Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter
Kunibert, mit den Söhnen Arnulfs von Metz, dem Herzog Bobo von der Auvergne, dem Alemannenherzog Leuthari. Die andere Gruppe führte ein gewisser Otto an, dessen Vater, der domesticus Uro, noch Dagobert I. zum Erzieher seines Sohnes Sigibert III. gemacht hatte. Otto, Vormund des minderjährigen Königs, beanspruchte gegen Pippins Sohn Grimoald die Nachfolge im Hausmeieramt. Zu Otto standen der Thüringerherzog Radulf und der Agilolfinger Fara. Sein Vater Chrodoald war bei Dagobert, »auf Anstiften« des hl. Bischofs Arnulf von Metz und Pippins, in Ungnade gefallen und 625 auf königlichen Befehl in Trier ermordet worden. Um den Vater zu rächen, schloß Fara sich dem Thüringerherzog Radulf an. Von Dagoberts hl. Sohn Sigibert (später als »Wetterherr« verehrt, Reliquien in Nancy, Fest: 1. Februar) um 640 in einer »wilden Schlacht« vermutlich zwischen Mainz und Vogelsberg geschlagen, wobei Fara umkam, konnte der verfolgte Radulf dennoch in Thüringen an der Unstrut den Sieg für sich buchen. »Man sagt, es seien dort viele Tausende Männer durch das Schwert gefallen« (Fredegar). Otto freilich wurde auf Betreiben Grimoalds, Bischof Kuniberts engem Freund (in amiciciam constringens), 642 oder 643 von dem Alemannenherzog Leuthari ermordet. Jetzt stand Grimoalds Hausmeieramt nichts mehr im Weg; etwa 14 Jahre lang beherrschte er Austrien.
König Sigibert, zunächst kinderlos und unter Grimoalds Kuratel, mußte nun dessen Sohn adoptieren, der den merowingischen Königsnamen Childebert (III.) erhielt, eine in tiefes Dunkel gehüllte Regierungszeit, etwa zwischen 660 und 662. Doch bekam Sigibert selbst noch einen Sohn, Dagobert II. Und als der hl. König (der sich dem gleichfalls hl. Papst Martin I. bei der Bekämpfung des Monotheletismus [S. 337 ff.] verweigerte, auch den Bischöfen Synoden ohne königliche Genehmigung verbot) im Januar 656 tödlich erkrankte, trafen sich Grimoald und Bischof Dido von Poitiers im pippinischen Familienkloster Nivelles und stellten die Weichen für den Todesfall. 6
König Sigibert, am 1. Februar 656 mit 27 Jahren bereits sterbend, hatte zwar sein unmündiges Kind der Obhut Grimoalds anvertraut. Doch der ehrgeizige Majordomus über Austrien unternahm nun seinen sogenannten Staatsstreich, den ersten Versuch, die Pippiniden auf den fränkischen Königsthron zu bringen. Durch Bischof Dido ließ er den noch unmündigen Merowingerprinzen Dagobert II. zum Mönch scheren, um seinem eigenen Sohn Childebert (III.) die Krone zu sichern. Absprachegemäß nahm Bischof Dido den rechtmäßigen Thronfolger Dagobert zunächst zu sich nach Poitiers und steckte ihn 660/661 in ein Kloster nach Irland, um ihn für immer zu beseitigen. Freilich mißlang dies sowohl durch mächtige austrische Oppositionelle wie vor allem durch den Widerstand der neustrischen Franken, die ihren eigenen, noch immer unmündigen König Chlotar III. zum Gesamtherrscher machen wollten. So wurde Grimoald in eine Falle gelockt, der neustrischen Dynastie ausgeliefert und in Paris gefangengesetzt. Dort endete er um 662 wegen Dagoberts II. Exilierung auf dem Schafott. Auch sein Sohn Childebertus adoptivus fiel vermutlich mit ihm, starb jedenfalls. Statt seiner wurde Childerich II. (662–675), ein jüngerer Bruder Chlotars III., Königin Balthildes jüngster, erst sieben Jahre alter Sohn, in Austrien König.
Schon nach drei Generationen war 662 der Mannesstamm der Pippiniden erloschen. Einen König und zwei Hausmeier hatten sie hervorgebracht. Jetzt lebten nur noch zwei Schwestern Grimoalds, die Äbtissin Gertrud von Nivelles und Begga, seit etwa 635 mit Ansegisel verheiratet, dem zweiten Sohn des hl. Arnulf von Metz. Das pippinidische Erbe zwischen Kohlenwald und Maas ging auf die moselländischen Arnulfinger über, deren Güter um Metz, Verdun, Tongern, vielleicht auch um Trier lagen. Der Sohn Ansegisels und Beggas, nach seinem Großvater mütterlicherseits Pippin genannt (Pippin II., der Mittlere), und seine Nachkommen verfügten damit über den gewaltigen Besitz von Arnulfingern und Pippiniden, ihre Hausgüter im Maas- und Moselraum – ein geschichtemachendes Herrschaftspotential. 7
... und viel Frommes
Das politische Geschehen dieser Jahre ist reichlich nebulos. Zählt doch die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts zu den »dunkelsten Epochen« der mittelalterlichen Geschichte. Denn einmal schweigen mit dem Ende der Fredegarchronik 643 die zeitgenössischen Quellen fast ganz. Sodann werden die fast durchweg minderjährigen
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