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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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Oberhirten von Salzburg und Passau bezichtigte, aus Ehrgeiz und Habgier die »alten Grenzen« überschritten zu haben.
    Bischof Ermenrich von Passau hatte Methodios vielleicht gefangengenommen. Und Ermenrich, ein gebildeter Literat aus schwäbischem Adel, in Fulda Schüler Hrabans und Rudolfs, in Reichenau Walafrid Strabos, zeitweise auch am Hof Ludwigs des Deutschen in Regensburg weilend, er stürzte sich – nach Papst Johann VIII. – mit einer Reitpeitsche auf den Bruder in Christo, setzte ihn längere Zeit unter freiem Himmel dem Winter, dem Regen aus und kerkerte ihn vermutlich auch ein. Von Ende 870 bis 873 jedenfalls saß Erzbischof Methodios in Klosterhaft, entweder bei Freising, in Regensburg oder in Ellwangen, wo Ermenrich einst Mönch gewesen. 42

Einfälle im Osten oder »Keiner entrann von dort außer Bischof Embricho ...«

    Auch Großfürst Swatopluk, der eigentliche Beherrscher des Großmährischen Reiches, der gesamten Sudetenländer, einschließlich Böhmens, Schlesiens sowie Mittelungarns, hatte in fränkischen Gefängnissen gesteckt, sich aber allmählich als immer nützlicher erwiesen, bereits auch benachbarte Slawenstämme unterworfen und »bekehrt«, wie die östlichen Tschechen. Der Fürstensitz Neutra war in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts schon Bischofssitz, der östlichste der lateinischen Kirche.
    871 aber wurde Swatopluk der Treulosigkeit angeklagt und erneut von den Franken in Gewahrsam genommen, von Karlmann, dessen Enkel er aus der Taufe gehoben. Doch da wohl unschuldig, mußte man ihn, sogar »mit königlichen Geschenken«, wieder entlassen. Freilich rächte sich der Fürst jetzt. Er nahm Ratislavs antifränkische Politik auf, erhob sich und fügte dem bayerischen Heer noch 871 eine furchtbare Niederlage zu. Die Grenzgrafen gegen Mähren, Wilhelm und Engelschalk, kamen mit vielen anderen um. »Alle Freude der Bayern über so viele vorangegangene Siege wurde in Trauer und Wehklage verwandelt.« Was man nicht niederhaute, endete in Gefangenschaft. Swatopluk, der sich immerhin für die wichtigsten politischen Geschäfte christlicher Priester bediente, des Johann von Venedig, des Schwaben Wiching, bleibt so gleichwohl für die Franken das »Hirn voll Trug und Hinterlist«, »unmenschlich und blutgierig wie ein Wolf« (Annales Fuldenses).
    872 greift man zwar Mährer wie Böhmen mit einer ganzen Reihe von Gewalthaufen an, doch wieder mit wenig »Glück«. Thüringer und Sachsen werden »mit sehr großem Verlust« in die Flucht gejagt, »fliehende Grafen von den Weiblein jener Gegend geprügelt und mit Knüppeln von den Pferden herab zu Boden geschlagen«. Dafür macht freilich, »im Vertrauen auf Gottes Beistand« (der zur selben Zeit doch den Dom zu Worms mit »himmlischem Feuer verzehrt«), das Kriegsvolk unter dem Mainzer Erzbischof gleich fünf feindlichen Herzögen Beine »samt einer großen Menge Empörer«, tötet, läßt in der Moldau ertrinken, verwüstet einen »nicht kleinen Teil« des Landes und kehrt dann »unversehrt heim. Bei diesem Zug hatte der Erzbischof Liutbert die oberste Leitung«.
    Ein weiterer fränkischer Haufen, geführt von Bischof Arn von Würzburg – dem Erbauer eines dortigen Doms sowie »verantwortlicher Heerführer in vier überlieferten Feldzügen« (Lindner) – und Abt Sigehard von Fulda, eilte dem »mit Mord und Brand« wider Swatopluk operierenden Karlmann zu Hilfe. Aber die Bayern unterlagen. Sie mußten »mit Verlust des größten Teiles der Ihrigen unter größten Schwierigkeiten umkehren«. Und ein weiterer Bayerntrupp, zum Schutz der Schiffe am Donauufer zurückgelassen, wurde durch eine Schar Swatopluks gänzlich aufgerieben – »keiner entrann von dort außer Bischof Embricho von Regensburg ...«
    Nach ungewöhnlich opferreichen Einfällen konnte Swatopluk seine Herrschaft festigen, und 874 brachte ihm der Frieden von Forchheim eine relative Unabhängigkeit, auch kirchenpolitisch, allerdings gegen jährliche Tributzahlungen. 43

Endgültiges Verbot der slawischen Liturgie und Aufstieg der »Slawenapostel« zu Landespatronen und »Modeheiligen«

    Erst 873 hatte Papst Johann VIII. die Freilassung des Methodius erwirkt. Nach seiner Rückkehr in den pannonischen Sprengel sollte er zwar auf die slawische Liturgie, die »barbarische« Sprache, verzichten und die Messe nur lateinisch oder griechisch zelebrieren, »wie die über den ganzen Erdkreis verbreitete Kirche Gottes singt«, doch fügte Methodios sich nicht, und der Papst widerrief

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