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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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merowingischen Kinderkönige immer mehr zum Spielball großer Reichsparteien, nicht zuletzt der Arnulfinger-Pippiniden.
    Deutlicher tritt die Kirchenpolitik Grimoalds und seines Kreises hervor. Der nachmals Geköpfte hatte enge Kontakte mit den religiös führenden Figuren der Zeit. Er war mit den Bischöfen Desiderius von Cahors und Dido von Poitiers befreundet. Er ließ um 646/648 König Sigibert in den nordöstlichen Ausläufern der Ardennen die Klöster Stablo (Stavelot) und Malmédy in den Diözesen Maastricht und Köln stiften, wofür Sigibert ein Waldgebiet von zwölf Meilen zur Verfügung stellte.
    Grimoalds Mutter, die hl. Iduberga (Itta), ist die Stifterin einer pippinischen Hausabtei, des Frauenklosters zu Nivelles, des ältesten in den Niederlanden. Und beide gründeten 651 auch die Abtei Fosses westlich von Namur für jene irischen Mönche, die Hausmeier Erchinoald samt ihrem Abt Foillan aus Neustroburgund ausgewiesen. Ein Teil von ihnen vergrößerte das »Familien«- und »Mutterkloster« Nivelles – »eine Stätte der Zucht inmitten eines zuchtlosen Volkes« (Hümmeler), machte es also zu einem der seit der christlichen Antike berüchtigten Doppelklöster.
    Erste Äbtissin wurde die Tochter der hl. Iduberga, die gleichfalls hl. Gertrud (= sehr hold) von Nivelles, Grimoalds junge Schwester. Nur »Magd und Braut Jesu Christi« wollte sie sein, ganz allein »ihre Jungfräulichkeit dem himmlischen König« weihen (Hümmeler); eine Gottesbraut aber mit engen Beziehungen auch zu den irischen Mönchen, zumal zum ebenfalls hl. Abt Foillan. Dieser, der bald nach seiner Vertreibung bei der hl. Iduberga, der hl. Gertrud, Aufnahme fand und »weiterhin Kontakt mit dem ›Mutterkloster‹« hielt (van Uytfanghe), wurde um 655, von Nivelles heimkehrend, im Forst von Seneffe erschlagen und in den Abzugsgraben eines Schweinestalls geworfen. In großer Prozession freilich gelangte er nach Nivelles zurück, worauf der Kult des »Märtyrers« von Wallonien bis ins Rheinland expandierte. 8
    Die hl. Gertrud aber, die schon als Zwölfjährige ewige Keuschheit gelobt, war durch ihre »Askese ausgezehrt«. Bereits mit dreißig Jahren trat sie zurück, übertrug das aufreibende Äbtissinnen-Amt Grimoalds einziger Tochter Wulfetrude, ihrer Nichte, auf daß alles in der Familie bliebe. Nur noch drei Jahre lebte sie dann »in Gebet und Buße« (van Uytfanghe). Und folgte während der hl. Messe dem hl. Märtyrer Foillan ins Paradies – indes auf Erden ihr Kult sich rasch von Brabant über Deutschland bis nach Polen ausdehnte, ja, eine der meistverbreiteten mittelalterlichen Heiligengemeinschaften wurde.
    Sinnigerweise avancierte Gertrud zunächst zur Patronin der Reisenden (sie »trinken beim Abschied die ›Gertrudenminne‹«), dann aber auch zur Schutzheiligen für einen guten Tod (»Sankt Gertrud möge dir Herberge bereiten!«). Und vom 15. Jahrhundert an nahm ihre Anrufung gegen Ratten und Mäuse zu. In der Ikonographie erscheint sie im Nonnen- oder Fürstengewand mit Krone, Fürstenhut, doch auch mit überall an ihr oder auf dem Äbtissinnenstab hinaufkletternden oder auf ihrem Bauch sitzenden Mausen: Symbol des Unreinen, Bösen! Mäuse waren es, die sie »beim andächtigen Spinnen störten«. 9
    Nun, fabulöses Rankenwerk, klerikale Propaganda. Tatsache aber ist, daß das pippinische Familienkloster, gleich so vielen Klöstern, der Hausmacht der Familie zugute kam und deshalb auf den – selbstverständlich politisch motivierten – heftigen Widerstand der neustrischen Aristokratie stieß. 10

Die hl. Balthilde tötet neun Bischöfe

    Grimoalds mißglückter Thronsturzversuch brachte die Pippiniden für zwei Jahrzehnte machtpolitisch ins Abseits. Statt ihrer kamen Neustrien und Burgund zum Zug, weniger allerdings das Königshaus als der Hochadel dieser Länder.
    Zunächst freilich hatte Balthilde, die als angelsächsische Sklavin durch den Hausmeier Erchinoald an den neustroburgundischen Hof gelangte und um 648 von Chlodwig II. (639–657) geehelichte »kostbare Perle um geringen Preis« (Vita s. Balthildis) mit allen Mitteln die fortgesetzte Schwächung des Königtums bekämpft. Dagegen blieb ihr Gatte, dem sie drei Söhne geboren, Chlotar, Theuderich und Childerich, ohne wirklichen Einfluß. Er starb 657, erst 23 Jahre alt, ein Lüstling, Wüstling angeblich und in den letzten Lebensjahren wahnsinnig. Und als gleich danach auch Hausmeier Erchinoald verschied, sorgte wohl Balthilde dafür, daß ihm nicht sein Sohn

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