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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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»Heidenmissionare«.
    Um 1114 zerstört der Brandenburger Bischof Hartbert mit dem Beistand des Magdeburger Johannisklosters, wie er sich selbst (in barbarischem Latein) rühmt, zahlreiche »Götzenbilder«. In Holstein, wo die Slawen wiederholten »Bekehrungs«versuchen getrotzt, vernichtete der hl. Vicelin, der spätere Bischof von Oldenburg, den alten, so anhänglich Haine und Quellen verehrenden Glauben, doch offenbar nur mit Hilfe des christlichen Obodritenfürsten Heinrich, der derart ja bloß »den Dienst am Hause des Herrn« (Helmold) auszubreiten gedachte.
    Einst hatte Christenfürst Heinrich den Heidenfürsten Kruto umbringen lassen, dann mit dänischer und deutscher Unterstützung das Abodritenreich wieder gewonnen, beträchtlich vergrößert und schließlich seine Residenz Alt-Lübeck (nordöstlich der heutigen Stadt) zum Zentrum eines christlichen Slawenreiches gemacht. Nach Heinrichs Ermordung 1127 aber brach dies alles rasch zusammen, da auch seine Söhne und Enkel nacheinander gleichfalls durch Mordanschläge umkamen. 1134 aber gewann Vicelin die Gunst Kaiser Lothars, der damals bei Segeberg, östlich der Trave, ein Chorherrenstift bauen ließ, das er Vicelin übertrug, und eine Burg.
    Bei Errichtung der Burg fragte ein zuschauender Slawe nach der »Zwingfeste«, die man »hier in der Stille« erstelle. Da entstehe ein Joch für das ganze Land, erwidert ein Slawenfürst. Von hier aus werde man »erst Plön brechen, dann Oldenburg und Lübeck, endlich die Trave überschreiten und Ratzeburg mit ganz Polabien erobern. Doch auch das Land der Obotriten wird ihren Händen nicht entgehen!« Und als der andre nach der Ursache solchen Unglücks forscht, sagt der Fürst: »Siehst du den kleinen Kahlkopf dort beim König stehen? Der hat dieses ganze Unglück über uns gebracht!«
    Der kleine Kahlkopf war der Missionar, der Slawenapostel Vicelin. Denn regelmäßig verband sich mit der Mission die weltliche Gewalt und umgekehrt. 13
    So empfing Bischof Otto in Gützkow eine Gesandtschaft von Albrecht dem Bären (gest. 1170), die auch die Slawenregion sorgfältig auszuspähen hatte. Denn die Christianisierung schien hier Albrecht, der im engen Kontakt zu Lothar, dem Erzbistum Magdeburg, den Prämonstratensern u.a. eine äußerst zielstrebig gegen die Slawen vorgetragene Territorialpolitik betrieb, sehr erfolgversprechend. Albrecht kolonisierte und christianisierte die Nordmark und die ostelbischen Gebiete, was ihn zum Herrn über das gesamte Liutizenland machte, von der Lausitz bis zur unteren Peene und Oder. Auch die ottonischen Bistümer Havelberg und Brandenburg hat man so wiederhergestellt, überhaupt eben die Mark Brandenburg, eine neue Landesherrschaft im Slawenraum, gegründet. Und 1158 fand der Wegbereiter der deutschen Ostexpansion, der erste Markgraf von Brandenburg, der so aktive Askanier, Vater von drei Töchtern und sieben Söhnen, darunter Erzbischof Siegfried von Bremen, sogar noch Zeit, nebst Gattin Sophie von Winzenburg ins Heilige Land zu pilgern. 14
    Der hl. Otto, vom Kaiser ohnedies mit Zuweisungen überschüttet wie kein Prälat sonst, hatte auch die Pommern nicht bloß um »Gotteslohn« bekehrt. Denn bevor Lothar 1136 zu seinem großen Kriegszug nach Italien aufbrach, garantierte er Otto dokumentarisch die Tribute von vier Slawenbezirken als Dank und Anerkennung dafür, daß er dort den »Samen des Christentums« ausgestreut; womit sich die dem Heiligen zahlpflichtigen Gebiete bis zur Peene erstreckten. Nicht genug: auch alle Kirchen, die er in jenen Gegenden gegründet, sollen »ohne Einspruch ihm und seinem Bistum gehören« (sine contradictione sibi et ecclesie sue obtineat).
    Ein merkwürdiges Licht auf den Bischof von Bamberg wirft auch ein Aufstand im benachbarten Böhmen. Dort regierte der gut christliche Herzog Sobeslav I. (1125–1140), der durch den König Lothar 1126 in der Schlacht bei Kulm eine fürchterliche Niederlage erlitten hatte, wonach man sich aber gegenseitig respektierte.
    Im Sommer 1130 deckte man nun ein Komplott gegen Sobeslav auf. Zwei edle Böhmen, die Brüder Miroslaw und Strezimir, kamen danach sofort in Ketten, Miroslaw gestand, zu der Ermordung des Herzogs angestiftet worden zu sein; erst von einem Dienstmann des Herzogsneffen Bretislaw, den der Onkel schon seit Jahren gefangenhielt, dann von einem Priester, und schließlich von dem Prager Oberhirten Meginhard. Der Bischof, berichtete Miroslaw, habe ihm große Versprechungen gemacht und deren Einhaltung durch

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