    Da Ebroin nicht aus der Hocharistokratie kam, hoffte die einstige Sklavin vermutlich, leichteres Spiel mit ihm zu haben. Und zumindest zunächst konnte sie auch, gemeinsam mit ihm und unterstützt von den Bischöfen Chrodebert von Paris, Eligius von Noyon und Audoin von Rouen, eine zentralistische Politik verfolgen. Sie verhinderte eine Reichsteilung unter ihren Söhnen und regierte das neustroburgundische Teilreich ausschließlich im Namen Chlotars III., sicherte aber nach dem Sturz der Pippiniden, des Hausmeiers Grimoald in Austrien, dort ihrem jüngsten Sohn Childerich II. 662 die Nachfolge.
    In Burgund ließ Balthilde zwischen 660 und 663 den Erzbischof Aunemund von Lyon sowie seinen Bruder Dalfinus, den »praefectus« der Stadt, hinrichten, da der Metropolit offensichtlich die burgundische Hocharistokratie gegen das neustrische Königshaus mobilisierte. Die Anklage gegen ihn lautete aber nicht nur auf Hoch-, sondern auch auf Landesverrat, hatte er doch insgeheim eine auswärtige Macht (extranea gens) ins Reich rufen wollen. Unklar läßt die Quellenlage nur, ob der Metropolit in Chalon exekutiert oder heimlich ermordet worden war. Immerhin meldet der angelsächsische Priester und Mönch Aeddi Stephanus (Eddins) im frühen 8. Jahrhundert, die neue Jezabel (die aber zu einer Heiligen der katholischen Kirche aufstieg; Fest: 26. Januar oder 3. Februar) habe nicht weniger als neun Bischöfe ums Leben gebracht – anscheinend ebenfalls aus rein politischen Gründen, wegen ihrer Opposition zur neustrischen Dynastie, wohl zum merowingischen Königtum überhaupt.
    Vielleicht ist die Zahl, die Priester und Diakone freilich noch gar nicht einbezieht, übertrieben. Doch geboten seinerzeit gerade viele hochfeudalisierte Bischöfe über eine Machtfülle, die häufig die Herrschaftsrechte der Herzöge und Grafen erheblich übertraf und Basis, ja Existenz des Throns immer gefährlicher bedrohte. Antiklerikalismus jedenfalls scheidet bei der Königin aus. Sie unterhielt zu verschiedenen Prälaten engere Beziehungen (Audoin von Rouen und Chrodebert von Paris gehörten zu ihren Beratern), sie hat auch viele der damals schon sehr zahlreichen Klöster Neustriens durch generöse Land- und Geldschenkungen, Spenden in Gold und Silber, besonders gefördert, mehrere gegründet. So überaus großzügig die Männerabtei Corbie (Diözese Amiens). Oder das Nonnenkloster Cala, Chelles-sur-Marne (Diözese Paris), in das sie bei ihrem Sturz um 665 als Nonne eintreten mußte und wo sie um 680 starb. Feiert sie doch die Vita Balthildis als tatkräftige Regentin und Christin zugleich. Und schließlich ist sie eine Heilige. 11

Ebroin und Leodegar, Antichrist und Nachfolger Christi

    Die kirchliche Tradition hat Ebroin als Bestie, Abschaum der Menschheit, Antichrist gebrandmarkt. Eine Quelle nennt ihn zwar einen »ansonsten tüchtigen Mann, aber mit dem Hinrichten von Bischöfen allzu schnell bei der Hand«. Doch auch Ebroin war keinesfalls prinzipiell kirchenfeindlich, vielmehr Stifter einer eigenen Hausabtei, des Marienklosters in Soissons (um 667), lebenslanger Freund auch des hl. Bischofs Audoin von Rouen, der als Berater der Pariser Könige allerdings der letzte gewesen ist, der dem Aufstieg der Pippiniden noch wirkungsvoll widerstand.
    Ebroin hatte offensichtlich auch gute Beziehungen zum hl. Eligius, Bischof von Noyon-Tournai, einem engen Freund wieder Bischof Audoins. Doch war der Hausmeier eher armer Herkunft und somit nicht verpflichtet, aus familiären Gründen die reichen Adelscliquen zu schonen, die ihn, nicht ganz zu Recht, für einen Emporkömmling hielten. Er drängte ihren Einfluß zurück, minderte indes auch den der Merowinger, betrieb aber rücksichtslos die Interessen der Krone, die Wiedervereinigung des Frankenreiches unter neustrischer Führung. So geriet er in Konflikt mit den stets mehr eskalierenden Machtansprüchen der weltlichen, besonders jedoch kirchlichen Nobilität Neustriens und Burgunds. Sie führte der einst von Ebroin selbst sehr begünstigte Bischof Leodegar (Leudegarius) von Autun an, ein Abkömmling franko-burgundischer Hocharistokratie, ein Bruder des Gairenus (Warin), Grafen von Paris, und ein Neffe des auswischen Bischofs Dido von Poitiers. 12
    Durch Onkel Dido war Leodegar Archidiakon in

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