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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Friesen und Sachsen, siegreich gegen Plektruds Witwensitz Köln vorgerückt waren, »indem sie gemeinsam jene Lande verwüsteten« (Fredegarii Continuationes). 25
    Dann aber kam Karl zum Zug – »und es geschah ein großes Blutvergießen auf beiden Seiten«, wie dieselbe Chronik meldet. Karl schlug die Neustrier 716 in den Ardennen, südlich Lüttich, 717 auch bei Vinchy, südlich Cambrai. Er jagte die Fliehenden bis Paris, kehrte beutebeladen zurück und zwang Plektrud zur Übergabe Kölns samt Auslieferung ihres reichen Schatzes. Damit hatte er zunächst das Regiment in Austrien; doch gab er dem Land mit Chlotar IV. (717–719) einen – allerdings völlig von ihm abhängigen – König, praktisch einen Gegenkönig zu dem Neustrier Chilperich.
    718 verheerte Karl Martell Sachsen bis zur Weser und besiegte noch im selben Jahr oder im nächsten bei Soissons ein neustrisch-aquitanisches Aufgebot unter Hausmeier Raganfred und Herzog Eudo. Er führte bald neue Kriege gegen die Sachsen und bekämpfte sie noch einmal 738, wobei er jetzt »jene unverbesserlichen Heiden« zur Tributpflicht und Geiselstellung zwingen konnte – im Wortlaut unserer Quelle: »... brach Karl, der tapfere Mann, mit dem fränkischen Heer auf, setzte nach klugem Plan, da wo die Lippe einmündet, über den Rheinstrom, verwüstete den größten Teil jenes Landstrichs mit vielem Blutvergießen, machte das wilde Volk zum Teil zinspflichtig, ließ sich viele Geiseln von ihm stellen und kehrte dann mit Gottes Hilfe siegreich nach Hause zurück.«
    Dazwischen zog er noch zweimal gegen die Bayern, einmal, 730, gegen die Schwaben, die endgültig unterworfen wurden, und führte im folgenden Jahr zwei Kriege gegen Aquitanien, das er weithin brandschatzte.
    Nach langen Kämpfen und schweren Rückschlägen errang Karl die Anerkennung als gesamtfränkischer Hausmeier. Bei Chlotars IV. Tod 719 bekam er von Herzog Eudo, den er wieder tolerierte, den flüchtigen merowingischen Schattenkönig Chilperich II. samt Königsschatz ausgeliefert, erkannte ihn aber in Neustrien als rex an. Freilich lebte Chilperich nur noch ein Jahr. Darauf ließ er Theuderich IV. (720–737) »regieren« – ein König auf dem Thron, von dem keine Quelle spricht, nicht einmal von seinem Tod, den wir nur zufällig erfahren. Und seit 737 herrschte Karl ohne jeden Merowinger unumschränkt, der eigentliche Begründer des Karolingerreiches.
    Karl Martell hatte seine Macht durch fortgesetztes Schlachten gefestigt. Jahr für Jahr war er ausgerückt, keineswegs nur um die Grenzen zu sichern, sondern um sie vorzuschieben, um zu unterwerfen, zu versklaven. Er stritt nicht nur gegen die Neustrier, sondern rundum, gegen die Alemannen, gegen die er 725 und 730 überaus blutige Siege erfocht und den Bischof Pirmin missionierend im Sinne seiner Herrschaft wirken ließ. Er führte Kriege wider »das wilde Seevolk der Friesen« (»eine der Hauptleistungen seines Lebens«: Braunfels), zwei Feldzüge, 733 und 734, wobei er zuletzt sogar in einem »kühnen Seezug« und »mit der gehörigen Anzahl von Schiffen« über die Zuidersee mit einer Flotte vorstieß, worauf er das Land vollständig verwüstet, den Herzog, ihren »hinterlistigen Ratgeber«, getötet, die friesischen Heiligtümer geschleift und verbrannt hat – die gute christliche Art, die Frohe Botschaft zu verbreiten und nebenher ein wenig auch die eigene Macht. Er bekämpfte die Sachsen, zu denen er Bonifatius mit einem Geleitbrief schickte. Er zog gegen die Thüringer, die Bayern, nach Burgund, in die Provence und wider die »gens perfida« der Sarazenen, der Araber 732. 26

11. Kapitel

Der hl. Bonifatius, »Apostel der Deutschen« und Roms
    »The Greatest Englishman«.
    Titel einer Anthologie von Timothy Reuter 1

    »Er war eine durch und durch feine, fast möchte man sagen eine zarte, keine stürmische oder Kraftnatur. Ein Mann von einem ganz reinen, hohen Idealismus.«
    Wilhelm Neuss 2

    »Ferner sollte jeder – auch der atheistische – Historiker zugeben, daß ... Bonifatius uns das Tor aufgerissen hat, daß durch ihn die Grenze Europas weiter nach Osten wanderte. Ein Gleiches gilt von den Sachsenkriegen Karls.«
    K. König/K. Witte 3

    »Bonifatius ... der tiefer auf die Geschichte Europas eingewirkt hat als jemals ein Engländer nach ihm ... nicht nur ein Missionar, sondern ein Staatsmann und ein Verwaltungsgenie und vor allem ein Diener der römischen Ordnung.«
    Christopher Dawson 4

    »Die Herrlichkeit des Mittelalters beruht zu

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